Grand Canyon - Yosemite - Yellowstone - Death Valley - Zion - Bryce Canyon - usw. Diese und viele andere Nationalparks der USA sind weltbekannt, jede/r hat mindestens einmal etwas darüber gehört, gelesen, Bilder davon gesehen oder durfte sie selber erleben. Höchste Zeit also, dass auch wir den einen oder anderen Nationalpark in den "Lower 48s" (Staaten der USA ohne Alaska und Hawaii - Ausdruck wird vor allem in Alaska verwendet) besuchen.
Nach der wirklich genialen Zeit bei Peggy und Markus steuerten wir als erstes den Yosemite Nationalpark an. Dieser liegt im zentralen Hochgebirge Sierra Nevada in Kalifornien, von Aptos aus sind dies also nur etwas mehr als fünf Stunden Fahrt. Schon kurz nach der Einfahrt in den Nationalpark stellten wir fest, dass wir einen super Zeitpunkt für einen Besuch erwischt hatten. Mitte November war die Hauptreisezeit vorbei, Platzprobleme auf dem Campground gab es definitiv nicht und die Blätter an den Bäumen leuchteten in den schönsten Farben. Bei der Einfahrt auf den Campingplatz wurden wir von einem Ranger ausführlich über Bären und Verhaltensregeln aufgeklärt. Letzte Nacht hätten sie einen Bären auf dem Campingplatz gehabt. Leider haben wir nicht mitgezählt, wie oft wir auf unserer Reise schon zum Thema Bären informiert wurden, es waren einige Male... sicher richtig so. Nur leider kommen die Informationen wohl nicht bei allen an resp. es scheint sie nicht zu interessieren, bis dann wirklich ein Bär auf der Suche nach etwas Essbarem ums Zelt oder um den Camper schleicht.
Gut eingedeckt mit Informationen aus dem Visitor Center erkundeten wir den Yosemite mit vielen kleineren und einer grösseren Wanderung. Für die grössere Wanderung organisierten wir ein Ticket für den Bus, welcher uns auf den Glacier Point auf 2199 Meter brachte. Während die meisten ein Retourticket im Sack hatten, standen uns eine rund 6-stündige Wanderung und 975 Höhenmeter ins Tal bevor (und nein, es ging nicht immer nur bergab...). Die Aussicht vom Glacier Point war sehr eindrücklich, dennoch nahmen wir bald den Panorama Trail zurück ins Tal in Angriff.
Keine 30 Minuten unterwegs stoppte Claudio plötzlich, hielt Angi am Arm zurück und sagte: "Da onde isch er!" Angi, natürlich keine Ahnung, wer wo sein soll, fragt: "Wär?!" Claudio's kurze Antwort: "De Bär!!!" Angi's Gedanken, was Claudio da gerade gesagt hatte, waren noch in vollem Gange, als sie den vor uns sitzenden Schwarzbär entdeckte. Tatsächlich... ein Bär - und wir sitzen nicht im Auto und wir sind auch nicht weit weg, etwa 10 Meter trennen uns. Im ersten Moment gehen einem da ein paar Gedanken durch den Kopf (Bär, ruhig bleiben, Bär, nicht wegrennen...). So machten wir ein paar Schritte weg, Claudio fotografierte und Angi beobachtete gespannt, wie das Tier sich verhält. Die Gedanken des Bäres waren wohl etwa: "Mist, die haben mich gesehen... was guckt ihr denn so doof? Mann, jetzt muss ich mich noch bewegen...". Denn er schaute uns die ganze Zeit an und als er bemerkte, dass wir nicht von der Stelle wichen, stand er auf und machte sich ganz langsam und gemütlich ab ins Gebüsch. Das war eine Begegnung! Sehr unerwartet, obwohl wir wussten, dass es auch hier Bären gibt, aber auch einmalig schön und bewegend.
