Unsere Reise ging nach
2 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen zu Ende. Das "Abenteuer Wiedereinstieg" hat begonnen.

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Zwei Museumsmuffel in Mexiko-Stadt

Ursprünglich war geplant, Mexiko-Stadt in einem grossen Bogen zu umfahren und die Besichtigung dieser Millionen-Metropole sausen zu lassen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt... Viele Reisende und ausgewanderte Schweizer haben uns ermutigt und dringend empfohlen, der Hauptstadt einen Besuch abzustatten. Viel Geschichte und Kultur warte auf uns. Na, wenn das für uns zwei Museumsmuffel kein Grund ist, uns doch nach Mexiko-Stadt aufzumachen!

Wir liessen also San Miguel de Allende hinter uns und fuhren direkt nach San Juan de Teotihuacán. Der kleine Ort liegt etwa 50 km nordöstlich von Mexiko-Stadt, weitab vom absolut chaotischen Verkehr. In Teotihuacán steht auch die gewaltige Sonnen- und Mondpyramide, doch die musste erst einmal warten, zuerst stand nun der Besuch von Mexiko-Stadt auf dem Programm. Da wir keinesfalls mit unserem Camper in die "Höhle des Löwen" fahren wollten, hatten wir uns bereits im Vorfeld ein Hotelzimmer mitten in der Stadt reserviert. Den Camper sicher auf dem Campingplatz abgestellt und von zahlreichen Hunden bewacht, bestiegen wir also einen Bus. Für 36 Pesos (ca. Fr. 2.50) pro Person liessen wir uns in die Stadt fahren. Mit der Metro ging es dann für weitere 5 Pesos pro Person ein paar Stationen weiter ins Zentrum. Von da aus erreichten wir unser Hotel Plaza Revolución in wenigen Minuten bequem zu Fuss. Innerhalb von zwei Minuten war das Check-in erledigt und wir durften unser Zimmer bereits um 11.00 Uhr beziehen. So warfen wir kurz unsere Rucksäcke ins Zimmer und hechteten auch schon wieder aus dem Hotel. Das historische Zentrum war zu Fuss gut zu erreichen und so sammelten wir am Nachmittag unsere ersten Eindrücke.

 

Die Besichtigung von Mexiko-Stadt hatten wir so geplant, dass wir während der Osterferien der Mexikaner da waren. In dieser Zeit soll es etwas ruhiger sein, weil viele Stadtbewohner ihre Ferien am Meer verbringen. Nun, wir können natürlich nicht vergleichen, aber für unseren Geschmack hatte es auch während der Osterferien genügend Leute und Verkehr. Als Fussgänger hat man in Mexiko so oder so einen schweren Stand. Wir richteten also in erster Linie unsere ganze Aufmerksamkeit auf den Verkehr, um nicht gleich in den ersten Stunden in der Stadt überfahren zu werden.

 

Der gewaltige Zócalo (Dorf- resp. Stadtplatz) war während unseres Besuches mit grossen Zelten überstellt, irgendeine Ausstellung war hier im Gange. Rund um den Zócalo liegen einige Sehenswürdigkeiten, so zum Beispiel die grösste Kathedrale Lateinamerikas, der Palacio Nacional (Amtssitz des Präsidenten) und jede Menge koloniale Gebäude. Wir schauten uns die riesige Kathedrale an und hatten unsere Mühe, diese irgendwie fotografieren zu können - sie wollte einfach nicht ins Bild passen, so gross ist sie. Auch den Palacio Nacional besichtigten wir natürlich und bestaunten einmal mehr schöne Wandgemälde. Diese darf man zwar fotografieren, aber Achtung, die Hinweisschilder warnen auch auf Deutsch: "Blinken nicht"! Gröööl..... :-)

