Unsere Reise ging nach
2 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen zu Ende. Das "Abenteuer Wiedereinstieg" hat begonnen.

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Touristenmagnete, Margaritas und einsame Strände

"Sei mutig...

befreie dich...

lasse Verpflichtungen und Termine für eine Zeit lang Zuhause...

erlebe was Freiheit wirklich bedeuten kann...

treffe andere Kulturen...

meistere das Leben in anderen Ländern...

Bin wieder mal zutiefst dankbar für diese unbezahlbare Lebenserfahrung."

 

Claudio's Facebook-Spontangedanken zu unserer Auszeit sollen dieses Mal die Einleitung unseres nächsten Reiseblogs sein. Was uns sonst bewegt hat und was wir erleben durften folgt in den nächsten Zeilen.

Nach den Strandtagen am schönen Playa El Coyote fuhren wir auf dem "Highway 1" in Richtung Loreto. Dort liessen wir uns im "Rivera del Mar RV Park" nieder. Die Batterien wollten wieder einmal geladen, die Tänke gespült und Wasser aufgefüllt werden. Am Nachmittag machten wir unsere Klappräder startklar und erkundeten Loreto - die erste wirkliche "Altstadt", welche bei uns punkten konnte. Nach ein paar frisch zubereiteten Empanadas (gefüllte Teigtaschen) in einem kleinen Restaurant radelten wir für eine kurze Pause wieder zurück. Der Campground war vermutlich wegen dem Super Bowl (Seattle Seahawks gegen die Denver Broncos) fast wie ausgestorben. So fuhren wir später nochmals ins Dörfchen und suchten auch für uns eine Bleibe um den Final zu sehen. In Augie's Bar hatten wir alles gefunden: Ein Haufen Amis, etliche Fernseher, kühle Margaritas/Coronas und zu unserem Erstaunen sogar noch "free football food". So bedienten wir uns mit Hot Dogs, Kartoffel-/Tomatensalat, Sandwiches und anderen leckeren Sachen. Das Abendessen hatte sich somit erübrigt und aus "gesundheitlichen Gründen" liessen wir das Weitertrinken sein :-D

Da uns Loreto wirklich gefiel, packten wir auch am nächsten Tag unsere Klappräder und erkundeten den Rest der Altstadt sowie den Hafen. Nach zwei Nächten verliessen wir Loreto und auch die paar Amerikaner auf dem Campingplatz, welche uns (wegen der Schweizer-Flagge am Auto) offenbar für zwei Ärzte hielten. "Are you some kind of medicine??" "No. This is the flag of Switzerland." war Angi's kurze Antwort. Dass Switzerland nichts mit Swaziland zu tun hat, musste Angi ihnen dann auch noch erklären. Was man auf Reisen nicht alles erleben darf... ;-)

Es ist eigentlich erstaunlich, wie wir uns zwischenzeitlich auf kleinem Raum organisieren können. Wir sind nicht nur ein gutes Team, sondern auch noch ein eingespieltes dazu. Nebst Dingen, die uns mittlerweile auch in Mexiko einfach von der Hand gehen (wie Einkaufen, Wäsche waschen, Reise planen, kleinere Reparaturen machen, Gas besorgen, Blog schreiben, usw.), gibt es sie ab und zu doch noch: kleine Herausforderungen und Highlights des Alltags. Nach einiger Zeit erklärte sich Claudio bereit, dass Angi ihm seine inzwischen reichlichen Kopfhaare schneiden durfte. Also, ab nach draussen und los gings. Ehrlich gesagt, das Resultat konnte sich (nach mehr als einer halben Stunde schnipseln und probieren) sehen lassen. Mission "erster kostenloser Reisehaarschnitt" war geglückt.

Der nächste Halt nach Loreto war dann in Ciudad Constitución, eine Stadt mit viel Betrieb und Läden. Weiterfahren wollten wir an diesem Nachmittag nicht mehr und so suchten wir eine neue Bleibe. Die 275 Pesos waren für den Campingplatz-Betreiber wohl gut verdientes Geld. Die (dreckigen) Duschen liefen nicht, von einem funktionierenden WiFi keine Spur. Egal, manchmal zieht man halt eine "Niete", zum Glück haben wir unsere eigene Dusche und WC mit dabei. Am nächsten Morgen erhielt dafür unser Reisegefährt von Claudio eine dringend nötige Wäsche und so haben wir uns die Hochdruckreiniger-Waschstation (die es hier aber ja sowieso fast gar nicht gibt) defintiv gespart.

Nach drei Stunden Fahrt standen wir dann in La Paz. Dies ist die Hauptstadt der Baja California Sur, dem unteren Teil der Halbinsel. Mit über 200'000 Einwohnern war hier auch wieder etwas mehr los. Ohne uns zuerst in das Getümmel zu schmeissen, richteten wir uns im Campestre Maranatha gemütlich ein.