Der weitere Weg führte uns an verschiedenen Wasserfällen vorbei, Illilouette Fall - Nevada Fall - Vernal Fall. Um diese Jahreszeit alle mit relativ wenig Wasser, aber dennoch schön. Leider machte irgendwann Claudio's Knie nicht mehr richtig mit und bereitete ihm nach dem vielen Bergab-Wandern grosse Schmerzen. Die letzten zwei Kilometer wurden für ihn zur Tortur, wir kamen erheblich langsamer voran, das Tageslicht verabschiedete sich allmählich und so erreichten wir den Camper, als es bereits stockdunkel war :-)
Nicht gerechnet hatten wir damit, dass wir den Tioga Pass noch befahren und somit den Yosemite Nationalpark in östliche Richtung verlassen können. Wir hatten uns eigentlich bereits darauf eingestellt, den Park über den Südausgang zu verlassen, da der Pass in der Regel wegen Schnee ungefähr von Oktober bis Juni gesperrt ist. Klar liessen wir diese Gelegenheit nicht aus, nahmen den Pass in Angriff und bereuten es definitiv nicht. Super Wetter, tolle Landschaft und eine steile Abfahrt mit Blick auf den Mono Lake. Diese Fahrt hat sich gelohnt, unser Truck meisterte den Anstieg mit Bravour und die Bremsen verrichteten ihre Arbeit ebenfalls zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Gerade zur richtigen Zeit erreichten wir den Mono Lake und fuhren direkt ins South Tufa Reserve, wo man Tuffstein-Skulpturen bewundern kann. Kurz vor Sonnenuntergang hatten wir bestes Licht und konnten ein paar tolle Fotos von den "Türmen" machen. Die Region um den Mono Lake wird mittlerweile geschützt, da der Wasserspiegel durch exzessive Entnahme von Grundwasser für Los Angeles während rund 60 Jahren um 15 Meter gesunken war.
Nachdem wir bis zum Eindunkeln mit der Besichtigung der Tuffstein-Skulpturen beschäftigt waren, legten wir die nächsten Kilometer wieder einmal im Dunkeln zurück. Es ist aber auch eine Umstellung - im hohen Norden Kanada's und in Alaska wurde es im Sommer gar nicht mehr dunkel und jetzt plötzlich wieder so früh... So erreichten wir die kleine Stadt Bishop, ohne dass wir eine Ahnung davon hatten, wie es hier eigentlich aussieht und stellten uns auf einen Campingplatz. Erst am nächsten Morgen sahen wir, wie schön es hier ist und wurden von Barbara und Walter angesprochen, unseren Platznachbarn. Die zwei Luzerner sind ebenfalls etwas länger und im eigenen Auto unterwegs, klar kamen wir ins Gespräch und beschlossen sogleich, am Abend nochmals zusammenzusitzen. Aus einem kleinen Apéro entstand ein gemeinsames Nachtessen mit Dessert und vielen interessanten Gesprächen. Leider haben wir uns, trotz ähnlicher Reisepläne, seither nicht mehr angetroffen.
Unser nächstes Ziel war der Death Valley Nationalpark. Doch vorher machten wir einen kleinen Abstecher in die Alabama Hills, berühmt für die orangefarbenen Granitfelsbögen. In diesem Gebiet wurden zahlreiche Filme, meist Westernfilme, gedreht. Wir befuhren somit die Movie Road und unternahmen zwei, drei Spaziergänge zu bekannten Felsbögen und anderen Gesteinsformationen. Natürlich liessen wir es uns nicht nehmen, in dieser coolen Gegend ein bisschen herumzuklettern...
Der Death Valley Nationalpark ist der trockenste in den USA. Vom Wetter wurden wir ja in den letzten Wochen verwöhnt, es war also nicht der Regen, der uns in das Tal des Todes trieb. Vielmehr war es die grosse Neugier, dieses extreme Gebiet einmal selber zu erleben und das bei angenehmen Temperaturen im Spätherbst. Wir hatten bereits auf der Anfahrt beschlossen, die erste Nacht in Panamint Springs auf dem Campingplatz zu übernachten. Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, war dies ein super Entscheid. Die Übernachtung auf dem Platz kostete unschlagbare $ 7.50 (mit Duschen!), während dem Registrieren im Office sahen wir einen Kojoten draussen herumschleichen und später genossen wir den Aufgang des Vollmondes an unserem Lagerfeuer. Romantik pur! :-)
Als wir Panamint Springs am nächsten Morgen verliessen, fuhren wir nicht weit und begegneten einem alten Bekannten wieder... dem Kojoten. Kurz entflammte in ihm wohl die Hoffnung, etwas Essbares serviert zu bekommen. Natürlich wurde er bitter enttäuscht, schmiss sich aber trotzdem für ein paar tolle Fotos in Pose. Ein schönes Tier!
