Regen, Regen und unvergessliches Whale Watching

Nachdem uns Tofino mit wirklich schönem Wetter begrüsst hatte, traf die vorausgesagte Schlechtwetterfront doch tatsächlich ein und es regnete, regnete und regnete. Gerne hätten wir die wirklich wunderschönen Strände besucht und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, doch daraus wurde vorerst nichts. Oft werden wir gefragt, was wir an solchen Regen-Tagen in unserem doch nicht allzu grossen Camper tun. Nun, das Camper-Leben ist streng und so gibt es immer viel Arbeit :-) Bei schlechtem Wetter kann es also durchaus vorkommen, dass wir aufräumen, putzen, Wäsche waschen, Reiseführer lesen, zum 100. Mal UNO spielen, Fotos sichern, Blog und Tagebuch schreiben, Kostenabrechnung machen, usw. Hätte Angi im Textilen Werken ein bisschen besser aufgepasst, gäbe es jetzt vielleicht schon selbst gestrickte Socken ;-)

Nach drei Tagen Dauerregen beschlossen wir, die noch fehlende Regenausrüstung zu besorgen. Die Jagd nach einer Regenhose für Angi war nicht einfach, offenbar hatten andere genau die gleiche Idee. Endlich ein Paar passende Hosen gefunden, verliessen wir den Laden und siehe da, es regnete nicht mehr... Egal, wir waren nun eingedeckt für den Fall der Fälle. So wagten wir uns dann am nächsten Tag auf den Wild Pacific Trail in Ucluelet. Wir waren keine 500 Meter auf dem Lighthouse Loop unterwegs als wir plötzlich auf eine kleine Gruppe aufmerksam wurden, die irgend etwas Spannendes gesehen haben musste. In letzter Sekunde erreichten wir den Ausblick und sahen ihn auch... ein Wal ganz nah an der Küste! Wir hätten niemals damit gerechnet, dort einen Wal zu sehen und dann noch so nah. Wir verfolgten ihn so gut es ging und kletterten schliesslich über die Felsen, um ihn eventuell noch einmal zu sehen. Leider entschied er sich wohl wieder weiter ins Meer hinaus zu schwimmen und so sahen wir die faszinierenden Tiere noch in der Ferne. Klar, dass wir den Rest des Weges und auch auf dem nächsten Trail fast nur noch nach Walen Ausschau hielten.

Nachdem eine Wetterbesserung in Sicht war und wir von unserer Wal-Sichtung begeistert waren, beschlossen wir, einen Whale Watching Trip zu buchen. Wir haben uns für den Nachmittags-Trip entschieden und bereuten es keine Sekunde. Um die Mittagszeit hatten sich die letzten Wolken verzogen und unser Ausflug konnte somit bei bestem Wetter stattfinden. Wir staunten nicht schlecht, als es hiess, dass nebst uns beiden nur noch eine weitere Person und der Guide auf dem Boot sein würden... Zu dritt durften wir uns also in die sexy Survival-Anzüge schmeissen und watschelten wie die Pirelli-Männchen auf den Bootssteg. Brendon, unser Guide, wartete bereits, erklärte kurz das Wichtigste und schon konnten wir das Zodiac besteigen und los gings. Noch nicht einmal aus dem Hafen gefahren, begrüssten uns die ersten Seelöwen. Diese überaus neugierigen Tiere machten sich einen Spass daraus, uns immer wieder auf einer anderen Seite des Bootes zu überraschen.

Nach ein paar Minuten mit den Seelöwen und vielen Weisskopfseeadlern fuhren wir aus dem Hafen ziemlich genau zu dem Ort, wo wir zwei Tage zuvor die Wale auf unserer Wanderung gesehen hatten. Es dauerte nicht lange und wir sahen einen Grauwal. In Abständen von ca. 4 bis 5 Minuten zeigte er sich jeweils wieder an der Wasseroberfläche und wir konnten ihn und seine vielen "Flecken" bestaunen. Die Flecken sind Krebstiere/Muscheln auf der Haut, welche den Wal sauber halten und sich ihrerseits so ernähren. Grauwale haben keine Finne, unterscheiden sich jedoch aufgrund ihrer verschiedenen Flecken und Färbungen stark. Brendon, welcher seit sechs Jahren als Guide arbeitet, erkennt gewisse Tiere jedes Jahr wieder. Grauwale sind sehr treu und kehren jeden Frühling an den gleichen Ort zurück.

Wir hatten Glück und sahen später auch einen Buckelwal. Dieser war ziemlich lebhaft und daher nicht immer einfach zu sehen, oft tauchte er an einem ganz anderen Ort wieder auf als noch ein paar Minuten zuvor. Da war der Grauwal zuvor einfacher im Auge zu behalten... Im Vergleich zum Grauwal hat der Buckelwal eine Rückenfinne, allerdings eine verhältnismässig kleine. Brendon hat sich über die Jahre ein enormes Wissen über die Tiere angeeignet und zumindest Angi hörte sich seine Ausführungen interessiert an. Claudio war zu fest mit den Walen und Fotografieren beschäftigt :-) Zu viert hielten wir immer wieder Ausschau nach Walen und sahen tatsächlich einige. Wir hatten wirklich Glück an diesem Tag. Ab und zu war natürlich auch ein "Fehlalarm" dabei, wenn jemand von uns drei einen Stein oder eine Welle als Wal interpretierte. Brendon hatte da ein geübteres Auge...

Nebst den Walen bekamen wir auch weitere Seelöwen zu Gesicht. Brendon steuerte das Zodiac in Richtung eines grossen Felsens, der aus dem Wasser ragte. Schon von weitem hörte man die Seelöwen bellen. Dutzende Tiere sonnten sich auf dem Felsen und die meisten sahen ziemlich vollgefressen und faul aus. Nur einige von ihnen spielten und surften in den Wellen, das war recht amüsant :-) Nach so vielen Tieren beschleunigte Brandon das Zodiac und wir flogen fast über die Wellen. Wir machten eine Tour durch die Broken Group Islands, Teil des Pacific Rim National Parks. Eine wunderschöne Landschaft präsentierte sich uns in Abendstimmung. Auf dem Rückweg zeigte sich doch tatsächlich noch einmal ein Wal und wir konnten an diesem Tag ein letztes Mal diesem beeindruckenden Tier zusehen. Total überwältigt von den Erlebnissen, selber rot wie Krebse (vor lauter Aufregung ging die Sonnencrème vergessen) und überglücklich trafen wir wieder in Ucluelet ein und bekamen heissen Tee serviert. Ein genialer Ausflug mit definitiv bleibenden Erinnerungen!