Unsere Reise ging nach
2 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen zu Ende. Das "Abenteuer Wiedereinstieg" hat begonnen.

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Das neu gefundene Land - Neufundland

Ja, wir sind schon seit fast acht Wochen wieder in der Schweiz. Mit unserem Blog sind wir in Rückstand geraten, wollen euch die letzten Monate aber nicht vorenthalten. Daher also unser nächster Blog:

Die Insel wo nur selten die Sonne scheint und die Leute unglaublich freundlich sind. Das waren die beiden Sachen, welche wir immer und immer wieder zu hören bekamen, wenn die Rede von Neufundland war. Ersteres konnten wir kaum glauben, denn schon während der gesamten sechsstündigen Fährüberfahrt schien die Sonne ununterbrochen. Zweiteres konnten wir uns sehr gut vorstellen, denn die Kanadier sind einfach ein freundliches Volk.

Bei schönstem Wetter reihten wir uns morgens um 09.00 Uhr am Fährterminal in North Sydney (Nova Scotia) ein und warteten darauf, auf die Fähre fahren zu dürfen. Ein paar Minuten später sahen wir ein uns bekanntes Reisemobil ebenfalls in die Warteschlange fahren - Balu! Sonja und Klaus, welche wir auf unserer Runde um die Kap-Breton-Insel kennengelernt hatten, wollten ebenfalls heute nach Neufundland übersetzen. So genossen wir die sechsstündige Fährfahrt, verbrachten fast die gesamte Zeit auf dem Deck und schwatzten immer mal wieder mit Sonja und Klaus. Pünktlich um 18.00 Uhr erreichten wir die Anlegestelle in Port aux Basques an der Südwestspitze von Neufundland. Wir konnten es kaum erwarten, Neufundland zu bereisen! Trotzdem war zuerst einmal Ausruhen angesagt und so fuhren wir nach dem Besuch des Visitor Centers direkt auf einen nahe gelegenen Campingplatz.

Mit neuer Energie ging es tags darauf in nördliche Richtung, dann weiter auf die Halbinsel Port au Port. Diese wollten wir einmal umrunden und die schönen Ausblicke aufs Meer geniessen. Am äussersten Punkt, dem Cape Saint George, angekommen gefiel es uns so gut, dass wir beschlossen, dort gleich zu übernachten. Die steilen Klippen und die tolle Landschaft hatten uns bereits in ihren Bann gezogen. Von der Klippe aus entdeckten wir schliesslich auch ein komisches, uns unbekanntes Lebewesen im Wasser. Das grosse Rätselraten hatte begonnen... Walfisch? Schildkröte? Wir hatten keine Ahnung, nichts schien so wirklich zu passen. Im Nachhinein erfuhren wir, dass es sich um einen Mondfisch gehandelt haben muss. Da hätten wir noch lange raten können, keiner von uns hatte diesen je zuvor gesehen.

Toller Sonnenuntergang am Cape Saint George.
Toller Sonnenuntergang am Cape Saint George.

Nach einer wunderbar ruhigen Nacht, einmal abgesehen vom Wind, setzten wir unsere Rundfahrt um die Halbinsel fort. Obwohl Sonntag war und wir in Lourdes bei der Kirche eine kurze Pause einlegten, blieben wir dann doch nicht zur Messe ;-) Stattdessen verliessen wir die Port au Port-Halbinsel und holten im Besucherzentrum von Corner Brook weitere Informationen ein. Da die Wetterprognose für die nächsten Tage vielversprechend aussah, entschlossen wir uns dafür, direkt in den Gros Morne Nationalpark zu fahren. Diesen wollten wir unbedingt besuchen und wenn möglich bei schönem Wetter eine Wanderung machen.

