Unsere Reise ging nach
2 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen zu Ende. Das "Abenteuer Wiedereinstieg" hat begonnen.

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Nebelsee in Oregon, dafür Sonne pur in den Redwoods und San Francisco

Oh Schreck, der Öl- und Reifenwechsel an unserem Reisegefährt ist bereits wieder einen Monat her. Das bedeutet, dass wir mit unserem Blog wieder einmal etwas in Rückstand geraten sind... Wir holen nun wenigstens einen Teil dieses Rückstandes noch auf, bevor wir ein paar Tage mit Rachel und Chrigu verbringen. Gestern Abend traf nämlich der erste Besuch aus der Schweiz in San Diego ein.

Nachdem wir unserem Truck also eine Öl-Erneuerung und eine "Pediküre" zukommen liessen, gönnten auch wir uns zwei Tage Entspannung auf einem schönen Beach-Campground in Charleston. Leider hatten wir nach einem schönen Tag am Strand einen Wetterumschwung zu verzeichnen und so war am zweiten Tag nichts mit Sonne, Strand und Meer. Trotzdem genossen wir die zwei Tage "Nichtstun". Danach stand aber wieder etwas Action auf dem Programm und wir fuhren von der Küste weg ins Landesinnere. Das Ziel war der 594 Meter tiefe Crater Lake im gleichnamigen Nationalpark. Es handelt sich dabei um den tiefsten See der USA, er hat weder Zu- noch Abflüsse und besteht daher einzig aus Regen- und Schneeschmelzwasser. Vor allem Angi wollte sich diesen See im Vulkan unbedingt anschauen und so nahmen wir die ungefähr 300 Kilometer bis dorthin in Angriff. Die Fahrt wurde trotz Regen zunehmends schöner, lange folgten wir einem Bach mit moosbewachsenen Steinen. Unser Truck meisterte die Höhendifferenz von ca. 1'800 Meter mit Bravour, doch kurz nach der Einfahrt in den Nationalpark mussten wir unser Tempo erheblich verlangsamen - stockdicker Nebel, wir konnten teilweise keine 10 Meter weit mehr sehen. Langsam, ganz langsam, fuhren wir die enge und teilweise stark abfallende Strasse auf direktem Weg zum Campground. Beim Aussteigen bemerkten wir dann, wie kühl es da oben war - uiii, da steht uns eine kalte Nacht bevor... Wir verkrochen uns im Camper, hofften auf besseres Wetter und lagen bald im warmen Bett.

 

Entgegen der Wetterprognose war auch am nächsten Tag nichts zu machen. Genau gleich wie am Vortag waren wir von dichtem Nebel umgeben, zudem nieselte es nun auch noch und war einfach a....kalt. Vom Crater Lake keine Spur! Nicht einmal ein bisschen blau konnten wir erkennen, dabei muss der See so schön sein... Nach einem Film im Visitor Center wussten wir, wie es aussehen KÖNNTE. Angi war enttäuscht und verfluchte den Nebel mehrmals, aber auch das änderte nichts. Da keine Wetterbesserung in Sicht war, beschlossen wir, uns noch am gleichen Tag wieder auf den Weg an die Küste zu machen. Ausser einer Lodge und dem Visitor Center gab es dort oben keine Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Zum Trost gönnten wir uns in Roseburg ein super Nachtessen beim Mexikaner. Nach einer aussergewöhnlich langen Suche nach einem Übernachtungsplatz gabs am nächsten Tag eine kalte Dusche für Angi. Der Boiler streikte und so gab es heute nur sehr beschränkt Warmwasser, das gerade mal für Claudio reichte. Okay - in diesem Ausflug schien irgendwie der Wurm drinzustecken.

