Unsere Reise ging nach
2 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen zu Ende. Das "Abenteuer Wiedereinstieg" hat begonnen.

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Unterwegs in den Südstaaten der USA

Nach 13 Monaten in Mexiko und Mittelamerika hatten wir jetzt also wieder US-amerikanischen Boden unter den Füssen und den Rädern. Leider setzte sich das schlechte Wetter der letzten Tage in Mexiko auch in den USA fort und so entwickelte sich unsere Reise entlang der texanischen Küste etwas anders als gedacht.

Unsere erste Nacht zurück in den USA verbrachten wir im Lake Casa Blanca International State Park in Laredo. Dies hatte gleich zwei Vorteile: Einerseits konnten wir an der Dumpstation nach langer Zeit wieder einmal unsere Abwassertänke im Camper so richtig durchspülen. Andererseits lag der State Park ganz in der Nähe der Poststelle, wo unsere Fahrzeug-Versicherungs-Unterlagen aus Kanada eintreffen sollten. So fuhren wir am Tag nach der Einreise auch direkt zur Post und siehe da... Die neue Police und der Aufkleber für unser Nummernschild waren tatsächlich schon eingetroffen! Damit hatten wir eigentlich nicht gerechnet, waren aber erleichtert und überklebten den alten Sticker gleich mit dem neuen. So konnte unsere Reise ohne Warterei auf den Brief weitergehen. Bevor wir uns aber auf den Weg an die Küste machten, erhielt unser Truck noch neues Öl und einen neuen Ölfilter. Nun waren alle startklar.

 

Bei nebligem und kalten Wetter fuhren wir in Richtung Küste, machten einen Halt in Freer und dachten, dass dieser Name momentan wirklich passend ist. Es war nämlich wirklich zum frieren... Auf Mustang Island am Meer angekommen, war das Wetter leider auch am nächsten Tag nicht besser. Für einmal hielt es sich an die Vorhersage und zeigte sich weiter von der bedeckten, nebligen und kühlen Seite. Vorbeiziehende Delfine heiterten den Tag etwas auf, aber grundsätzlich hatten wir nicht damit gerechnet, in Winterjacken am Strand zu sitzen :-)

Das Wetter und die weiteren Aussichten erleichterten uns dann die Entscheidung, als ein Mail von kanadischen Freunden eintraf. Donna und Fred hatten wir im Februar 2014 auf der Baja California kennengelernt. Sie verfolgten unsere Reise und planten, diesen Winter in Texas zu verbringen. So kam es, dass sie uns vorab per Mail kontaktiert hatten und wir alle auf ein Wiedersehen in Texas hofften. Das schlechte Wetter hatte auch ihre Pläne über den Haufen geworfen und so waren sie momentan im Inland auf "Musik-Tour". Die beiden sind totale Musik-Fans, machen auch selber Musik und informierten uns nun also, dass sie für zwei Konzerte in die Gruene Hall in New Braunfels fahren würden. So verliessen wir die Küste kurzerhand wieder und fuhren in die von deutschen Einwanderern gegründete Stadt nordöstlich von San Antonio.

In New Braunfels schlenderten wir durch das historische Gruene-Quartier und begrüssten gegen Abend Donna und Fred. Die Wiedersehensfreude war riesengross und zusammen besuchten wir an zwei aufeinanderfolgenden Abenden die Konzerte in der Gruene Hall. Inzwischen hatten die Temperaturen im Landesinnern fast den Gefrierpunkt erreicht. In der winddurchlässigen Gruene Hall war es alles andere als warm, zum Glück wärmten uns die Musik und die Getränke ein bisschen... ;-)