Die erste Nacht verbrachten wir auf dem Lomond Campground, fuhren aber am nächsten Morgen direkt weiter zum Discovery Centre und zum Campingplatz am Trout River, wo wir für den Abend einen Platz reservierten. Anschliessend packten wir unseren Rucksack, schnürten die Wanderschuhe und nahmen den Trout River Pond Trail in Angriff. Der erste Teil führte durch den Wald, der Weg war ziemlich matschig, wurde aber zunehmends offener und schöner. Nach sieben Kilometern, am Ende des offiziellen Wanderweges, standen dann zwei rote Stühle für uns parat :-) Die zwei roten Stühle gehören zur Aktion "Share the chair!" von Parks Canada. So sind an verschiedenen schönen Punkten in den Nationalparks jeweils zwei rote Stühle platziert, die nur darauf warten, müden Wanderern eine Sitzgelegenheit zu bieten und zugleich fast in jedem Fall als Fotomodell zu dienen. Für Parks Canada ist dies natürlich Werbung, da die Besucher aufgefordert werden, ihre "Stuhl-Fotos" im Internet zu teilen - eben "Share the chair!". Klar schossen auch wir ein paar Fotos, genossen die tolle Aussicht und nahmen dann den Rückweg unter die Füsse. Am Ausgangspunkt angelangt, waren wir so durchgeschwitzt und voller Matsch, dass wir uns kurzerhand für ein Bad im kalten Trout River Pond entschieden. Baden in Neufundland? Geht doch!

Während Claudio den nächsten Tag lieber ein bisschen gemütlicher und knie-schonender angehen wollte, war Angi schon wieder fit für die nächste kleine Wanderung. Sie wollte den Tablelands Trail auf keinen Fall auslassen und spazierte die paar Kilometer ohne Claudio durch die karge (Mond-) Landschaft.

Da es sich um einen kürzeren Wanderweg im Park handelt, war Angi aber bei weitem nicht alleine unterwegs. Im Gegenteil, im Vergleich zur Wanderung vom Vortag war dies schon fast eine Völkerwanderung. Gelohnt hat es sich aber auf jeden Fall, die Tablelands sind wirklich speziell.

Wir konnten unser Glück kaum fassen, seit der Fährüberfahrt hatten wir nun sonniges und warmes Wetter (25 - 30 Grad!). Dieses wollten wir weiterhin nutzen und waren dementsprechend etwas zügiger unterwegs als sonst. So verliessen wir den Gros Morne Nationalpark fürs erste wieder und fuhren nun in Richtung Osten. Nach einer Zwischenübernachtung in Grand Falls-Windsor ging es weiter nach Twillingate. Die kleine Stadt liegt an der Nordküste von Neufundland und ist ein beliebter Ort um im Mai/Juni vorbeitreibende Eisberge zu sehen. Mitte August waren wir somit etwas spät dran und nach den verhältnismässig heissen Temperaturen der letzten Tage waren definitiv keine Eisberge mehr zu sehen. Der Ort gefiel uns aber trotzdem, vor allem das Gebiet rund um den Leuchtturm Long Point ganz im Norden war wirklich toll. Dort fanden wir in der Sleepy Cove einen weiteren super schönen Übernachtungsplatz. Hier passte sogar der Name, denn Sleepy Cove heisst übersetzt soviel wie verschlafene Bucht.

In Twillingate statteten wir dem Durrell Museum einen Besuch ab. Nebst antiken Ausstellungsstücken von neufundländischen Fischerfamilien ist hier ein ausgestopfter Eisbär wohl die Hauptattraktion. Der unglückliche Kerl fand im März 2000 den Weg in die Nähe der Stadt und wurde erschossen, bevor er für die Bewohner zur Gefahr wurde. "Per Zufall" kamen wir anschliessend bei der Auk Island Winery vorbei und liessen uns erklären, wie aus verschiedensten Beeren und Eisbergwasser Wein hergestellt wird. Bei der Degustation konnten wir uns davon überzeugen, dass die Weine gar nicht schlecht, aber doch eher ungewohnt sind. Später auf dem Spaziergang zu einem natürlichen Gesteinsbogen, welchen Angi vor der Weiterfahrt noch sehen wollte, schlug sich Claudio den Bauch mit Blaubeeren voll. Man(n) beschäftigt sich bei Spaziergängen... :-) Über die Dämme verliessen wir nun die Twillingate Inseln wieder und führten unsere Fahrt wenn immer möglich dem Wasser entlang fort, bis wir beim Sir Frederick Banting Memorial Municipal Park einen Campingplatz mit Waschmaschine fanden. Somit waren wir beide mit Waschen beschäftigt: Angi die Wäsche, Claudio das Auto ;-)

Sauber ging es tags darauf also weiter der Küste entlang. Dieser Abschnitt konnte uns aber nicht richtig begeistern und einer Intuition folgend machten wir einen Abstecher nach Newtown. Das kleine Fischerdorf ist ebenfalls auf Inseln gelegen und verkörperte für uns Neufundland pur. Eine tolle Landschaft, herzige, kleine Häuser, viel Wasser, Fischerboote und allerlei -zubehör sowie freundliche Leute. Wahrscheinlich wurde Angi vom ganzen Dorf beobachtet, als sie kreuz und quer herumgerannt ist für ihre Fotos :-)