Wer Mexiko-Stadt besucht, besucht mit grosser Wahrscheinlichkeit auch das bekannte Museo Nacional de Antropología. Im Vorfeld wurde uns gesagt, dass wir hier genügend Zeit mitbringen sollten, drei bis vier Stunden seien mindestens notwendig, um einen groben Überblick zu erhalten. So machten wir uns bereits am Morgen auf den Weg zum Anthropologischen Museum und staunten nicht schlecht... 12 Säle im Erdgeschoss, 12 Säle im Obergeschoss erwarteten uns. Systematisch "kämpften" wir uns von Raum zu Raum und legten zwischendurch immer wieder kleine Pausen ein. Die Ausstellung ist sehr interessant und wirklich schön gemacht. Jede Region oder Kultur Mexikos ist in einem der Säle vertreten und mit den Gebäuden, Trachten, Figuren und Geräten kann man regelrecht in die Welt der jeweiligen Kultur eintauchen. Wir zwei Museumsmuffel haben sechs Stunden in diesem Museum verbracht. Das will etwas heissen... Der Besuch hat sich definitiv gelohnt und gehört unbedingt zum Pflichtprogramm in Mexiko-Stadt.

Unterdessen hatten wir leider feststellen müssen, dass Mexiko-Stadt wirklich täglich unter einer Smog-Glocke liegt. Tage mit klarer Fernsicht sind hier wohl äusserst selten. Da die Sicht morgens meist noch etwas besser ist, machten wir uns am nächsten Tag als erstes auf den Weg zum Torre Latinoamericana. Der 182 Meter hohe Turm hat eine Aussichtsplattform, von welcher aus man die Dimension von Mexiko-Stadt erst so richtig erkennen kann. Woher wir das Vertrauen in die mexikanische Baukunst hatten und mit dem Fahrstuhl zuoberst auf diesen Turm fuhren, können wir nicht so genau sagen. Tatsache ist jedoch, dass dieses Gebäude das grosse Erdbeben im Jahr 1985 unbeschadet überstanden hat. Soweit das Auge reicht bzw. die Sicht es zulässt, sind Häuser zu sehen... ein richtiges Häusermeer breitet sich vor einem aus. Interessant fanden wir, dass viele der Gebäude über Dachterrassen verfügen und dieser Raum ebenfalls intensiv genutzt wird. Sei es als Sportplatz, als Parkplatz, als Abstellraum für nicht mehr benötigte Gegenstände oder einfach um Wäsche aufzuhängen.

 

Am Nachmittag waren wir dann noch einmal im historischen Zentrum unterwegs und konnten der süssen Verführung nicht widerstehen... Die riesig grosse Pastelería Ideal, wohl die grösste Konditorei ganz Mexikos, zog uns in ihren Bann. Vor lauter mehrstöckiger Hochzeitstorten, farbigen Geburtstagskuchen und anderen süssen Sachen ohne Ende verloren wir beinahe den Überblick. Sich in diesem Geschäft für etwas zu entscheiden, fällt unheimlich schwer... kaum dreht man sich um, sieht man wieder neue leckere Sachen. Irgendwie haben wir es aber geschafft, uns ein Mittagessen mit Dessert zu organisieren. Doch es sollte nicht bei diesem einen Besuch bleiben... :-) 

Nach zweieinhalb Tagen in Mexiko-Stadt wäre nun eigentlich die Rückfahrt nach Teotihuacán geplant gewesen. Doch wir beide wollten eigentlich gerne noch einen Tag bleiben und buchten kurzerhand eine Nacht mehr im Hotel. Den zusätzlichen Tag nutzten wir für die Besichtigung des Schlosses Chapultepec mit dem Museo Nacional de Historia. Das Schloss liegt auf einem Hügel im Chapultepec-Park und bietet einen tollen Ausblick auf die Stadt. Kurzzeitig wurden wir allerdings von der Besichtigung des Schlosses etwas abgelenkt, als eine Gruppe junger Amerikanerinnen unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Schon eine ganze Weile im Schloss unterwegs fragt die eine aus der Gruppe doch tatsächlich ihre Kolleginnen: "Where is the castle?!". Wir stellten fest, dass diese Frage tatsächlich ernst gemeint war und konnten einmal mehr einfach nur den Kopf schütteln... Tja, nicht jedes Schloss sieht aus wie dasjenige im Disneyland.

