Unsere Reise ging nach
2 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen zu Ende. Das "Abenteuer Wiedereinstieg" hat begonnen.

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Alaska's Wasser - erlebt in verschiedensten Formen

Nun wars soweit. Nach einer Nacht auf dem schönen South Rolly Lake Campground mit direktem Seeanstoss gönnten wir uns einen Kanuausflug. Also besorgten wir uns bei der Vermietstation Schwimmwesten, Paddel und eine Tragehilfe. Letzteres benötigten wir unbedingt, näheres dazu später... ;-)

Wir fuhren mit unserem Camper los und suchten die Zufahrtsstrasse zum See wo das Kanu liegen soll - nach dem zweiten Versuch hatten wir die Strasse schliesslich auch gefunden. Rasch haben wir noch ein paar Brote geschmiert und unsere Sachen gepackt. Wir liefen also ans Wasser und nahmen das schwere Boot vom Gestell. Uff - ein mordsschweres Teil! Unsere Freude war gross und so paddelten wir auf dem kleinen See los. Eigentlich wollten wir die "grosse Tour" mit etlichen Seen anpacken, dazu würden wir etwa 8 Stunden benötigen. Okay, guter Dinge paddelten wir über den ersten See. Am Ufer (wo es einen beschilderten Ausstieg und Trampelpfad hatte) stiegen wir aus. Die Tragehilfen waren bald an Bug und Heck montiert... Schnell merkten wir jedoch, dass sich die Hauptarbeit der "grossen Seen-Tour" wohl auf das Schleppen des Boots beschränken würde. Mit einem ca. 60 Kilo-Kanadier (inkl. Gepäck) auf unwegsamen Wegen! Als es dann noch zu regnen begann, machten wir in einem Wald einen kleinen Zwischenhalt und assen unsere Sandwiches. Wir sahen bald ein, dass wir es lieber bei drei Seen belassen und so paddelten wir wieder gemütlich zurück und genossen nochmals die Seerosenfelder und Biberbauten. Am Abend bezogen wir nochmals den gleichen Campingplatz, jedoch auf einer anderen Parzelle. Dieses Mal mit Sicht auf eine kleine Moorlandschaft - der nun anhaltende Regen leistete uns bei unserem gemütlichen Abend Gesellschaft.

Gut erholt von unserer Paddeltour fuhren wir weiter nach Anchorage. Dort buchten wir wieder mal einen "Lieblingsplatz" von Claudio. Erst nach dem Einchecken haben wir bemerkt, dass die Eisenbahnlinie beim Ship Creek RV Park wieder mal unmittelbar in Hörweite ist. Claudio liebt das nicht wirklich, ist sich zwischenzeitlich aber an den Zuglärm und die kilometerlangen Züge gewöhnt und findet auch dann seinen Schlaf. Die restliche Zeit des Nachmittags nutzten wir um mal wieder aufzuräumen, auszumisten, Sachen zu trocknen und zu reinigen. Auch Wäsche waschen war wieder mal angesagt. Zusätzlich nahm sich Angi unserer "Allerlei-Krims-Krams-Schublade" an. Das dortige Chaos war in ein paar Minuten erfolgreich bekämpft.

 

Am nächsten Tag besuchten wir Anchorage. Als erstes wurden wir auf einen Markt aufmerksam und so entschlossen wir uns, gleich dort in der Nähe zu parken. Der Markt bot allerlei: von bedruckten T-Shirts und Kleidern, geräuchertem Lachs, sonstigem Essen aus Allerwelt, Fotografien und Bildern, Kunstsachen und Souvenirs. Zu Claudio's Überraschung konnte Angi jeder Kauf-Versuchung widerstehen. Anschliessend liefen wir zu Fuss in das "Stadtzentrum". Na ja, eigentlich beschränkt sich dieses nur auf ein paar Strassen. Was uns gefallen hatte, war das Besucherzentrum. Wir waren sehr erstaunt, vor dem Zutritt mussten wir (wie beim Flughafen) alle Sachen ablegen und dann wurden wir durch einen Scanner geschleust - 9/11 lässt grüssen. Im Besucherzentrum wurden wir freundlich empfangen und auf Filmvorführungen aufmerksam gemacht. Wir sahen zwei Filme, einen über Alaska's Tierwelt, der andere über Alaska's Geschichte und seine Einwohner. Nach den Filmen besuchten wir die Ausstellung mit den zahlreichen ausgestopften Tieren und sonstigen Exponaten. Das "Fish Wheel" schien dabei eine ganz ausgeklügelte Fischfangmethode zu sein. Ein sich durch die Strömung selbst angetriebenes "Rad" dreht sich im Fluss und fängt dabei von selbst die aufsteigenden Lachse. Ansonsten hat uns Anchorage nicht aus den Socken gehauen - deswegen hatten wir auch keine Fotos davon gemacht.