Am Nachmittag erreichten wir dann, noch immer bei schönstem Wetter, den Terra Nova Nationalpark im Osten von Neufundland. Im Besucherzentrum schauten wir uns die Ausstellung an und liessen uns von den Angestellten über den Park informieren. Für die Übernachtung wählten wir den Malady Head Campground, mit 66 Plätzen definitiv der ruhigere als der Newman Sound mit fast 300 Plätzen... Wir bezogen unseren Platz, richteten uns ein, tauschten diesen aber auf Wunsch einer Familie gegen ihren Platz, richteten uns wieder ein und tauschten dann den Platz zurück, da die Park-Angestellte dem Ganzen nicht zugestimmt hatte. Tja, so richteten wir uns dann also zum dritten Mal ein. Komme was wolle, hier bleiben wir und so widmeten wir uns dem Sundowner ;-) Der Terra Nova Nationalpark besteht aus viel Wald, Felsen, Teichen und Feuchtgebieten. So beschlossen wir, uns "von oben" einen Eindruck zu machen und fuhren zwei Aussichtspunkte an. Von dort konnten wir die tollen Ausblicke geniessen und entschieden uns gegen eine Wanderung. Die Wanderwege im Gros Morne Nationalpark hatten uns mehr gereizt als diese hier. Vielleicht haben wir dem Terra Nova damit Unrecht getan, aber es war uns einfach nicht nach Wandern zumute.

Stattdessen machten wir uns auf in Richtung Bonavista Halbinsel. Teilweise auf Nebenstrassen gelangten wir schliesslich ins Dorf Bonavista, wo im Hafen gerade eine Feier stattfand. Wir blieben allerdings nicht lange, denn wir wollten bei dem schönen Wetter noch den Leuchtturm am Kap anfahren. Das war eine gute Entscheidung, die Gegend um den speziellen Leuchtturm war wunderschön. Klar statteten wir auch John Cabot in Form einer Statue einen Besuch ab. Der italienische Seefahrer Giovanni Caboto gilt als der erste europäische Entdecker (nach den Wikingern), der das nordamerikanische Festland erreichte. Wo genau er auf das Land gestossen ist, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Sicher ist, dass seine Statue auf einem unglaublich schönen Fleckchen Erde steht...

Uns gefiel es in dieser Ecke der Bonavista Halbinsel so gut, dass wir uns gleich hier auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz machten. Wir schauten uns noch im Dungeon Provincial Park um, wurden aber schliesslich direkt an der Küste fündig. Über Stock und Stein ging es ein paar Meter von der Strasse weg, kein Problem für unseren Truck, und schon hatten wir unseren Platz gefunden... Gut eingepackt und windgeschützt genossen wir die Abendstimmung. Einfach nur wow!

Über Nacht hatte der Wind teilweise ganz schön am Camper gerüttelt und auch etwas Regen mitgebracht. Das Wetter war also ideal, um sich die Ryan Premises anschauen zu gehen. Die Gebäude des einstigen Handelsbetriebes wurden erhalten und können heute besichtigt werden. Im Fokus stand die Fischerei, allem voran der Fang und die Verarbeitung von Kabeljau. Die Ausstellung und die Videos waren sehr interessant und konnten uns das harte Leben eines Fischers und seiner Familie näherbringen.

