Unsere Reise ging nach
2 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen zu Ende. Das "Abenteuer Wiedereinstieg" hat begonnen.

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Auf dem Richardson und Alaska Highway zu Conny nach Dawson Creek

Alarmstufe rosa - die Blüten des Fireweed sind in Valdez (Alaska) zuoberst am Stängel angekommen! Die Pflanzen fangen unten an zu blühen, im Verlauf des Sommers steigen die Blüten immer weiter nach oben. Bereits in Kanada hat man uns vorgewarnt: Wenn die Blüten zuoberst ankommen, ist der Sommer vorbei und es dauert noch sieben Wochen bis zum ersten Schnee. Für uns also ganz klar ein Zeichen, Alaska bald zu verlassen und die Reise in südlicheren Gebieten fortzusetzen... Das Fireweed (Stauden-Feuerkraut oder Weidenröschen) ist übrigens auch sonst eine schöne und interessante Pflanze. Sie ist im Wappen des Yukon-Territoriums (Kanada) vertreten, wo es im Sommer überall von Fireweed wimmelt. In Alaska und Kanada wird die Pflanze Fireweed genannt, weil sie nach Waldschlägen oder Waldbränden eine der ersten Pflanzen ist, welche sich auf der entstandenen Lichtung sehr schnell ausbreitet.

So entschieden wir uns, Valdez und auch Alaska Ende August zu verlassen und den letzten sonnigen Tag für die Fahrt zu nutzen. Die Wetterprognose sagte einen Wetterumschwung und eine längere Schlechtwetterphase voraus. Wir wollten jedoch vom Richardson Highway, welcher Valdez mit dem Alaska-Kernland verbindet, noch etwas sehen und machten uns also bei noch schönem Wetter auf den Weg. Die Chugach Mountains hinauf erreichten wir den Keystone Canyon mit seinen zahlreichen Wasserfällen. Wenig später, kurz nach dem schönen Thompson Pass, hielten wir beim Worthington Glacier. Dieser ist sehr leicht zugänglich und so konnten wir ihn nach einem kurzen Fussmarsch von ganz nah bestaunen. Angi liess es sich nicht nehmen, einen Schleck vom Gletscher zu probieren - eisig kalt aber fein :-) Weiter fuhren wir über Glennallen nach Tok, wo unsere "Rundreise" durch Alaska begonnen hatte. Ein kleines Stück fuhren wir noch weiter in Richtung Grenze und fanden im Tetlin National Wildlife Refuge einen schönen und erst noch kostenlosen Übernachtungsplatz auf dem Lakeview Campground. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir den See und konnten den schönen Sonnenuntergang und einen schwimmenden Biber beobachten.

Seit Tok befanden wir uns wieder auf dem Alaska Highway, auf welchem wir zu Beginn unserer Alaska-Rundfahrt sozusagen das letzte Stück gefahren waren. Der Alaska Highway erstreckt sich auf einer Länge von 2'288 Kilometern (1'422 Meilen) von Dawson Creek in Kanada bis Delta Junction in Alaska. Da wir auf dem Stewart Cassiar Highway nach Alaska gelangt waren, wollten wir nun auf dem Weg zurück den Alaska Highway fahren. Als Tagesziel hatten wir uns den Walmart in Whitehorse gesetzt, welchen wir ebenfalls bereits von der Hinfahrt kannten. Die Walmart-Parkplätze eignen sich immer wieder gut, um nur kurz zu übernachten und am nächsten Tag weiterzufahren. Bald erreichten wir die Grenze und mussten uns von Alaska verabschieden. An der kanadischen Grenze gab es eine kleine Wartezeit, da kurz vorher eine grosse Baustelle alle Autos "gebündelt" hatte. Dann ging aber alles sehr schnell und nach ein paar üblichen Fragen waren wir wieder in Kanada (in unserem Tagebuch steht: in unserer Heimat). Beim nächsten Halt wurden die Portemonnaies von US-Dollar auf kanadische Dollar umgerüstet und weiter ging die einsame Fahrt. Die Gegend um den Kluane Lake ist wunderschön, es herbstelte bereits ein bisschen und so hielten wir das eine oder andere Mal, um die Landschaft zu geniessen.

In Whitehorse nutzten wir wie letztes Mal die Vorteile einer Stadt und erledigten anstehende Sachen wie einkaufen, waschen und Flaschen/Dosen entsorgen. Auf der Rückbank unseres Trucks hatten sich inzwischen über 200 Pet-Flaschen, Dosen und Glasflaschen angesammelt - das Ergebnis der letzten paar Wochen auf Reise. Claudio standen jedes Mal sämtliche Haare zu Berge, wenn er die vielen Säcke sah und beim Öffnen der Tür wieder die eine oder andere Flasche herauspurzelte. So war er sichtlich erleichtert, als wir im Recycling-Center endlich alles abgeben konnten und dafür den stattlichen Betrag von $ 12.65 erhielten ;-) Die Angestellte war jedenfalls sichtlich darüber erfeut, dass wir als Ausländer eine solche Menge zum recyceln brachten und meinte, dass wir uns damit ein Dinner im Burrito-Laden leisten könnten. Nach getaner Arbeit gönnten wir uns feine Sandwiches (Subway sei Dank) und fuhren erst nachmittags weiter in Richtung Watson Lake, wo wir eine weitere Übernachtung einlegten.