Nach Anchorage fuhren wir nach Seward - trotz vorhergesagtem Regenwetter wollten wir wieder mal ein bisschen "Meerluft" schnuppern. Die Wetterprognosen trafen ein und so hatten wir mehrere Tage hintereinander mehr oder weniger heftige Regenfälle. Die Zeit verbrachten wir mit kleinen Spaziergängen, Podcasts gucken, einkaufen und so gingen auch diese Tage vorbei. An einem Tag besuchten wir noch den Exit-Gletscher. Selbstverständlich regnete es auch an diesem Tag. Gut gekleidet und auch richtig ausgerüstet (Turnschuhe und schlechte Kleidung sahen wir nur bei anderen) nahmen wir den Weg in Angriff. Schon bald waren wir ziemlich nahe, aus Sicherheitsgründen war der weitere Weg noch näher an die gewaltigen Eismassen nicht gestattet. Nach der Gletscherbesichtigung freuten wir uns auf den trockenen Camper, hängten unsere klatschnassen Sachen in der Dusche auf, heizten und assen etwas zum Mittagessen. Wir entfernten uns von Seward und bezogen in der Nähe einen anderen Campingplatz, welcher über Internet verfügte. Aus Langeweile (und Neugier) entschlossen wir uns, erstmals ein paar "Moose-Cookies" in unserem Camperbackofen zu machen. Bis auf das Vanille-Pulver fanden wir im Supermarkt alle Zutaten und so ging's dann voller Tatendrang los. Die Zutaten wurden gewogen, gemischt, gerührt, geknetet und dann gebacken. Unser Backofen (vermutlich nur fürs Pizzawärmen für "Fastfood-Junkies" gedacht) musste also für unsere Cookies herhalten. Die Temperatur kann man mit so gefühlten plus - minus 100 Grad Abweichung nur handgelenk mal pi einstellen. So kam es dann, dass die ersten "Elche" auf der Rückseite bald schwarz waren - die zweite Ladung aber perfekt gelang. Danach verzierten wir die Elche und verköstigten die ersten Exemplare.

Am Tag darauf, als das Wetter besserte, waren wir viel draussen und genossen die Sonne. Am Folgetag standen wir frühmorgens um 6 Uhr auf und fuhren nach dem Skypen mit den Grosseltern von Angi (sie hatten sehr Freude am "Neuzeitalter der Video-Telefonie") nach Whittier, wo wir dann die Fähre nach Valdez buchen wollten. Dies an einem Samstag und ohne Reservation - ob das wohl gut kommt? Wird sich Claudio's Traum einer Fährfahrt durch die "Inside Passage" heute erfüllen?

Wir kamen also nach knapp zwei Stunden Fahrt in Whittier an. Die Fährstation war bald ausgemacht und so reihten wir uns in die lange Warteschlange vor dem Ticketschalter. Endlich an der Reihe fragten wir nach Tickets nach Valdez. "Do you have a reservation? What's your name?" - war (natürlich) die erste Frage des freundlichen Angestellten. Nein - wir haben keine im Voraus gebuchten Tickets. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände... Also sah er die Buchungen durch und meinte, dass er uns nur noch einen "Standby-Platz" geben kann. Wenn's noch Platz habe, können wir mitfahren und wir waren auf dritter Warteposition. Die Überfahrt mussten wir mal bezahlen, sie war aber nicht garantiert. Also bezahlten wir und stellten unser Fahrzeug gespannt in die Warteschlange. Bald als letztes Fahrzeug wurden wir auch noch in den grossen Laderaum der Fähre gewunken. Juhui, die Überfahrt war also gesichert und so konnte es losgehen!