Der Regen hatte sich inzwischen verzogen und so stand nun etwas auf dem Programm, worauf Angi schon lange gewartet und sich extrem gefreut hatte: Endlich einmal Puffins sehen! Den Papageientauchern waren wir in Alaska bereits einmal auf der Spur, allerdings hatte es dort nicht geklappt. Keinen einzigen Vogel bekamen wir damals zu Gesicht. Das sollte sich nun ändern, denn in Elliston, nur etwa sieben Kilometer von Bonavista entfernt, befindet sich eine Brutstätte der lustigen Vögel. Zu Fuss gelangten wir in die Nähe des "Vogelfelsens" und konnten die Tiere tatsächlich zu Hunderten sehen. Wir waren total begeistert, zum einen sehen die Puffins einfach hübsch aus und zum anderen hatten wir grossen Spass, ihnen beim Starten und beim Landen zuzuschauen. Teilweise stürzten sie sich fast kamikaze-mässig in die Tiefe und auch die Landung war lustig zu beobachten, manchmal fast ein bisschen tollpatschig. Wir hatten noch nicht genug und wollten auch am nächsten Tag zu den Puffins, mussten aber noch abwarten, bis der Nebel sich etwas verzog. Unterdessen waren auch Sonja und Klaus in Elliston eingetroffen und nach einem gemeinsamen Mittagessen spazierten wir zu viert zu unserem Beobachtungsposten. Doch leider dauerte die nebelfreie Zeit nicht allzu lange an, schon bald zogen wieder erste Nebelschwaden heran und verdeckten uns die Sicht. So entschieden wir uns, nach Trinity weiterzufahren. Angi hatte in einer Info-Broschüre gelesen, dass dort am Abend eine Veranstaltung stattfinden würde. In Trinity angekommen erfuhren wir aber, dass der Event bereits vor einer Woche stattgefunden habe, in der Broschüre sei ein falsches Datum abgedruckt. Aha :-) Die freundliche Angestellte im Info-Büro versprach uns dafür Gratis-Eintrittstickets für zwei historische Häuser am nächsten Tag. Klar nahmen wir dieses Angebot an und besuchten die Lester-Garland Mercantile Premises und das Hiscock House. Hier beeindruckte uns vor allem die Geschichte der Familie, welche uns eine weitere freundliche Angestellte erzählte. Ansonsten hatten wir Trinity aber bald gesehen, verliessen die Bonavista Halbinsel und waren nun auf dem Weg zur Hauptstadt von Neufundland. St. John's liegt auf der Avalon Halbinsel im Südosten von Neufundland und ist die älteste Stadt Nordamerikas. Wir hatten uns aber entschieden, nicht mehr am späten Nachmittag in die Stadt zu fahren und so quartierten wir uns auf dem Campingplatz des Butter Pot Provincial Park's ein. Die gleiche Idee hatten Sonja und Klaus, denn kurze Zeit später kamen auch sie angefahren. Ein lustiger Abend mit leckerem Essen (danke Sonja!) war somit vorprogrammiert :-)

Bei sonnigem Wetter erreichten wir St. John's und wollten gleich als erstes den Signal Hill erkunden. Auf dem Hügel steht der Cabot Tower, ein imposantes Wahrzeichen hoch über der Stadt, welcher zum 400. Jahrestag der Entdeckung Neufundlands durch John Cabot erbaut wurde. Der Turm wurde früher als Flaggenposten und später als Funkstation benutzt, heute ist es eine beliebte Touristenattraktion. Um 12.00 Uhr verfolgten wir das Abfeuern der Kanone, besuchten die Ausstellung im Turm und genossen den Ausblick auf das Meer, den Hafen und die Stadt. Die geplante Stadtbesichtigung wurde mangels geeigneten Parkplätzen um einen Tag verschoben und so fuhren wir hinaus zum Cape Spear. Nebst zwei Leuchttürmen und einem Fort befindet sich hier der östlichste Punkt des nordamerikanischen Kontinents. Auf dem Parkplatz entdecken wir Balu, das Auto von Sonja und Klaus. Die beiden waren aber nirgendwo zu sehen, wahrscheinlich waren auch sie zu einer Wanderung in dieser atemberaubenden Gegend aufgebrochen. Für uns stand schnell fest, dass wir gleich hier übernachten würden und wir wurden für diesen Entscheid belohnt. Die Abendstimmung war einfach genial, die Fotos sprechen für sich.

Die Nacht war dann allerdings weniger ruhig als gedacht. Was wir nämlich nicht wussten, war, dass sich die Jungs aus der Stadt hier treffen und das Cape Spear quasi der Startpunkt ihrer Autorennen den Hügel hinauf ist. Angi stört dies bekanntlich weniger, denn wenn sie schläft, hört sie nichts. Claudio hingegen suchte den Schlaf...

Im zweiten Anlauf klappte es nun auch mit einem Parkplatz in St. John's und wir schlenderten durch die Strassen. Angi fand die vielen farbigen Häuser einfach super und wurde einmal mehr vom Foto-Fieber gepackt. Claudio ahnte Böses :-) Kreuz und quer spazierten wir durch die Strassen auf der Suche nach weiteren farbigen Häusern und tollen Briefkästen...