An einem eiskalten Wintermorgen brachen wir wieder auf und fuhren zurück ans Meer nach Matagorda. Mit Strandspaziergängen, Muschelsuchen sowie Musik von Donna und Fred zum Sundowner hatten wir trotz miesem Wetter eine gute Zeit. Da für das Wochenende allerdings wieder nichts als Regen angekündigt wurde, trennten wir uns für zwei Tage von Donna und Fred und richteten uns in Surfside Beach auf einem Campingplatz mit gut funktionierendem WiFi ein. So konnten wir die regenreichen Tage immerhin produktiv nutzen und unter anderem unsere Auslands-Krankenversicherung verlängern. Dafür gibt es Regentage... Leider musste Angi an diesem Tag auch ihren "Sebastian" beerdigen. Am Tag zuvor fand Angi am Strand eine schöne Muschel, welche einen unbewohnten Eindruck machte. Abends krabbelte die Muschel jedoch plötzlich im Camper herum. Oh, die war ja doch bewohnt! So legten wir die Muschel unter unseren Camper und dachten, der Krebs würde sich dann in der Nacht mit seinem "Zuhause" aus dem Staub machen. Als die Muschel jedoch am Morgen immer noch genau gleich da lag, gingen wir davon aus, dass sich der Krebs von seinem Haus getrennt und das Weite gesucht hatte. So packten wir die Muschel wieder ein und legten sie im Auto auf das Armaturenbrett. Während der Fahrt schaute dann plötzlich der Arm des Krebses heraus... Oh nein! Der war ja immer noch da drin!!! Weit und breit kein Meer in Sicht, setzten wir unsere Fahrt fort und wollten ihn bei der nächsten Gelegenheit im Meer aussetzen. Der Krebs, von Angi liebevoll "Sebastian" genannt, bewegte sich jedoch zunehmends langsamer und erreichte das Meer leider nicht mehr lebend. Angi bestattete Sebastian am Meer und behielt sein ehemaliges Zuhause, die Muschel, als ehrendes Andenken.

Trotz anhaltendem Regen fuhren wir nach zwei Tagen auf dem Campingplatz ein Stück weiter und trafen bei der San Luis Pass Bridge wieder auf Donna und Fred. Wir trotzten zusammen dem schlechten Wetter und unternahmen Spaziergänge, Fahrradtouren und sammelten Holz für ein Feuer. Obwohl alle skeptisch waren, ob das feuchte Holz wirklich brennen würde, brachten wir abends ein tolles Feuer zustande. Fred und Donna erwiesen sich als echte Kanadier und liessen sich durch das schlechte Wetter keineswegs die Laune verderben. Vor dem zu Bett gehen bestand Fred sogar darauf, zwei Himmels-Laternen steigen zu lassen. Das war toll!

Wir beide schauten uns am nächsten Tag in Galveston um, während unsere Kanadier weiterhin am Strand blieben. Wie wir am nächsten Tag erfahren sollten, stieg das Meer in der Nacht gefährlich nahe an ihr Wohnmobil und sie mussten ihr Gefährt am Morgen aus dem Sand buddeln. Doch das sind sich die zwei ja gewohnt :-) Wir verbrachten derweil eine romantische Nacht direkt neben einer Erdölpumpe :-)

Weder die Erdölpumpe noch das Wetter animierten uns am nächsten Morgen, noch länger am Strand zu verweilen. So ging es weiter in östliche Richtung und Texas war bereits Geschichte. Mit Donna und Fred hatten wir uns für Freitagabend verabredet, Treffpunkt Walmart Eunice. So nutzten wir die Tage bis dahin, um auf dem Gemeinde-Campingplatz in Welsh ein paar Sachen zu erledigen. Am Freitagabend trafen wir dann auf dem Walmart-Parkplatz wie verabredet auf Donna und Fred. Gemeinsam fuhren wir am Samstagmorgen nach Mamou. Fred hatte von einem Freund den Tipp erhalten, hier unbedingt Fred's Lounge einen Besuch abzustatten. In Fred's Lounge wird jeden Samstagmorgen live Cajun-Musik gespielt. Für uns hörte sich das alles ein bisschen komisch an... Bar? Livemusik? Samstag 09.00 Uhr morgens? Klar waren wir dabei! :-) Zum Glück trafen wir bereits um 08.30 Uhr ein und konnten noch Sitzplätze an der Bar ergattern. Kurze Zeit später war das Lokal tatsächlich voll und die Band begann zu spielen - unglaublich! Und nicht nur das, die ersten Biere wurden bereits ausgeschenkt, die Tanzfläche füllte sich... wir trauten unseren Augen und Ohren kaum. Donna und Fred waren voll in ihrem Element und wir genossen es, dies alles mitzuerleben.