 

Fast während der ganzen Fahrt waren wir draussen an Deck. Die Reise führte vorbei an Küsten und kleinen Inseln - dies bei bestem Wetter und fantastischer Fernsicht in die zahlreichen, teils schneebedeckten Berge.
Auf einmal gesellten sich immer mehr Personen auf das Achterdeck. Die meisten waren offensichtlich Mitglieder eines "Corvette-Clubs" aus Kanada. Als sich ein Brautpaar und ein Pfarrer zur Runde gesellte, staunten wir nicht schlecht. Die Fähre hielt überraschend inmitten der "Inside Passage" an und es folgte eine Bord-Trauung auf dem Achterdeck. Kaum getraut, hörten wir noch eine andere Überraschung auf der Backbordseite. Ein Grauwal tauchte auf, holte Luft und verabschiedete sich kurze Zeit später wieder mit seiner imposanten Schwanzflosse von der Wasseroberfläche. Es kam uns vor, als wäre dieser Wal eigens für die Hochzeit an die Oberfläche geschwommen. Die Fähre nahm nach der Trauung wieder Geschwindigkeit auf und so verging auch der Rest der Reise wie im Flug.

In Valdez angekommen suchten wir zuerst einen Campingplatz. Da es ja Wochenende war (und zudem Valdez zu diesem Zeitpunkt von zig Hunderten von Lachsfischern fürs Lachs-Wettfischen besucht war) war diese Suche nicht ganz einfach. Schliesslich haben wir einen Platz gefunden. Am Abend liefen wir ins Dörfchen und buchten gleich für den nächsten Tag eine Bootsfahrt mit der Lulubelle-Yacht. Wir freuten uns sehr darauf. Am nächsten Tag stellten wir unseren Camper gleich neben dem Büro der Lulubelle-Gletscherfahrten ab. Sie haben dort für ein paar Dollar fünf hervorragende Plätze mit Vollanschlüssen (Strom, Wasser, Abwasser). Überraschenderweise trafen wir dort Claudio's ehemaligen Arbeitskollegen Tom und seine Freundin Carmen, welche 5 Wochen in Kanada und Alaska mit einem Mietwohnwagen Ferien machten. Wir wussten schon vorgängig, dass sie in Valdez sind, jedoch nicht, dass auch sie bei der Gletscherfahrt teilnehmen würden. So zogen wir zu viert in Richtung Hafen los.

 

An Bord wurden wir freundlich von der Lulubelle-Crew begrüsst. Nach ein paar Informationen stachen wir in See und erfuhren vom Kapitän durch die Lautsprecher immer wieder Neues über Land, Leute und Tiere. Von den gesichteten Fischottern konnten wir kaum genug kriegen. Diese putzigen Kerle sind einfach der Hammer!

Immer wieder mal fuhren wir nahe der Küste entlang, auch besuchten wir eine Seelöwen-Kolonie. Bevor wir die Tiere sahen, hörten wir sie erstmal und etwa gleichzeitig mit dem Sehen rochen wir sie auch. Diese Viecher stinken nicht ganz wenig ;-)

 

Weiter cruisten wir mit der Lulubelle in Richtung Columbia-Gletscher. Die immer zahlreicheren Eisstücke im Wasser kündigten den Gletscher bereits schon lange vorher an und je näher wir kamen, desto kälter wurde die Luft. Die Lulubelle musste immer wieder mal treibende Blöcke umschiffen oder mit dem Bug langsam aus dem Weg schieben. Schliesslich befanden wir uns ca. 200 Meter vor einer riesigen Eiswand. Es war still und man hörte es im Eis knacken und knirschen, ab und zu fielen Eisstücke vom Gletscher ins Wasser. Die ganz grossen Abbrüche verursachten zig meterhohe Wasserwände und anschliessend grosse Wellen. Dieses fantastische Schauspiel der Natur verfolgten wir über eine Stunde. Zu unserer Freude konnten wir auch den einen oder anderen grossen Abbruch mit der Fotokamera festhalten - für den allergrössten war vor lauter Staunen keine Zeit mehr.