Tolle farbige Häuser:

Und natürlich passende Briefkästen:

Nebst all diesen Farben verblasste für uns der Rest der Stadt fast ein bisschen. Die berühmt-berüchtigte Pub-Strasse konnte uns nicht begeistern, irgendwie erinnerte uns der Gestank an die Bourbon Street in New Orleans... Pfui Teufel! Nicht pfui, aber extrem mastig war unser Mittagessen, Poutine! Angi kannte diese kanadische Fast-Food-Spezialität bereits, für Claudio war es jedoch das erste Mal. Pommes Frites übergossen mit Bratensauce und Käse... Guten Appetit! :-)

 

Nach einem kurzen Abstecher ins Quidi Vidi Village, einem historischen Fischerdörfchen, schenkten wir unsere Aufmerksamkeit voll und ganz unserem Auto. Der Ölwechsel war wieder einmal fällig und so fuhren wir zu Walmart. Den neuen Ölfilter hatten wir bereits, nun kauften wir noch das Öl und schon konnte es losgehen. Ölfilter raus, Öl ablassen, warten, neuer Filter und Öl rein, fertig. Das alte Öl konnten wir bei Walmart zurückgeben und in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit beschlossen wir, auch gleich bei Walmart zu übernachten. Allerdings wählten wir dafür einen anderen, ruhigeren Walmart :-)

Bei regnerischem Wetter sagten wir St. John's goodbye und brachen in westliche Richtung auf. In Conception Harbour fanden wir einen interessanten Platz für unseren Mittagshalt neben drei gesunkenen Walfischfangbooten. Mit dem Nebel war dies eine ziemlich mystische Angelegenheit... Unser nächstes Ziel war das Cape St. Mary's im Südwesten der Avalon Halbinsel. Dort befindet sich Neufundlands grösstes Vogelreservat. Schon wieder Vögel? Ja, schon wieder Vögel, und das, obwohl wir sonst keine ausgeprägten Vogelliebhaber sind.

Wir erreichten das Cape St. Mary's erst gegen Abend und sahen... Schafe und Nebel. Dieser lockerte sich aber immer mehr auf und so nahmen wir den ca. 20-minütigen Fussmarsch zum Vogelbeobachtungspunkt auf uns. Was wir hier zu sehen und zu hören bekamen, war fantastisch. Zu Tausenden hockten die Basstölpel auf dem Felsen im Meer oder gleiteten an uns vorbei und auch die Geräuschkulisse war beeindruckend. Wir sogen die Bilder richtig in uns auf und genossen die unglaublich schöne Sonnenuntergangsstimmung an diesem grandiosen Platz. Die Schafe begleiteten uns anschliessend zurück zum Camper.

 

Durch ein komisches Geräusch an unserem Fahrzeug wurden wir am nächsten Morgen geweckt. Noch bevor Angi das Fenster aufmachen konnte, war Claudio schon in seine Hose geschlüpft und auf dem Sprung nach draussen. Kurz darauf folgte die Entwarnung, ein Schaf hatte unseren Truck gerammt und sich daran gekratzt :-))) Nach dem Spaziergang zum Vogelfelsen erfuhren wir im Info-Zentrum, dass hier am Abend ein Konzert mit neufundländischer und irischer Musik stattfindet. Kurzerhand beschlossen wir, zu bleiben und den Basstölpeln am Nachmittag einen weiteren Besuch abzustatten. Am Abend besuchten wir das Konzert und lernten bei Kaffee und Kuchen den Organisator, Delf, kennen. Ein sympathischer Deutscher, nach St. John's gekommen um dort an der Uni zu studieren und mittlerweile seit über 30 Jahren auf Neufundland zu Hause. Nach einer zweiten Nacht am Cape St. Mary's lief Angi Delf über den Weg und dieser lud uns kurzerhand noch einmal zu Kaffee und Kuchen ein. So erfuhren wir einiges über ihn, sein Leben auf Neufundland und seine Lebenseinstellung. Ein durch und durch sympathischer Typ!