Unser nächstes Ziel waren die Liard River Hot Springs, heisse Quellen in natürlicher Umgebung, direkt am Alaska Highway gelegen. Auf dem Weg zu den Hot Springs sahen wir nebst einem Schwarzbären erstmals Bisons. Der erste stand mitten auf der Strasse und hatte es nicht wirklich pressant, uns Platz zu machen. Weitere standen neben der Strasse oder lagen in einer Dreckmulde, unsere Anwesenheit schien sie nicht weiter zu stören. Gewaltig, wie gross diese Tiere sind! Mit denen legt man sich wohl besser nicht an... 

Die viele Fahrerei der letzten Tage hatte uns etwas geschlaucht und so war für uns klar, dass wir bei den heissen Quellen eine Badepause einlegen würden. Wir buchten gleich zwei Nächte im dazugehörenden Campground und starteten bereits kurz nach der Ankunft die Suche nach dem Weg zu den Pools. Über einen sogenannten Boardwalk (Holzsteg) gelangten wir zum ersten Badepool mitten im Wald. In den neuen Umkleidekabinen zogen wir uns um und wollten uns gleich ins Wasser stürzen - autsch, ist das heiss! Der verlockend aussehende Pool hat eine Wassertemperatur um die 53°C und zwang uns, weiter unten und schön langsam anzufangen... Das Bad im glasklaren, heissen Wasser mitten im Wald war unglaublich schön und entspannend. Eine richtige Wohltat nach den vielen Kilometern der letzten Tage. Wie sich später herausstellte, war der zweite Pool geschlossen. Ein Elch war darin ertrunken - diesen Anblick und die zusätzliche Geruchsbelastung (nebst dem Schwefel) wollte man den Badegästen wohl ersparen.

Auch am nächsten Tag badeten wir und stellten fest, dass die heissen Quellen sehr beliebt sind. Praktisch jeder, der auf dem Alaska Highway unterwegs ist, macht dort eine Badepause. Und wie bei den Kanadiern üblich, quatscht jeder mit jedem. Schliesslich weiss jeder, wer wohin unterwegs ist, was das Ziel der Fahrt ist, wo man aufgewachsen ist, welchen Beruf man ausübt, und und und... Natürlich bemerkten sie, dass wir die einzigen sind, die nicht Englisch sprechen und so wurde Claudio in der Männer-Umkleidekabine angesprochen und Angi bei den Frauen. Vorher hatte sich wohl niemand getraut :-) Bei unserem letzten Bad am Samstagabend blieben wir bis es stockdunkel war. Es hat hier keinen Strom und somit auch keine Lampen, weder im Pool, noch in den Umkleidekabinen und auch nicht auf dem WC - das machte die ganze Sache nicht einfacher ;-) So war es also sehr romantisch und zugleich mystisch, das heisse Wasser dampfte und hüllte alles in Nebel ein... Einzig unser "Sandmännchen" hatte eine Laterne dabei, ein älterer Mann, der alleine unterwegs war. Diese spendete etwas Licht und wurde fleissig von den WC-Gängern oder auch mal zum Umziehen ausgeliehen, sehr zur Freude des älteren Mannes, der dadurch immer wieder in Gespräche verwickelt wurde und dies sichtlich genossen hat.

Nach zwei gemütlichen Badetagen machten wir uns frisch erholt wieder auf die Socken bzw. auf die Räder. Beim Muncho Lake legten wir eine kurze Pause ein um zu sehen, wo Anita fünf Jahre lang gearbeitet hat. Bald fuhren wir weiter und ausser Tankstellen und ab und zu einem Campground war auf dieser Strecke nicht viel anzutreffen, ausser natürlich die schöne Landschaft. Im Stone Mountain Provincial Park soll es viele Dallschafe haben und so hielten wir Ausschau. Tatsächlich entdeckten wir eine Gruppe dieser Schafe und konnten beobachten, wie flink sie sich im steilen Gelände bewegen. Gegen Abend erreichten wir Fort Nelson und waren damit beschäftigt, Angi's Silberketteli wieder silbrig zu kochen. Vom vielen baden in den schwefelhaltigen Pools war dieses ganz schwarz angelaufen. --> Alufolie im salzigen Wasserbad erhitzen und so schlägt sich der dunkle Beschlag auf der Folie nieder.