PS: Man beachte im Video die älteren Semster, welche gerne junge Damen zum Tanz aufforderten. Unser absoluter Favorit war übrigens der Herr, welcher sich mit seinem unglaublichen "Schulter-schütteln" in die Herzen der Damen tanzte... oder auch nicht ;-)

Cajun-Musik ist die traditionelle Musik der frankophonen Einwanderer (Cajuns), die im Cajun Country in Louisiana leben. Natürlich versuchten wir, den Text der Lieder zu verstehen, doch unsere Bemühungen waren vergeblich. Wir verstanden nicht einmal Bahnhof bei diesem "Französisch". Egal, die Stimmung war super. Zudem gewannen wir sogar noch einen Preis, denn laut Gästebuch waren wir an diesem Samstagmorgen die Besucher, welche den weitesten Anfahrtsweg hatten ;-) Den Preis überreichte uns die legendäre "Tante Sue de Mamou" persönlich. Diesen Samstagmorgen werden wir nicht so schnell vergessen...

Musikalisch ging es weiter, denn als nächstes statteten wir NOLA einen Besuch ab. Dies ist einer der Übernamen für New Orleans, die "Wiege des Jazz". Grosse Teile dieser von Wasser umgebenen Stadt liegen unterhalb des Meeresspiegels, was nicht nur beim Auftreten eines Hurrikans zu Problemen führen kann, sondern auch bei der Leichenbestattung nach anderen Lösungen verlangt. Wegen der Angst vor Seuchen bei einer Beerdigung im feuchten Boden, werden die Toten in Mausoleen über der Erde beerdigt. Auf jeden Fall wollten wir uns auch das genauer anschauen.

Zusammen mit Donna und Fred richteten wir uns auf dem Bayou Segnette State Park südwestlich von New Orleans ein. Leider sei das Zentrum der Stadt nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, meinte die Angestellte des State Parks. So fuhren wir zu viert mit Donna's und Fred's Wohnmobil bis zum Fähranleger und gelangten schliesslich mit der Fähre direkt ins Zentrum. Während sich Donna und Fred das Aquarium anschauten, schlenderten wir durch das French Quarter und sammelten erste Eindrücke. Klar gehörte auch die bekannte Bourbon Street zu unserem Besichtigungsprogramm, die haute uns aber beinahe um. Wir waren beide schon lange nicht mehr in einer Strasse, die dermassen abartig gestunken hat - eine Mischung aus Pisse, Gekotztem und Alkohol. Schöner kann man es leider nicht beschreiben, Entschuldigung. Lag dies am St. Patrick's Day, welcher in dieser Woche stattfinden würde oder ist dies Normalzustand nach einem Wochenende? Wir wissen es nicht. Was wir aber definitiv wussten, war, dass wir so schnell wie möglich aus dieser Strasse raus mussten. Der Hunger war komischerweise auch verflogen... Dasselbe Erlebnis hatten auch Donna und Fred nach dem Besuch des Aquariums. Ihre Beschreibung der Bourbon Street fiel nicht schöner aus als unsere. Sie waren so mitgenommen, dass sie sich zurück bei ihrem Wohnmobil erst einmal von dem Schreck erholen mussten ;-)

Am nächsten Tag legten Donna und Fred einen Ruhetag ein. Wir beide fuhren wieder nach NOLA, lösten einen Tagespass für $ 3.00 pro Person und fuhren den ganzen Tag mit den Strassenbahnen herum. Für uns war dies der ideale Weg, die etwas entlegeneren Gebiete von New Orleans erkunden zu können. Von den Überschwemmungen, ausgelöst durch den Hurrikan Katrina Ende August 2005, konnten wir nichts mehr feststellen.