Auf unserer Fahrt nördlich kamen wir bei Argentia vorbei, von dort könnte man mit der Fähre zurück nach Nova Scotia gelangen. Das war natürlich nicht unser Plan, aber wir vermuteten, dass Sonja und Klaus hier auf die Fähre warteten. Wir konnten Balu jedoch nicht finden, dafür dutzende Fahrzeuge mit Airstream Wohnanhängern, die gerade daran waren, auf dem Campingplatz einzuchecken. Von der Airstream-Gruppe erfuhren wir dann, dass die Fähre kaputt sei und sie deshalb wohl länger als gedacht auf der Insel bleiben würden. Gut möglich also, dass "Balus" sich entschieden hatten, zurück in den Westen zu fahren und von dort die Fähre zu nehmen. So setzten auch wir unsere Fahrt in den Norden fort, sparten uns die Campingplatz-Kosten und investierten in ein Pizza-Znacht :-)

Ziemlich spontan fiel am nächsten Tag der Entscheid, noch einmal nach Elliston zu den Papageientauchern zu fahren. Dies bedeutete zwar einen ziemlichen Umweg, aber den nahmen wir gerne in Kauf, um die lustigen Puffins noch einmal zu sehen.

Wir hatten Glück und konnten die Tiere noch einmal beobachten, bevor sie die Brutstätte bald verlassen würden. Allerdings waren jetzt viel weniger Puffins auf dem Felsen, die meisten waren im Wasser und somit für uns schwieriger zu sehen. Offenbar haben die Vögel aber nicht nur uns gefallen, denn auch ein australisches Paar, welches wir beim ersten Besuch in Elliston getroffen hatten, war wieder da.

 

Die Nacht verbrachten wir auf dem Campingplatz im Lockston Path Provincial Park, da wir dringend unsere Abwassertänke leeren mussten. Auch der Himmel musste sich offensichtlich entleeren. Tags darauf regnete es teilweise so heftig, dass wir unterwegs anhalten mussten, da wir nichts mehr sehen konnten. So macht Autofahren keinen Spass und wir bezogen einen Platz im Terra Nova Nationalpark. Bei diesem Wetter nutzten wir das dortige Internet. Die Wetterprognosen sahen ziemlich übel aus und so beschlossen wir, einen Campingplatz mit gut funktionierendem WiFi zu suchen, damit wir am Blog arbeiten konnten. Diesen fanden wir ungefähr eine Stunde entfernt in Gander. Inzwischen war es draussen mit nur noch 9 Grad (!!!) und Regen richtig eklig geworden und wir verkrochen uns im Camper, wo wir mit skypen und Blog schreiben beschäftigt waren. Einen weiteren Tag verbrachte Claudio mit diversen Arbeiten am Camper und Angi knöpfte sich noch einmal den Blog vor.

 

Bei bedecktem, teils immer noch regnerischem Wetter machten wir in Gander noch ein paar Besorgungen, fuhren weiter nach Grand Falls-Windsor, wo wir Ersatzteile und Werkzeug für den leckenden Wasserhahn im Camper erhielten und machten noch weitere 200 Kilometer bis nach Deer Lake. Schweren Herzens liessen wir geplante Ausflüge auf Fogo Island und die Leading Tickles aus, die Wettervorhersagen waren einfach zu schlecht.

 

Die Nacht hatten wir (endlich wieder einmal) bei einer Tankstelle verbracht. Dies hatten wir ja in Mexiko öfter mal getan und schon fast ein bisschen vermisst :-) 

Bei stürmischem Wetter erreichten wir den Gros Morne Nationalpark zum zweiten Mal und schauten uns im Besucherzentrum die Ausstellung sowie einen Film über den Park an. Dabei blieben wir wenigstens trocken. Anschliessend suchten wir uns auf dem Green Point Campground einen Platz und ergatterten, wen wunderts bei dem Wetter, den schönsten überhaupt. Wir vertrieben uns die Zeit und passten einen regenfreien Moment ab für unseren Strandspaziergang.

Tatsächlich liess sich am nächsten Tag die Sonne blicken und wir erkundeten die Gegend, zuerst südlich vom Campingplatz und dann nördlich. Trotz bestem Wetter hatten wir uns gegen die bekannte Bootstour im Western Brook Pond entschieden. Die zweistündige Fahrt war uns für 60 Dollar pro Person einfach zu teuer. Dafür bot sich für Claudio noch die Möglichkeit, in dieser tollen Landschaft eine Runde mit seinem ferngesteuerten Segelflieger zu drehen und wir hatten Glück, uns einer Gruppe anschliessen und die eigentlich geschlossene Fischerei-Ausstellung anschauen zu können. Zurück auf dem Camping genossen wir den wirklich super schön gelegenen Platz.

Schöne Bucht südlich vom Lobster Cove Lighthouse.
Schöne Bucht südlich vom Lobster Cove Lighthouse.