Tags darauf verliessen wir Fort Nelson und nahmen den letzten Abschnitt von ca. 460 Kilometern bis Dawson Creek unter die Räder. Dieser Teil hat uns landschaftlich nicht wirklich aus den Socken gehauen, auch waren viele Baustellen zu meistern. Da wir das schöne Wetter noch etwas geniessen wollten, legten wir einen weiteren Stop am Inga Lake ein und waren erstaunt, dass auch dieser schöne Campground kostenlos ist. Kaum aus dem Truck ausgestiegen, wurden wir von einer Kanadierin lautstark begrüsst. Sie war mit ihren zwei Kindern seit sechs Tagen im Zelt an diesem See, den Mann hatte sie (gemäss eigener Aussage) bereits am ersten Tag in die Flucht geschlagen. Nun, auch sonst war sie ein bisschen komisch drauf, was wohl auch daran lag, dass sie das eine oder andere Bier bereits vernichtet hatte. Trotzdem war sie sehr freundlich und bot uns alles zur Mitbenutzung an, was sie hatte: Bier, Kanu, Lagerfeuer, etc. Claudio versuchte anschliessend, sein Nachtessen aus dem See zu ziehen, was leider nicht gelang (zum Glück der Fische). Unsere Nachbarin erhielt abends plötzlich Besuch von einem Mann... ob es derjenige war, den sie in die Flucht getrieben hatte, wissen wir nicht...

Am nächsten Tag legten wir die restlichen Kilometer nach Dawson Creek zurück, Mile Zero des Alaska Highway. Dort wollten wir unbedingt einen Besuch in der Old Fashioned Bakery machen und hofften, dort Conny anzutreffen. Angi kannte Conny von ihrer Anstellung bei der Gemeinde Unterkulm und wusste, dass Conny mit ihrer Tochter vor ein paar Jahren nach Dawson Creek ausgewandert war und dort die Bäckerei führt. Tatsächlich stand Conny in der Bäckerei und bediente Kundschaft. Wir testeten gleich einmal ihr Angebot und assen Zmittag samt Dessert, was wirklich super schmeckte! Conny lud uns zu sich auf die Farm ein und neugierig, wie sie ihr Leben hier meistert, nahmen wir die Einladung gerne an. Wir lernten ihre Tochter Leslie kennen wie auch Mutter Evi und Manfred, welche ebenfalls zu Besuch da waren.

Nebst den Hunden Jaska und Badou leben Pferde und Schweine auf der Farm. Ein Schwein hatte vor kurzem acht Junge zur Welt gebracht. In diese kleinen Schweinchen verliebte sich Angi gleich beim ersten Besuch. So herzig wie sie auf ihren kleinen Beinchen herumstolpern oder dicht gedrängt aneinanderliegen... Doch auch die grossen Schweine waren lustig zu beobachten, vor allem wenn sie unbedingt eine Wasserschlacht mit Conny machen wollten... :-)

Man könnte meinen, wir hätten den ganzen Tag bei den Tieren verbracht, doch ganz so war es dann doch nicht. Claudio konnte Manfred unter anderem beim Errichten bzw. Reparieren des Hages bei den Pferden helfen und Angi half Evi beim Streichen des Gartenzauns (siehe Bild links) und kam zu einem "Helfer-Einsatz" in der Bäckerei.

 

Wir lernten tolle, neue Leute kennen und hatten eine super Zeit auf Conny's Farm. Wir wurden verwöhnt mit frischem, "echtem" Brot, feinen Abendessen und Desserts, guter Gesellschaft und tollen Ausflügen. An dieser Stelle noch einmal ein HERZLICHES DANKESCHÖN an Conny und Leslie für die spontane Einladung und den erhaltenen Einblick und an Evi und Manfred für das gemeinsame Arbeiten und den Ausflug!

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Kommentare: 4
  • #1

    Conny (Sonntag, 22 September 2013 03:27)

    Coole Bilder, war schön mit euch.

  • #2

    MamiPia (Sonntag, 22 September 2013 11:35)

    Einfach genial !!! Diese interessanten Schilderungen Eurer Erlebnisse und die Aufnahmen, die uns die wunderschöne Landschaft Kanadas vor Augen führen. Fernweh macht sich breit..........aber irgendwann, irgendwo werde ich mich zu Euch gesellen........Seid lieb gegrüsst mit einem abrazo fuerte
    MamiPia

  • #3

    Beat (Montag, 23 September 2013 14:32)

    Danke för's Brechtl. Die eine oder andere Frage stellte sich schon während...
    a) Wie viele Touris wohl schon am Gletscher geleckt haben?
    b) Die Auszeitler auf dem Weg ins Messi-Leben (PET lässt grüssen)?
    c) Wie wohl gedünsteter Elch schmeckt?
    d) Was wohl im Stockdunkeln alles so in den Pools passiert (Schinznach-Bad lässt grüssen)?
    e) Angi, das kleine Schweinchen verliebt sich in wen... ? Sie ist doch bereits verliebt...
    f) etc. etc.

    Tolle Berichte, vielen Dank und weiter so :-)
    Liebi Grüsse
    Beat

  • #4

    Anita (Samstag, 02 November 2013 03:55)

    Ehr hend scho mega vell erlaebt ond gseh i dere chorze Ziit vom Reise. Freu mi mega foer euch! Ehr schuerid mis Faernweh schoen!!....ond s'ahluege vo dene schoene Boeuder machts natuerli no schlemmer!! ... de Gypsy i mer chond weder foere :D