 

Bei unserem anschliessenden Spaziergang durch den Chapultepec-Park liessen wir uns von den Mexikanern etwas anstecken, kauften süsse Getränke mit Chips und fläzten uns an den "See". Da Samstag war, waren viele Familien im Park unterwegs, an jeder Ecke fand irgendeine Aufführung oder ein Konzert statt und der kleine See wurde durch die zahlreichen Tretboote tüchtig umgewälzt. Der Park ist am Wochenende gut besucht und dient als "Erholungsort", was bei den Mexikanern dann so aussieht: viele Leute, noch mehr Verkäufer und Händler und laute Musik. Erholung wird bei uns definitiv anders ausgelegt, aber wir haben uns sehr wohl gefühlt und das Geschehen interessiert beobachtet. Auf dem Rückweg kamen wir "per Zufall" wieder an dieser Pastelería vorbei... komisch, die liegt doch eigentlich gar nicht am Weg...

Auch unsere letzte Nacht im Hotel hatten wir gut hinter uns gebracht. Überhaupt haben wir erstaunlich gut geschlafen, was vielleicht auch daran liegt, dass Städtebesichtigungen müde machen. Doch nun war es Zeit für uns, die paar Sachen wieder zusammenzupacken und zum Camper zurückzukehren. Mit der Metro fuhren wir wieder Richtung Norden, legten aber noch einen Halt ein, um die Basilika der Jungfrau von Guadalupe zu besichtigen. Klar war die bedeutendste Wallfahrtskirche von Mexiko an einem Sonntag gut besucht und so begnügten wir uns mit einem kurzen Rundgang entlang der vielen Kirchen und Kapellen. Auf dem grossen Platz fanden wiederum zahlreiche Aufführungen statt. In Trachten wurde getanzt was das Zeug hielt und generell gilt, keiner zu klein um nicht auch schon mitzutanzen.

 

Noch ein Stück mit der Metro und dann wieder mit dem Bus ging es für uns zurück nach San Juan de Teotihuacán. Geschafft von der Grossstadt freuten wir uns auf unseren kleinen Camper im Grünen. Rückblickend hatten wir eine super Zeit in Mexiko-Stadt, die An- und Abreise war einfach und bequem und negative Erfahrungen blieben zum Glück aus. Wir haben uns kein einziges Mal unsicher gefühlt. Dazu hat sicher auch beigetragen, dass wir eigentlich nur tagsüber unterwegs waren und nachts höchstens in den paar Strassen um unser Hotel herumgelaufen sind. Taxis haben wir ganz gemieden, mit der Metro kommt man praktisch überall hin und ist unserer Meinung nach sicher unterwegs. 

Nachdem wir uns und vor allem unseren Füssen einen Erholungstag gegönnt hatten, warteten nun die Pyramiden auf uns. Früh aufstehen und bei Türöffnung um 08.00 Uhr vor Ort sein war die Devise. Nur so hat man eine Chance, die Pyramiden noch vor der grossen Hitze besteigen zu können. Vom Campingplatz aus waren wir mit dem Taxi innerhalb weniger Minuten bei der Anlage, waren weit und breit die einzigen und starteten gleich den Aufstieg auf die 70 Meter hohe Sonnenpyramide. Claudio wollte heute als erster ganz oben sein, hatte allerdings nicht damit gerechnet, dort von einem Hund schwanzwedelnd empfangen zu werden. Auch wenn es früh am Morgen noch nicht so heiss war, ins Schnaufen kamen wir trotzdem... Doch die Anstrengung wurde mit einer super Rundum-Aussicht belohnt.

 