Leider war das schöne Wetter von kurzer Dauer und so wurden wir am nächsten Tag wieder vom Regen auf dem Dach geweckt. Wir verliessen den Nationalpark, fuhren ein Stück weiter nördlich und landeten in einem Dorf mit dem lustigen Namen Cow Head (Kuhkopf) wieder auf einem Campingplatz. Draussen tobte der Sturm, also machten wir es uns im Camper gemütlich. Auf einmal fuhren drei Miet-Wohnmobile neben uns auf den Platz. Da hatten wohl noch andere eingesehen, dass es bei diesem Wetter keinen Spass macht, auf der Strasse zu sein. Wir vertrödelten die Zeit im Internet und schrieben wieder einmal ein paar Postkarten in die Heimat.

 

Nach dem Regen scheint ja bekanntlich die Sonne und so konnten wir unsere Fahrt in den Norden am nächsten Tag fortsetzen. Allerdings plünderten wir in Cow Head zuerst den Supermarkt und Angi kaufte den ganzen Cider-Vorrat auf. Das war allerdings nicht schwierig, sie hatten nämlich nur vier Stück :-)

Bereits nach wenigen Minuten erreichten wir den Arches Provincial Park wo es sich Claudio nicht nehmen liess, auf den Felsen herumzuklettern. In Port au Choix beschäftigten wir uns nach dem Mittagessen im Camper mit der Geschichte Neufundlands. Lange bevor die Basken hier landeten, lebten bereits indianische Kulturen und Eskimo in diesem nördlichen Teil der Insel. Im Besucherzentrum vermittelten ein Film sowie verschiedenste Ausstellungsstücke ein paar Eindrücke zu diesen voreuropäischen Kulturen. Natürlich schauten wir uns auch draussen um und fuhren weiter hinaus zum Leuchtturm Point Riche. Da es sich bei Port au Choix um eine "National Historic Site" handelt, fanden wir auch dort zwei rote Stühle mit wunderbarem Ausblick aufs Meer. Wir genossen die Sonne und die einmal mehr einfach geniale Landschaft. Wir überlegten lange hin und her, hier gleich die Nacht zu verbringen, fuhren aber noch weiter nach Bird Cove. In diesem kleinen Nest machten wir es uns am Hafen gemütlich. Leider war es uns draussen trotz dicken Jacken und heissem Tee zu kalt und so bewunderten wir die Abendstimmung vom Camper aus.

Am nächsten Morgen legten wir die restliche Strecke ganz in den Norden Neufundlands zurück. In L'Anse aux Meadows wartete nämlich bereits die nächste Lektion in Geschichte auf uns... Um das Jahr 1000 herum legten die Wikinger hier eine Siedlung an, blieben allerdings nur für ein paar Jahre. Aufgrund der Ausgrabungen konnte festgestellt werden, dass es sich tatsächlich um eine skandinavische Siedlung handelte (die einzige sicher nachgewiesene in Nordamerika). Das Besucherzentrum war einmal mehr sehr interessant gestaltet und vermittelte uns die Theorie. Draussen wartete dann die Praxis in Form von nachgebauten Häusern und Schauspielern, natürlich als Wikinger verkleidet, auf uns. Im Gespräch mit ihnen erfuhren wir mehr über das Leben der skandinavischen Seekrieger, aber auch über das Leben heute auf Neufundland, was ebenfalls sehr interessant war. Mit einem Rundgang über das Gelände schlossen wir die Geschichtsstunde ab und konnten uns nicht helfen. Irgendwie wurden wir hier die ganze Zeit von "Hey hey Wickie, hey Wickie hey" verfolgt :-)

Im Besucherzentrum erfuhren wir, dass einer der "Wikinger" am Abend ein Konzert geben würde. Klar wollten wir dieses nicht verpassen. Zusammen mit einem anderen Schweizer Paar, welches wir im Verlauf des Tages kennengelernt hatten, gingen wir essen und hörten dem "Wikinger" mit seinen meist ziemlich witzigen Liedern zu.