Nach unserer Rückkehr gönnten wir uns zu viert ein feines Nachtessen in Valdez. Herzlichen Dank Carmen und Tom für das lässige Treffen, es war ein fantastischer Tag!

Am gegenüberliegenden Ufer von Valdez konnten wir Lachswanderungen beobachten. Die Fische kehren zurück und steigen vom Pazifik zu ihrer Geburtstätte in den Bächen auf - jedoch nur die wenigsten erreichen ihr Ziel. Hunderte oder besser gesagt tausende von Lachsen waren bereits vor dem Zulauf des Bachs gestorben, teilweise noch halblebend, einzelnen noch lebenden Fische haben die Möwen bereits ihre Augen herausausgepickt, die wenigsten konnten dem Bachlauf noch folgen, es stank gewaltig nach verwesendem Fisch. Die Natur ist halt nicht immer wunderschön und nett...

Ein weiteres Highlight waren die lachsfischenden Bären. Das "Fischen" war jedoch nicht allzu schwer - es erinnerte uns fast an ein bereits angerichtetes "Lachsbuffet". Nach ein paar verzehrten Lachsen bevorzugte der Bär dann nur noch die Fischeier (oder beim Stör auch Kaviar genannt). Meister Petz und sein Kleines zogen sich anschliessend vollgefressen in den Wald zurück, wir uns wieder auf unseren Campground. Dort liessen wir die fantastischen Eindrücke des Nachmittags nochmals Revue passieren.

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Kommentare: 5
  • #1

    Miriam & Peter (Freitag, 13 September 2013 21:13)

    Wow, wow, wow!!!!! Eure Bilder und der Bericht sind absolut beeindruckend. Sie wecken bei uns mal wieder das Fernweh (das trotz unserer langen Reise nicht weniger wurde - im Gegenteil). Schön, dass wir bis zu unserer nächsten Reise via Blog bei euem Abenteuer "mitreisen" dürfen. Nun wünschen wir euch viel Spass beim Erkunden der US-Küste und sind gespannt auf eure Entdeckungen.
    Liebe Grüsse Miriam und Peter

  • #2

    Beatrix&Thomas (Montag, 16 September 2013 22:16)

    Es ist einfach genial, was ihr alles erleben dürft.....ein wunderbares Geschenk. Und für uns, dass wir daran teilhaben dürfen ;-) Wir stürzen uns immer gleich auf eure tollen Berichten und bestaunen die eindrucksvollen Bilder! Danke euch beiden!! Machts gut ihr zwei und viele bereichernde und spannende Erlebnisse auf eurer Reise :-)
    EIne liebe Umarmung Beatrix und Thomas

  • #3

    Peter (Dienstag, 17 September 2013 06:35)

    Toll, eure Bilder! Fesselnd euer Bericht! Schön, dass ich an eurer spannenden Reise teilhaben darf - wenn auch nur aus der Ferne. Immer, wenn euer Bericht eintrifft, reisst ihr mich aus der Beschaulichkeit des Alltags. Danke dafür!
    Allzeit gute Fahrt und spannende Entdeckungen!

  • #4

    Tom (Montag, 23 September 2013 06:28)

    Hallo zusammen.

    Danke euch für den schönen Tag in Valdez. Unsere Ferien sind nun bereits vorüber und ich sitze wieder im Büro. Geniesst eure weitere Reise.

    LG Tom und Carmen

  • #5

    Anita (Samstag, 02 November 2013 03:35)

    Maaaaan .... wett ou grad weder of Alaska :( ... danke foer die schoene Boeuder!! Hammer!! :D