Auch wir legten am Tag darauf einen Ruhetag ein, welcher sich jedoch eher zu einem Arbeitstag mit Waschen und Putzen entwickelte. Am vierten und letzten Tag in New Orleans, Donna und Fred waren bereits weitergefahren, besuchten wir beide noch das National World War II Museum. Das Museum erhält immer wieder sehr gute Bewertungen, entsprechend hoch waren unsere Erwartungen. Der Besuch hat sich definitiv gelohnt und war sehr lehrreich. Bei den Amerikanern ist der Zweite Weltkrieg immer noch sehr präsent und wir wurden auf unserer Reise schon oft darauf angesprochen. Glücklicherweise war die Schweiz damals nicht beteiligt und ist auch heute neutral. Die gerne geführten Diskussionen der Amis können wir so jeweils schnell beenden. Der Besuch des Museums war für uns jedoch sehr interessant und regte zum Nachdenken an...

Nach einer letzten Übernachtung ausserhalb von New Orleans passierten wir schon wieder die Grenze zu einem neuen Bundesstaat und trafen bei Pass Christian, Mississippi, wieder auf Donna und Fred. Die beiden hatten sich wieder ein schönes Plätzchen direkt am Meer gesucht und wir gesellten uns zu ihnen. Hier konnten wir endlich die lange ersehnten Strandtage bei schönem Wetter einlegen. Wir genossen die Sonne und die angenehmen Temperaturen mit Spaziergängen, Velotouren, Drachenfliegen, Lesen und Sundownern, die den Namen auch verdienen. Bei einem Ausflug mit den Fahrrädern fanden Donna und Fred zahlreiche "Mardi Gras beads". Die bunten Plastik-Perlenketten werden zum Mardi Gras getragen und herumgeworfen. Diese lagen nun überall verstreut im Sand. Die beiden sammelten die Ketten ein und schmückten damit zuerst ihre Fahrräder, später wurden sie gewaschen und dienten anschliessend als Dekoration im Wohnmobil. Fred trug von nun an jeden Tag eine andere Kombination um den Hals und scheute sich nicht, diese auch Wochen nach Mardi Gras noch zum Einkaufen oder zum Grillieren zu tragen ;-)

Seit unserer Einreise in die USA versuchten wir, möglichst wenig Geld für unsere Übernachtungsplätze auszugeben. So verbrachten wir die meisten Nächte nicht auf Campingplätzen, sondern am Strand, auf öffentlichen Plätzen, bei "Onkel" Walmart, usw. Die Plätze umsonst fordern manchmal eine etwas höhere Lärm-Toleranz, doch mittlerweile sind wir uns an vieles gewöhnt. In Pascagoula kamen aber wieder einmal ein paar Faktoren für eine unruhige Nacht zusammen: Parkplatz eines öffentlichen Parkes, Samstagabend, Jungs mit ihren aufgemotzten Trucks und angetrunkene junge Damen. So war es dann zumindest um Claudio's Nachtruhe geschehen. Angi bekommt ja jeweils sowieso nichts mehr mit, wenn sie einmal schläft. Irgendwie passte es da ganz gut, dass am nächsten Morgen das Museum, welches wir besuchen wollten, geschlossen war. So verliessen wir halt Pascagoula, ohne das Shrimp-Boot-Museum gesehen zu haben, brausten durch Alabama und erreichten Pensacola, eine Stadt ganz im Westen des Florida Panhandle. So wird der nordwestliche Teil Floridas bezeichnet, weil er die Form eines Panhandle (Pfannengriff) aufweist. In Pensacola fanden wir auf der vorgelagerten Insel, erreichbar über eine Brücke, einen tollen Platz am Strand. Da das Wetter am nächsten Tag sich eher von der bewölkten und windigen Seite zeigte, statteten wir dem Naval Aviation Museum einen Besuch ab und wurden positiv überrascht. Im Luftfahrtmuseum waren mehr als 150 Flugzeuge ausgestellt, der Eintritt war gratis und beinhaltete auch eine kommentierte Busfahrt zu den Flugzeugen ausserhalb des Museums. Wir verbrachten fast den ganzen Tag dort und bestaunten die verschiedensten Flugobjekte. Besonders angetan haben es uns "Kermit" (siehe Foto) und die vier ausrangierten Flugzeuge der Blue Angels. Dies ist die Kunstflugstaffel der United States Navy, welche auf der Naval Air Station in Pensacola stationiert ist. Am Vorabend hatten wir die sechs "Angels" vom Strand aus gesehen, als sie von einer Flugshow nach Hause geflogen kamen.