Wenig später hielten wir auf unserem Weg zur Furnace Creek Oase kurz bei den Mesquite Flat Dunes. Irgendwie fühlten wir uns bei diesem Anblick beide in unsere Kindheit und den Familienurlaub in Tunesien zurückversetzt :-) Kurz darauf erreichten wir das Furnace Creek Resort mit Campground. Dort erholten wir uns zwei Tage von den Reisestrapazen und genossen bei angenehmen Temperaturen um die 24 Grad den Pool. Schliesslich mussten wir die Anlage in der Wüste testen, bevor wir dann Ende Dezember mit unserem nächsten Besuch aus der Schweiz hier zu Gast sind ;-)
Klar fuhren wir auch zum Badwater, dem tiefsten Punkt Nordamerikas (85,5 Meter unter dem Meeresspiegel). Auch im November war es hier schweisstreibend warm, wir möchten nicht wissen, wie unglaublich heiss es hier im Sommer ist... Klar geben verschiedene Informationstafeln Auskunft über die Durchschnitts-Temperaturen, aber wie sich das im Sommer anfühlt, blieb uns zum Glück erspart. Auch dem Artist Drive und dem Zabriskie Point statteten wir einen Besuch ab, der Aussichtspunkt wäre bei Sonnenauf- oder -untergang wohl noch eindrücklicher. Das merken wir uns für das nächste Mal.
Das Death Valley hinter uns gelassen und wieder einmal eine Übernachtung bei Walmart trauten wir unseren Augen und Ohren beim Erwachen kaum. Seit langer Zeit regnete es wieder einmal und das in Strömen, ein Ende war auch nach Konsultation der Wetterprognose nicht in Sicht. Nach etwas Reiseplanung und längerem Hin und Herüberlegen auf dem Walmart-Parkplatz entschieden wir uns, in Richtung Lake Mead aufzubrechen. Während der Autofahrt (es schüttete nur einmal an diesem Tag) kam uns plötzlich die Idee, endlich einmal ins Kino zu gehen. So sahen wir den Film "Last Vegas" ganz in der Nähe von Las Vegas. Wir zwei und fünf Rentner im Kinosaal... die fünf Rentner hatten ihren Spass und wir auch, wer den Film kennt, weiss weshalb ;-)
Auch der nächste Morgen war noch von heftigem Wind und Regen geprägt. Glücklicherweise liess der Regen bald etwas nach und so besichtigten wir den Hoover Dam, welcher sich auf der Grenze der beiden Staaten Arizona und Nevada befindet. Da die Grenze zwischen den Bundesstaaten genau in der Mitte der Staumauer verläuft, gilt für die östliche Hälfte die Mountain Time und für die westliche Hälfte die Pacific Time. Die Talsperre wurde hauptsächlich gebaut, um die Wasserabgabe in den beiden Staaten und Kalifornien kontrollieren zu können. Weiter dient sie aber auch der Gewinnung von elektrischer Energie. Fast genau so eindrücklich wie der Hoover Dam ist die 2010 eröffnete Mike O'Callaghan - Pat Tillman Memorial Bridge über den Colorado River. Diese Brücke ist mit 270 Meter Höhe richtig hoch und definitiv nichts für Leute mit Höhenangst... Die Planung der Brücke, der Bau und vieles mehr werden den Besuchern auf Info-Tafeln erläutert. Trotz Kälte und Wind verbrachten wir einige Zeit dort, beobachteten Leute mit Höhenangst und lasen die spannenden Informationen.