Die Weiterfahrt führte uns wieder dem bekannten Highway 101 entlang. Und wieder einmal können wir von einem Wasch-Erlebnis berichten ;-) Mit ganz viel Wäsche der letzten Tage suchten wir in Brookings eine öffentliche Wäscherei auf. Bereits beim Betreten des Raumes fiel uns auf, dass der Boden irgendwie nass ist. Bei genauerem Hinsehen wurde klar, dass hier mindestens eine Waschmaschine ausgelaufen sein muss, der Teppichboden war stellenweise klitschnass und hatte hier und da erste Ansätze von Algen... Zu diesem Zeitpunkt war unsere Wäsche leider schon in der Maschine :-) Am Ende war die Wäsche dann auch so etwas wie sauber und nach dem Tumblern fehlten "lediglich" die Anti-Statik-Tücher und zwei Socken. Leider natürlich eine von Angi und eine von Claudio. Bei der Ursachenforschung entdeckten wir dann einen nicht wenig grossen Spalt zwischen Trommel und Türe - irgendwo da unten liegen nun unsere Socken und die Tücher - ganz bestimmt nicht alleine!

Brookings ist eine der letzten Ortschaften entlang des Highway 101 in Oregon, bevor die Grenze zu Kalifornien erreicht wird. So verliessen wir beautiful Oregon und erreichten sunny California. Bevor wir in den für die Mammutbäume bekannten Redwood-Nationalpark fahren konnten, legten wir einen Aufenthalt in Crescent City ein. Nach ein paar Nächten in State Parks ohne Strom mussten wir nun definitiv wieder einmal einen Campingplatz mit Stromanschluss anfahren um die Versorgerbatterien aufzuladen. Wir gehören der ganz klaren Minderheit an und reisen ohne Krachmacher, auch Generator genannt. Kaum angekommen lernten wir unsere Nachbarn, welche gerade vom Surfen zurückgekommen waren, kennen. Sybille und Michael aus Hamburg, ebenfalls etwas länger und im eigenen Wohnmobil unterwegs. Dass sich aus dieser kurzen Begegnung dann sogar ein gemeinsames Reisen für ein paar Tage entwickeln würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar :-)

 

Beim Mittagessen wurden wir auf die Seehunde aufmerksam, welche sich ganz in der Nähe aufgehalten haben. Das laute Heulen oder Bellen war weitherum zu hören und machte uns neugierig. Rasch fanden wir die lustigen Kerle auf einem Bootssteg im Hafen. Ein Wach-Seehund sorgte zuverlässig dafür, dass niemand zu nahe kam. Die restlichen Tiere lagen gemütlich in der Sonne und machten ihre typischen Geräusche.

 

Wir verlängerten unseren Aufenthalt für eine Nacht und lernten in dieser Zeit Bille und Michi besser kennen. Es gab immer wieder kurze, nette Gespräche tagsüber und so verabredeten wir uns zum gemeinsamen Barbecue am Abend. Bald wurde klar, dass wir hier zwei sehr sympathische, gleichgesinnte Reisende getroffen haben, wir verstanden uns gut und der Abend war lang :-)

Am nächsten Tag machten wir uns auf in den Prairie Creek Redwoods State Park. Wir wollten auf dem Gold Bluffs Beach Campground übernachten, mit nur 26 Plätzen ein kleiner Platz. First come, first serve... also waren wir früh unterwegs. Bille und Michi wollten später nachkommen. Die Zufahrt zum Campground war abenteuerlich und nun wurde auch klar, weshalb hier nur kleine Fahrzeuge zugelassen sind, doch der Campground liegt wunderschön direkt am Meer. Die Fahrt hat sich definitiv gelohnt! Am früheren Nachmittag erreichten auch Bille und Michi den Platz - damit hätten wir nicht mehr gerechnet! Wir waren uns fast sicher, dass sie ihrem Wohnmobil diese teils sehr steile und kurvige Zufahrt ersparen würden. Doch nichts da, sie meisterten die Strecke und erreichten den schönen Beach Campground ebenfalls. Gemeinsam machten wir uns danach auf in den Fern Canyon, eine Schlucht mit von Farn bewachsenen Felswänden. Der Canyon gefiel uns sehr gut, besonders auch deshalb, weil man ihn nicht einfach durchlaufen konnte. Überall gab es Hindernisse in Form von kleinen Bächen und umgefallenen Bäumen zu überwinden. Da die Strecke durch den Fern Canyon nicht lang war, hängten wir noch eine etwas grössere Schlaufe durch die Redwoods an. Wir erreichten den Strand dank erhöhtem Schritttempo gerade zum Sonnenuntergang wieder... sicher haben die Bären, Pumas, Kojoten, usw. schon auf uns gewartet - tja, Pech gehabt! :-)

 

Der einzige "Nachteil" an diesem Campground waren die Duschen. Da das Wasser nur über Sonnenkollektoren erwärmt wird und diese nachts bekanntlich nichts abbekommen, war die Dusche wieder einmal entsprechend kühl... Doch Angi hat im Verlauf der Reise ein neues Motto entwickelt: Hauptsache eine Dusche, kalt oder warm!