Unterdessen waren auch Donna und Fred in Pensacola Beach eingetroffen. Da unsere Abwassertänke aber ziemlich voll waren und die Bordbatterien langsam schlapp machten, liessen wir die beiden am Strandplatz zurück und checkten für eine Nacht auf dem Campground des Fort Pickens State Parks ein. Der State Park hatte mit seinem super schönen Strand und dem Fort, welches besichtigt werden kann, allerhand zu bieten. Unser persönliches Highlight war jedoch das Training der Blue Angels, welches wir vom Fort aus sensationell gut verfolgen konnten. Angi war hin und weg beim Anblick der Staffel, Hühnerhaut breitete sich aus... Anschliessend schauten wir uns das ehemalige Küstenfort an und entdeckten auf dem Rückweg zu unserem Platz eine Wasserschildkröte und einen Fischotter. Der lustige Kerl hatte sich offenbar einen Spass daraus gemacht, uns zu beobachten. Kaum hatten wir ihn entdeckt, tauchte er jedoch ab.

Nach einer Nacht im State Park zog es uns wieder an den Strandplatz zu Donna und Fred. Aufgrund des eher trüben Wetters waren die beiden ebenfalls ins Naval Aviation Museum gefahren. So beschlossen wir beide, einen Spaziergang zu machen und dabei ein bisschen Müll einzusammeln. Innert Kürze hatten wir unsere mitgebrachten Säcke jedoch gefüllt und machten uns auf den Weg zurück zum Camper. Donna und Fred waren inzwischen ebenfalls "nach Hause" gekommen und so setzten wir uns einmal mehr zum Sundowner zusammen.

Das Wetter machte weiterhin Kapriolen und zeigte sich am Meer nun von seiner stürmischen Seite. Wir waren uns bald einig, den Platz am Strand aufzugeben und ein etwas geschützteres Örtchen zu suchen. Während Donna und Fred schon einmal los fuhren und ihre Fühler nach einem neuen Platz ausstreckten, besichtigten wir beide noch die Altstadt von Pensacola. Allerdings muss man die Bezeichnung "Altstadt" unserer Meinung nach ein bisschen relativieren... Wäre das "Historic District" in den amerikanischen Städten jeweils nicht angeschrieben, würden wir die Altstadt wohl kaum je als solche erkennen. Als Europäer sind wir uns an wesentlich ältere Gebäude und Stadtteile gewohnt...

 

Inzwischen hatten Donna und Fred einen tollen, geschützten Übernachtungsplatz bei Grassy Point gefunden und teilten uns die Koordinaten per E-Mail mit. Da wir alle keine Reservation für einen Platz gemacht hatten, teilten wir uns kurzerhand die Gruppen-Camping-Wiese, welche vorzeitig verlassen worden und somit verfügbar war. Wir lernten Linda und Brian, ein Ehepaar aus Maine, kennen und genossen das Lagerfeuer mit Musik von Donna und Fred sowie Marshmallows. Die gemeinsame Zeit mit Donna und Fred neigte sich nun langsam dem Ende zu. Unsere kanadischen Freunde zog es zurück in den kalten Norden und bei uns kam der Besuch von Claudio's Mutter und Schwester immer näher. So genossen wir die letzten gemeinsamen Tage in vollen Zügen und veranstalteten ein Abschieds-Grillieren. Von Linda und Brian durften wir die Kajaks ausleihen und machten damit eine Tour flussaufwärts, bis es für uns kein Weiterkommen mehr gab. Tiere haben wir leider fast keine gesehen, der Ausflug war aber trotzdem toll.

 

Die Zeit auf dem Grassy Point Campground war super, auch ohne Reservation und ohne offiziellen Platz :-) Nachdem die Gruppen-Parzelle nach einer Nacht wieder belegt wurde, standen wir mit unseren zwei Fahrzeugen einfach auf dem Parkplatz. Es schien keinen zu stören. Im Gegenteil, wir lernten auf diesem Platz extrem freundliche Leute kennen und konnten die letzten Tage mit Donna und Fred so richtig geniessen. Hier mussten wir uns dann auch endgültig - oder hoffentlich nur vorläufig - von Donna und Fred verabschieden.