Nach einem weiteren Erwachen mit prasselndem Regen auf dem Camper-Dach machten wir uns auf die Suche nach besserem Wetter und verliessen die Region um Boulder City. Wir steuerten den Valley of Fire State Park an, erledigten unterwegs jedoch noch ein paar Einkäufe und fuhren einmal mehr erst bei Dunkelheit auf einen Campingplatz. Die Anfahrt in der Dämmerung liess bereits erahnen, dass wir uns hier in einer schönen Gegend aufhielten. Doch der erste Blick am Morgen aus dem Fenster haute uns fast um. Wir standen inmitten von grossen, roten Sandsteinformationen - defintiv einer der schönsten Campingplätze bisher! Zudem liess sich die Sonne wieder blicken, was will man mehr... Wir nahmen an einem Ranger Walk teil und erfuhren so einiges über die Petroglyphen (in Stein gearbeitete Felsbilder aus prähistorischer Zeit), die er uns unterwegs zeigte. Auch die Fire Wave, ein Gestein mit wellenförmiger Struktur, liessen wir uns nicht entgehen. Unglaublich, was die Natur alles zustande bringt! Uns beiden gefiel das Valley of Fire wirklich sehr gut, wir empfinden diesen State Park als DEN Geheimtipp schlechthin. Einmal mehr war auch das Visitor Center wirklich den Besuch wert, die schöne Ausstellung ist sehr aufschlussreich und vermittelt auch einen Eindruck über die früheren Besucher dieses Tals. Zudem wartet das Visitor Center mit lebenden Tieren auf, welche wohl vor allem nachts im Tal unterwegs sind - Spinnen, Schlangen, Skorpione, Eidechsen, usw.
Nur ungern verliessen wir den genialen Valley of Fire State Park, aber schliesslich warteten ja noch andere Parks darauf, von uns bestaunt zu werden.
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Mami & Peter (Dienstag, 10 Dezember 2013 18:41)
Wow so schön....... super Wätter mega schöni Bilder..... mir gseh dir heit die Kamera vou im Griff!!! Viele Dank für die immer wieder spannende Brichte und geniale Fotis, so chöi mir doch ou immer chli Abentür miterläbe und Uszyt näh!!!
Uf dr Monschterwanderig het gloub nid nume dr Claudio Problem gha, Angi du gsesch ömu ou nüm grad so füsch us :-) Ja s'Valley of Fire gseht würcklich ou ganz schön us aber ig hoffe haut immer no uf mis Blüemli im Death Valley ;-)
Dr countdown louft, ig bi ganz zaplig..... und mir fröie üs riesig bis gli.....
Liebi Grüess und gueti Fahrt us dr A....Kälte
Mami & Peter
MamiPia (Dienstag, 10 Dezember 2013 21:21)
Hallo ihr Lieben,
"so wünsche ich euch Beiden alles Liebe
viel Freude, Sonnenschein und keine Hiebe
auch Gesundheit, euer höchstes Gut
und bei den Bären - im Fall - den nötig Mut!"
Das war der letzte Vers mit meinen Glückwünschen vor eurer Abreise....und siehe da, ein paar Monate später macht ihr Bekanntschaft mit Meister Petz. Uff, welch ein Gefühl, nicht im schützenden Raum des Autos sitzend......aber ihr habt Mut bewiesen und Ruhe bewahrt!
Der Bericht ist, wie immer sehr interessant und die Aufnahmen sensationell. So reise ich, wenn auch zeitverschoben mit und freue mich ob der einmalig schönen Natur!
Es grüsst herzlich
MamiPia
Christine,Gerhard + Yves (Mittwoch, 18 Dezember 2013 20:09)
Liebs Angi, liebe Claudio
Endlich melde ich mich bei euch Beiden und ich möchte mich ganz herzlich für die Karte von Euch bedanken. Wau.... ich bin wirklich überwältigt von Euren Reiseberichten mit den wundervollen Fotos dazu. Danke, dass Ihr uns teilhaben lasst an Eurem grossen Abenteuer. Wir wünschen Euch weiterhin eine gute Reise und wir warten schon ganz gespannt auf Euren nächsten Eintrag.
Mit ganz lieben Grüssen
Christine, Gerhard und Yves