Von der Sonnenpyramide gingen wir dann auf der "Strasse der Toten" in Richtung Mondpyramide. Klar kletterten wir auch dort hinauf, soweit dies erlaubt war, setzten uns hin und genossen die Stille. Nach und nach kamen weitere Besucher, doch vorbei mit der Ruhe war es dann, als die Schulklassen das Gelände eroberten. Scharenweise kamen sie angestürmt und mit ihnen die Händler, welche Schmuck, Pfeilbogen, Masken und andere Souvenirs verkaufen wollten. Wir blieben noch eine ganze Weile hoch oben in der händlerfreien Zone sitzen, bevor wir uns dann ins Getümmel stürzten und uns die zahlreichen Paläste, Tempel, Plätze, usw. anschauten. Die Strasse der Toten ist ca. zwei Kilometer lang, entsprechend gross ist die gesamte Anlage. Je höher die Sonne stieg, desto heisser wurde es und Schatten war Mangelware. Da war der Besuch des Museums etwa in der Mitte der Anlage eine willkommene Abwechslung. Doch bald ging es weiter auf der Strasse der Toten, schliesslich wollten wir den Quetzalcóatl-Tempel (Tempel der gefiederten Schlange) auch noch sehen. Eigentlich ist es fast unvorstellbar, dass ein grosser Teil immer noch unerforscht und unausgegraben im Umland liegt. Zudem ist sehr wenig über die Menschen bekannt, die in dieser Anlage einmal gelebt haben. 

Nach einer Woche in und um Mexiko-Stadt entschlossen wir uns, weiterzufahren nach Cholula/Puebla. Die beiden Städte sind heute zusammengewachsen und man sagt, es gäbe 360 Kirchen in allen zum Bezirk Cholula gehörenden Ortschaften. In Cholula besichtigten wir die Tepanapa-Pyramide, die volumenmässig grösste Pyramide der Welt. Allerdings liegt die Pyramide heute unter einem Erdhügel, auf dem Hügel steht die Kirche Nuestra Señora de los Remedios. Durch einen Tunnel kann man das Innere der Pyramide besichtigen, wobei besichtigen eigentlich das falsche Wort ist. Es ist ziemlich dunkel und sehen kann man nicht viel bis gar nichts... Allerdings gelangt man so zu den freigelegten Stellen und kann sich ein Bild davon machen. Ansonsten hilft das Modell im Museum weiter :-) Von der Kirche aus hat man einen schönen Ausblick auf Cholula und - sofern die Sicht gut ist - in der Ferne auf die Vulkane Popocatépetl und Iztaccíhuatl. Beim genauen Hinschauen entdeckt man tatsächlich unzählige Kirchen, vielleicht stimmt das Gerücht um die 360 Kirchen also doch...?

 

Auf dem Campingplatz in Cholula waren wir ausnahmsweise einmal nicht die einzigen Reisenden. Neben uns quartierte sich eine deutsche Familie ein, die wir aufgrund der Flagge am Wohnmobil für Österreicher gehalten hatten. Nebst dem Austausch von Reiseerfahrungen, Navi-Kartenmaterial und Filmen waren wir plötzlich zur Geburtstagsparty von Frida eingeladen. Was schenkt man einem 4-jährigen Mädchen? Diese Frage stellten wir uns und stöberten in der Spielzeugabteilung herum, bis etwas Passendes gefunden war. So gab es dann zum Frühstück eine Kinder-Geburtstagsparty, natürlich mit Schokoladentorte, verziert mit Sankt Martins (so nennen die Kinder die Smarties). Nach dem feinen Kuchen gab es kein Halten mehr und Frida hatte alle Hände voll zu tun mit ihren Geschenken. Mit einer riesigen Freude packte sie aus, so schlecht haben wir nicht ausgewählt, alles wurde sofort aus- und anprobiert.

 

Am Nachmittag rafften wir uns dann doch noch auf und statteten Puebla einen Besuch ab. Auf den ersten Blick etwas trist, doch bei genauerem Hinschauen hat Puebla doch ein schönes Zentrum mit interessanten Gebäuden zu bieten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Gabi, Karl, Frida und Luis (Montag, 26 Mai 2014 03:37)

    Frida hat sich sehr über Euren Bericht von Ihrem Geburtstag im Internet gefreut. Die Seifenbasen machen ihr immer noch viel Freude. Wir sind gerade im lebenslustigen Merida, wo seid Ihr? Vielleicht treffen sich unsere Wege ja nochmal. Wäre schön, denn außer Euch haben wir bisher nur noch einen Campervan getroffen. Liebe Grüße von den Deutschen, die unter Österreicher Flagge fahren...(Für Emails: gwolfsgruber@hotmail.com)