Einmal mehr wurde unser Camper nachts kräftig vom Wind durchgeschüttelt, das Wetter kann auf Neufundland tatsächlich sehr launisch und wechselhaft sein... Aufgrund der trüben und nassen Bedingungen entschieden wir uns, nach St. Anthony zu fahren. Ein Einkaufs- und Waschtag war so oder so fällig und das Wetter passte auch dazu. Beim Leuchtturm sahen wir sofort ein uns bekanntes Reisemobil stehen. Wir hatten den Unimog zwar noch nie vorher gesehen, hatten aber über andere Reisende schon von Felix (so heisst der Unimog) und seinen Besitzern, Petra und Stephan, gehört. Wir wussten, dass sie von Labrador nach Neufundland verschiffen würden und wir uns so eigentlich früher oder später über den Weg fahren müssten. Tja, und da stand Felix nun plötzlich vor uns. Klar klopften wir an die Tür und stellten uns vor, damit hatten Petra und Stephan wohl nicht gerechnet :-) Jedenfalls verabredeten wir uns auf später irgendwo im Dorf. Nach unseren Einkäufen fuhren wir in die Wäscherei und es dauerte nicht lange, da standen Petra und Stephan ebenfalls in der Tür. 

So kam es zu unserem längsten Aufenthalt in einer Wäscherei überhaupt. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir dort mit Wäsche waschen, quatschen, Sandwiches essen, Erfahrungen und Reiserouten austauschen, etc. Wir waren uns auf Anhieb sehr sympathisch und beschlossen kurzerhand, auch den Abend zusammen zu verbringen. Am Cape Onion (Kap der Zwiebeln) trafen wir uns auf dem Hügel beim Friedhof und konnten stundenlang weiterquatschen bis tief in die Nacht :-) Woher das Cape Onion seinen Namen hat, haben wir übrigens nicht ausfindig machen können.

Nach einer kurzen Nacht trafen wir Petra und Stephan draussen an, obwohl es windig und saukalt war. Leider trennten sich hier unsere Wege schon wieder, die beiden wollten ebenfalls zu den Wikingern fahren und dann weiter südlich. Für uns ging die Zeit auf Neufundland langsam zu Ende und unser nächstes Ziel lag noch weiter nördlich - Labrador. So verabschiedeten wir uns und beschlossen, noch am gleichen Tag die Fähre nach Labrador zu buchen. Irgendwie hatte das Wetter jetzt definitiv umgeschlagen und es wurde immer kälter. Wenn wir also den Trans-Labrador Highway noch wie geplant fahren wollten, durften wir nicht mehr zu lange warten. Die 130 Kilometer nach St. Barbe hatten wir bald zurückgelegt und waren sogar noch etwas zu früh da. Der Verkauf der Fährtickets startete nämlich erst um 16.00 Uhr. Dafür waren wir aber fast die ersten in der Reihe und ergatterten noch einen Platz auf der Fähre. Diese war wesentlich kleiner als die Fähre von Nova Scotia nach Neufundland, dementsprechend schnell waren die Fahrzeuge an Bord. Pünktlich um 18.00 Uhr legten wir ab und eine absolut eindrückliche und schöne Zeit auf Neufundland ging damit zu Ende.

Wer sich gerne in der Natur aufhält und einen rauen, aber unbeschreibbar schönen Teil von Kanada kennenlernen möchte, ist auf Neufundland genau richtig. Es ist schwierig in Worte zu fassen, aber wir hoffen, dass wir mit den Bildern vermitteln konnten, wie schön Neufundland ist. Wir würden diese Insel sofort wieder bereisen, auch wenn man auf etwas Wetterglück angewiesen ist :-)

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Kommentare: 2
  • #1

    Sonja Bühler (Freitag, 26 Februar 2016 22:33)

    Wunder- wunderschöne Bilder! Wenn es nur nicht so weit weg wäre... ;-) Wie geht es Euch wenn Ihr die Bilder sieht? Bereits wieder Lust zu reisen, oder ist der Speicher noch voll? Bin gespannt auf Euer Reisefazit, falls es ein solches geben wird. So ganz allgemein, was sich verändert hat in den zwei Jahren und wie Ihr Euch verändert habt. Das würde sicher auch ein langer, kurzweiliger Abend werden. :-) Liebe Grüsse, Sonja

  • #2

    Hans-Ueli Flückiger (Montag, 28 März 2016 14:27)

    Die tollen Bilder machen richtig Lust den Abstecher auch zu machen, ob ich wohl auch so herrliches Photo-Wetter hätte? Das Leben besteht aus Phasen, ich bin soeben zum Tei 8 meiner Reise gestartet, Übermorgen gehts mit der Stahlratte von Cancún nach Kuba! Alle Gute und weiterhin viel positive Erlebnisse beim "Ankommen".