Nach einer sternenklaren, aber sehr kalten Nacht verliessen wir den schönen Platz und fuhren gemeinsam mit Bille und Michi den Weg zurück auf die Hauptstrasse. Zum Glück war die Zufahrtsstrasse trocken und auch ihr etwas grösseres und schwereres Wohnmobil schaffte die Strecke zurück. Wir verabschiedeten uns von den beiden und hofften, sie vielleicht irgendwann und irgendwo wieder einmal anzutreffen.

 

Wir fuhren dann zum "Big Tree", welcher die Besucher mit gewaltigen Dimensionen konfrontiert: Höhe 92,6 m, Durchmesser 6,6 m, Umfang 20,7 m und geschätzte 1'500 Jahre alt. Wenn man davor steht, fühlt man sich ganz, ganz klein... Nach einem kurzen Marsch durch den Wald ging es weiter zur "Avenue of the Giants". Die Fahrt durch den Wald mit diesen riesigen Bäumen war beeindruckend, auch mit Truck und Camper fühlten wir uns ganz klein. Leider konnten wir mit unserem Gefährt nicht alle Strassen in den Redwoods befahren. Mit über 3 Metern Höhe hätten wir sonst wohl den einen oder anderen Baum touchiert und so unseren Camper demoliert. So beliessen wir es bei den Fahrten auf dem Newton B. Drury Scenic Parkway und der Avenue of the Giants.

 

Die Nacht verbrachten wir auf dem Parkplatz eines Mini-Casinos in Laytonville. Casinos sind eine beliebte Variante als Gratis-Standplatz. Zum ersten Mal versuchten wir unser Spiel-Glück, kauften ein Guthaben von 10 Dollar, welches vom Casino auf 20 Dollar verdoppelt wurde und legten uns mit dem Automaten an. Wow, wie schnell das Geld verloren geht... :-) Nach ein paar kleineren Gewinnen stoppten wir das Ganze und lösten unseren "Gewinn" von 5 Dollar ein. Ein Erfolg war das ja nicht gerade, aber was nicht ist, kann ja noch werden...

Nach einer überraschend ruhigen Nacht auf dem Casino-Parkplatz ging unsere Fahrt weiter, zurück über Branscomb an die Küste nach Westport. In Fort Bragg wollten wir dann eigentlich kurz den Glass Beach besuchen. Anscheinend wurden an diesem Strand früher Glas, Keramik, Töpfe und vieles mehr entsorgt und so gibt es da heute abgeschliffene, farbige Glas-Stücke am Strand. Da jedoch viele Leute die Stückchen sammeln und mitnehmen, muss man sich heute richtig durch den Sand und das Seegras wühlen, um überhaupt noch etwas zu finden. Der Glas-Strand war jedoch bald Nebensache und unsere Aufmerksamkeit galt einer Rettungsaktion gleich nebenan. Feuerwehr, Polizei, Ambulanz - alles war vor Ort und niemand wusste, was eigentlich geschehen war. Es folgten zwei Helikopter, ein kleinerer Heli und ein grösserer der Cal Fire. Die ganze Rettungsaktion mit Seilwinde war beeindruckend für uns, sicher aber kein Vergnügen für den Verunfallten. Später erfuhren wir, dass ein Mann die Klippen heruntergestürzt war und aufgrund der Verletzungen nicht über den Landweg geborgen werden konnte.