 

@ Donna and Fred: We really enjoyed our travels with you, it was a lot of fun! Without you we would not have been to New Braunfels and Mamou... Oh, what an experience!!! Sitting in a bar on Saturday morning, 9.00 am, listening to great Cajun music, drinking beer and some strange liquor from Tante Sue ;-)

Another thing we will never forget are the Mardi Gras beads... Are you still wearing them? We think we have to check it out as we get to Canada...

Thank you so much and keep in touch!

Unser nächstes Vorhaben, uns für etwa zwei Nächte auf einem State Park Campground einzuquartieren, scheiterte dann klar. Wir hatten die Rechnung ohne den Spring Break, also die Frühlingsferien, gemacht und bekamen bei jedem State Park dieselbe Antwort: Wir sind total ausgebucht. "We are full as full can be." Diese Antwort einer Parkangestellten gefiel uns am besten. Während des Spring Break fahren viele Studenten irgendwo in die Wärme, um ihre studienfreie Zeit ausgiebig zu feiern. Oft kommen da Alkohol, Drogen und viel nackte Haut nicht zu kurz... Wir beschlossen also, die Suche nach einem Campingplatz aufzugeben und uns stattdessen die Spring Break Feierlichkeiten anzuschauen. In Panama City Beach verbrachten wir ein paar Stunden am Strand und konnten die jungen, partyhungrigen Studenten beim "Anbandeln" beobachten. Wer will beim Beachvolleyball schon den Ball treffen, wenn es darum geht, eine möglichst sexy Figur abzugeben? ;-) Abends traf man dann die durchgestylten Mädels und die Möchtegern-Machos höchstwahrscheinlich mit Daddy's Auto auf der Strasse. Auch hier galt: Muss ich das Autofahren wirklich beherrschen um ein paar Runden zu drehen und gut auszusehen? Wir amüsierten uns prächtig und waren froh, bei den gesalzenen Preisen weder auf ein Hotel angewiesen zu sein, noch auswärts essen gehen zu müssen. Wir gingen bei Walmart einkaufen, kochten unser Essen im Camper und schliefen dann auch gleich bei Walmart auf dem Parkplatz. Perfekt.

Etwas weiter östlich, weg vom Spring Break Trubel in Panama City Beach, fanden wir dann einen tollen und bezahlbaren Campingplatz an der St. Joseph Bay. Hier gefiel es uns gut und mit dem vorhandenen WiFi konnten wir wieder einmal ein paar Sachen erledigen. Eines abends wurden wir dann noch Zeugen eines Streits zwischen zwei Campingnachbarn. Dabei ging es darum, dass der eine mit seinem Wohnwagen zu nah an die Parzelle des anderen gefahren war. Während der ganzen Reise hatten wir so etwas bisher nicht erlebt. Da konnten wir nur den Kopf schütteln und amüsiert zuschauen und vor allem zuhören. Wir erhielten eine kostenlose Lektion im Fluchen und Beschimpfen auf Englisch. Man weiss ja nie, wir haben die Wörter einmal gespeichert :-)

Nach den Erlebnissen der letzten Tage mit Spring Break Trubel und dem Streit auf dem Campground zog es uns in den Wald. Im Tate's Hell State Forest fanden wir einen wunderschönen und vor allem abgeschiedenen Platz direkt an einer Flussbiegung. Die Tatsache, dass wir kilometerweit über ungeteerte Waldstrassen zu diesem Plätzchen fahren mussten, gefiel uns sehr. Die Wahrscheinlichkeit, dort alleine zu sein war gross und so war es dann auch. 

Wir genossen die absolute Stille und liessen uns auch durch die nicht vorhandene Bewilligung nicht aus der Ruhe bringen. Als Angi den Platz etwas genauer unter die Lupe nahm, fand sie sogar noch eine liegengelassene Machete. Nicht schlecht, passt zwar nicht ganz in die Handtasche, ist aber trotzdem okay ;-)

Gut erholt und mit neuer Energie nahmen wir dann eine etwas längere Strecke in Angriff und fuhren nach Gainesville. Diese Stadt hatten wir aufgrund ihrer Lage ausgesucht, hier wollten wir vorübergehend unsere Sachen einlagern. Da wir Besuch erwarteten, mussten wir die Rückbank unseres Trucks leer räumen und auch sonst so viel Material wie möglich einlagern. Es stellte sich jedoch heraus, dass Gainesville eine Studenten-Stadt ist und uns dadurch die Miete eines Lagerraums ziemlich teuer zu stehen kommen würde. So wichen wir auf das südlich gelegene Ocala aus und lagerten dort unsere Gegenstände für einen Bruchteil des Geldes ein. Der Platz für unseren Besuch war somit vorhanden, auch wenn wir noch ein paar Tage warten mussten, bis es dann soweit war. Nach der schweisstreibenden Arbeit fläzten wir uns bei Hernando an den See und schauten den zahlreichen Luftpropellerbooten zu. Diese Dinger machen einen Riesenlärm und verscheuchen so ziemlich jedes Tier in der Nähe.


Nach einer ruhigen Nacht direkt am See zog es uns einmal mehr in den Wald. Dieses Mal war es aber nicht der Trubel, dem wir entfliehen wollten, sondern mehr die Hitze. Auf einem mit Elektrizität und Wasser ausgestatteten Platz im Schatten erledigten wir ein paar Unterhaltsarbeiten. Da wir am Camper schon seit längerer Zeit das eine oder andere kleine Plastikteil ersetzen wollten, fuhren wir auf unserem Weg in den Süden Floridas verschiedene RV-Shops an. Einmal fanden wir hier wieder ein benötigtes Teil, im nächsten Laden wieder ein anderes. Das Sortiment an Ersatzteilen ist gewaltig. Das richtige Teil zu finden, stellte sich manchmal jedoch als fast unmöglich heraus.

 

Beim Oscar Scherer State Park in Osprey ergatterten wir den letzten verfügbaren Platz auf dem Camping und Claudio begann sofort mit dem Ersatz des Ventilators. Zusammen nahmen wir dann auch den Austausch der Küchen-Lüftungsklappe in Angriff. Dies waren alles kleine Reparaturen, welche schon lange fällig gewesen wären. In Mexiko und sowieso in Mittelamerika war es aber unmöglich, die benötigten Teile aufzutreiben und so mussten die alten, teilweise mehrfach reparierten Teile durchhalten. Nach verrichteter Arbeit gönnten wir uns aber ein Bad im kleinen See, trotz Warnschild vor Alligatoren. Glücklicherweise leistete uns nur eine Schildkröte Besuch.

Am Freitag, 10. April 2015, konnten wir unser 2-jähriges Reisejubiläum feiern. Diesen Tag wollten wir am Strand verbringen und suchten uns in Venice ein schönes Plätzchen. Bald fielen uns verschiedene Leute auf, welche mit Sieben im Meer herumstocherten und offensichtlich den Sand nach etwas absuchten. Von den Leuten schnappten wir immer wieder das Wort "shark teeth" auf - suchten die wirklich nach Haifischzähnen? Wir kümmerten uns vorerst nicht darum und genossen den super schönen Strand und das Meer. Den Abend liessen wir am Einfahrtskanal für die Boote ausklingen und verfolgten den Sonnenuntergang, bevor wir uns für die Nacht auf den Walmart-Parkplatz zurückzogen.

Tags darauf wiederholten wir das Programm vom Vortag, weil uns der Aufenthalt am Strand so gut gefallen hatte. Bereits um 09.00 Uhr morgens standen die Leute wieder im Wasser und siebten den Sand... Nun packte das Fieber auch uns. Beim Nachbar hatten wir gesehen, dass die Haifischzähne schwarz sind. Claudio holte seine Schnorchelausrüstung und legte gleich so los, Angi holte sich zuerst einmal Informationen von den professionell aussehenden "Zähnejägern". Wie die Amerikaner sind, erhielt sie jede Menge Tipps und bekam sogar einen Haifischzahn geschenkt, als "Muster" sozusagen. Ab sofort buddelten also auch wir zwei wie die Verrückten nach Haifischzähnen und waren auch ohne entsprechende Ausrüstung ziemlich erfolgreich. Anfangs hatten wir noch über die Leute gelacht, welche den ganzen Strand durchgesiebt hatten. Doch nun hatte uns der Virus ebenfalls befallen und wir verbrachten sogar noch einen weiteren Tag am Strand... Die Sucherei führte immer wieder zu Gesprächen mit anderen "Jägern", schliesslich mussten die Funde verglichen und diskutiert werden :-)