In Bodega Bay, bekannt durch Alfred Hitchcock's Film "Die Vögel", bereiteten wir uns auf die nächste bevorstehende Grossstadt San Francisco vor. Normalerweise sieht unsere Reise ja so aus, dass wir einfach einmal drauflosfahren und uns dann erst nachmittags oder abends um einen Übernachtungsplatz kümmern. In der Nähe von grösseren Städten empfiehlt es sich jedoch, sich bereits vorgängig etwas schlau zu machen und sich für einen Übernachtungsplatz zu entscheiden. Sonst verliert man ganz schnell viel Zeit mit Herumfahren und irgendwann auch die Nerven ;-) So hat es sich bei uns eingespielt, dass sich Angi im Internet durchklickt, Foren und Bewertungen liest und dann einen Campingplatz heraussucht, der unseren Bedürfnissen am besten entspricht. Mit diesem Vorgehen sind wir bis jetzt ganz gut gefahren.

Nach einem Abstecher über Santa Rosa erreichten wir also anfangs Oktober San Francisco, viertgrösste Stadt in Kalifornien. Für uns beide war es der erste Besuch, dementsprechend gespannt waren wir. Gut ausgestattet mit Stadtplan und allen möglichen Informationen seitens der Campingplatzbetreiberin machten wir uns mit dem Bus auf den Weg in die Stadt. Das erste Highlight war natürlich die Fahrt über die Golden Gate Bridge. So oft auf Bildern oder in Filmen gesehen und plötzlich fährt man selber darüber, immer wieder ein tolles Gefühl. Wir blieben eine ganze Weile im Bus sitzen und genossen so eine Art Stadtrundfahrt. Klar wollten wir auch möglichst bald einmal mit einem Cable Car mitfahren und landeten bei der Fisherman's Wharf. Wir schlenderten den Piers entlang und spürten da erstmals die Auswirkungen des Shutdowns. Die Ausflüge zum ehemaligen Hochsicherheitsgefängnis auf Alcatraz waren bis auf unbestimmte Zeit abgesagt worden.

Am zweiten Tag bestiegen wir anstelle des Busses die Fähre, um in die Stadt zu gelangen. Die Fährfahrt war uns sehr empfohlen worden und wir wurden nicht enttäuscht. Mit einem Höllentempo brauste die Fähre von Marin nach San Francisco, es windete uns fast vom Schiff. Zu Fuss erkundeten wir Chinatown und später den Union Square. Mit Claudio (ausgeprägter Shopping-Muffel) im Schlepptau, hielt sich Angi's Tour durch die Läden stark in Grenzen :-) Abends liessen wir es uns so richtig gut gehen im Matterhorn, einem Schweizer Restaurant an der Van Ness Avenue. Es gab dort alles, wonach sich ein Schweizer Magen nach sechs Monaten im Ausland sehnt: Käsefondue, Raclette, Cordon bleu, etc. Nachdem wir erst vor kurzem ein Fondue auftreiben konnten, entschieden wir uns dieses Mal für ein Raclette. Es war einfach suuuper! Feiner Käse, Gschwellti, Cornichons und Silberzwiebeli... Zu Angi's grosser Überraschung gabs sogar Bündner Röteli, der Abend war spätestens jetzt einfach perfekt! :-) Nach einem kurzen Schwatz mit der Schweizer Wirtin machten wir uns dann mit vollen Bäuchen zu Fuss auf in Richtung Fisherman's Wharf. Der Verdauungsspaziergang tat ganz gut. Als wir unseren Bus auf der anderen Strassenseite abfahren sahen, waren wir sogar noch zu einem Spurt in der Lage. Geholfen hat es jedoch nichts und so warteten wir eine Stunde auf den nächsten.

Tag 3 in San Francisco widmeten wir grösstenteils der Golden Gate Bridge. Wir hatten grosses Glück mit dem Wetter, an allen Tagen war es schön und warm. Vom berühmt berüchtigten Nebel um die Brücke war weit und breit nichts zu sehen. Wir spazierten von der Südseite aus über die Brücke und das Ganze wieder zurück. Es gefiel uns sehr, die Brücke und auch die Stadt aus den verschiedenen Blickwinkeln sehen zu können. Mit dem Bus fuhren wir anschliessend zum Golden Gate Park, bevor wir nochmals den Piers entlang schlenderten. Ohne Zweifel ist San Francisco eine coole Stadt, für Claudio ist sie die neue Nummer 1 unter den bisher besuchten Städten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Manuela Basso (Dienstag, 22 Oktober 2013 18:41)

    so cool... da kommen die Erinnerungen... :-)