Nach sage und schreibe vier Nächten in Folge auf dem gleichen Walmart-Parkplatz (unser bisheriger Rekord!), mussten wir uns losreissen und verliessen Venice. Der Besuch aus der Schweiz stand nämlich kurz bevor und es gab noch einiges zu erledigen. Wieder organisierten wir Material für den Camper und fuhren dann auf den Campingplatz der Koreshan State Historic Site in Estero. Kaum angekommen, wurde Angi von einem Stein angefaucht, der sich dann als Schildkröte herausstellte. Okay, offenbar durften wir unseren Platz mit ihr teilen, kein Problem. Die Reparaturarbeiten mussten wir dann allerdings zu zweit ausführen, da wollte uns die Schildkröte nicht unterstützen.

 

Am Tag vor der Ankunft von Claudio's Mutter und Schwester in Miami stockten wir unsere Lebensmittelvorräte auf, organisierten ein kleines Willkommens-Geschenk, erledigten unsere Wäsche und liessen die Gasflaschen auffüllen. Am späteren Nachmittag checkten wir dann in Naples auf dem Collier-Seminole State Park ein. Wir hatten beschlossen, Florida erst am Tag der Ankunft zu queren und dann direkt an den Flughafen in Miami zu fahren. Auf dem tollen Campingplatz im State Park trafen wir letzte Vorbereitungen und freuten uns sehr auf den bald eintreffenden Besuch von Claudio's Familie. Als wir den State Park am nächsten Tag verlassen wollten, erlebten wir eine Überraschung der besonderen Art. Dass der Park an diesem Tag wegen Renovationsarbeiten ausnahmsweise komplett geschlossen werden würde, hatte man uns beim Einchecken gesagt. Der Ranger hatte uns am späteren Vormittag dann darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns unbedingt persönlich im Büro abmelden sollten. Dies kam uns zuerst etwas komisch vor, muss man sich doch normalerweise gar nicht abmelden oder nur den Zettel in eine Box werfen. Ganz pflichtbewusst meldeten wir uns also im Office ab und siehe da, wir waren die letzten Gäste vor der Schliessung des Parkes. So mussten wir für ein Foto stramm stehen, der freundlichen Parkangestellten ein paar Informationen zu unserer Reise abgeben und erhielten im Gegenzug tolle Souvenirs des State Parks geschenkt. Jetzt war uns klar, weshalb uns der Ranger so eindringlich gebeten hatte, uns persönlich im Büro abzumelden :-) Richtig erfreut machten wir uns nun auf den Weg nach Miami, wo am Abend unser Besuch eintreffen sollte.

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Kommentare: 3
  • #1

    Barbara und Richu (Sonntag, 24 Mai 2015 12:16)

    Hallo ihr zwei Weltenbummler
    Auf eurem tollen Blog, welcher stets aufmerksam gelesen wird, stossen wir immer wieder auf das Wort "Sundowner"! Was das wohl sein mag? ;-))))
    Liebe Grüsse
    Barbara und Richu

  • #2

    Fred and Donna (Samstag, 30 Mai 2015 19:13)

    Hey you two. How much fun it was to relive our time spent with you through reading this blog. We had a great time travelling with you both and really enjoyed your company. I still have on my Mardi Gras beads so come by Ontario for a visit late summer on route to Halifax. Or any other time for that matter.
    In the meantime travel safe friends. Xo Fred and Donna

  • #3

    Swchen (Montag, 08 Juni 2015 15:50)

    Wenn ich gewusst hätte, wie sehr Euch Ovi-Schoggi beim Blog schreiben hilft, so hätte ich mehr von der Sorte mitgebracht....hoffentlich reicht es noch für den nächsten Blog ;-))))
    (..gern gelesener Blog war das. Danke.)
    Herzliche Grüsse Marianne