Am nächsten Tag warteten wir auf den öffentlichen Bus, welcher "herangewunken" werden musste. Dies klappte prima und so sassen wir nach dem Bezahlen der 20 Pesos für 2 Personen (ca. Fr. 1.40) inmitten von Einheimischen. Uns gefällt diese Art zu Reisen sowieso, erstens steht der Camper in Sicherheit und zweitens kriegt man etwas von der lokalen Bevölkerung mit. An der Endstation stiegen wir aus und liefen mal in Richtung Malecón, der Promenade am Meer. Nach einem kleinen Zmittag schlenderten wir durch die Altstadt und schauten dem Treiben in den Strassen zu. Am späteren Nachmittag suchten wir unsere Rückfahrgelegenheit. Schliesslich, nach zirka einer halben Stunde Busstation suchen, gelang dies auch. Am nächsten Tag verliessen wir La Paz wieder, denn wir werden ja für den Karneval Ende Februar 2014 wieder zurückkehren.

So fuhren wir weiter dem Meer entlang nach Tecolote. Vorbei am Fähranleger (die Fähre werden wir später zum Rübersetzen auf das Festland ja noch benutzen) und danach direkt auf den Strandplatz. Dort darf man gratis stehen und es ist dort auch eigentlich sehr schön. Wäre an diesem Tag nicht der Wind gewesen, welcher ziemlich fest blies und uns so den Nachmittag ein bisschen vermieste. Der Strandspaziergang fiel ins Wasser, die Sandkörner peitschten uns entgegen und der Camper wurde durch den Wind hin- und hergerüttelt. So standen wir dann halt nur für eine Nacht dort und suchten am nächsten Tag nach einem schöneren oder besser gesagt, windstilleren Platz. Wir verliessen Tecolote und fuhren gemütlich weiter in Richtung Südspitze.

 

In Todos Santos sahen wir per Zufall einen Markt und so entschlossen wir uns, diesen anzusehen. Nach ein paar Runden im Verkehr fanden wir schliesslich einen geeigneten Parkplatz und so erkundeten wir das Dörfchen zu Fuss. Der Markt war sehr touristisch, man wurde sogleich überall von den Verkäufern angequatscht - fast wie auf einem tunesischen Bazar. Da wir beide dies nicht so mögen war der Markt bald gesehen. Die dringend benötigte Stärkung vor der Weiterfahrt fanden wir schnell, dieses Mal liessen wir die Margaritas jedoch sein.

 

Im Dorf El Pescadero landeten wir zuerst im "Pescadero Surfcamp". Der Chef sei nicht da, wir könnten uns in die Einfahrt stellen, wurde uns gesagt. Als wir uns in den zugewiesenen, engen Platz manövrieren wollten, sprach uns ein anderer Gast an. Er wisse da einen Stellplatz, welcher direkt am Meer und um einiges schöner sei! Er würde uns diesen gerne zeigen. So fuhren wir ihm nach, zugegeben mit gemischten Gefühlen. Über sandige Holperpisten landeten wir tatsächlich auf einem ehemaligen Campground, welcher vor ein paar Jahren durch einen heftigen Wintersturm verwüstet worden war. Egal, die möglichen Stellflächen im Sand sahen gut aus. Wir bedankten uns bei unserem Lotsen und offerierten ihm ein kühles Bierchen aus dem Kühlschrank. Selbstverständlich gönnte sich Claudio auch eines ;-)

 

Die nächsten fünf Tage verbrachten wir direkt am Strand. Wir lernten unsere netten Nachbarn, den typischen Kanadier Ben sowie Jenny, Garret und ihre kleine Viola, ebenfalls aus Kanada, kennen. Diese Strandtage waren einfach herrlich. Wir verbrachten unsere Zeit mit Spaziergängen, spielten mit der kleinen Viola und auch mit den Hunden. Ben's Hund Hank war ganz heiss auf "Stöckchen und Bälle werfen", er wollte fast nie damit aufhören und kam immer und immer wieder zu uns mit seinen Spielzeugen. Nicht nur der Hund kam dabei mächtig ins Schwitzen...

Da uns irgendwann Strom und Wasser ausgingen, war es Zeit, den Strand wieder zu verlassen. Wir verabschiedeten uns von unseren jungen kanadischen Nachbarn und fuhren danach über die abenteuerliche Holperpiste wieder zurück in die Zivilisation. Oh ja, zurück in die "amerikanische Zivilisation" - für uns ein Schrecken. Wir landeten in Cabo San Lucas, der Südspitze der Halbinsel. Der erste angefahrene Campingplatz gefiel uns überhaupt nicht, den zweiten für über 500 Pesos die Nacht liessen wir ebenfalls links liegen und so wurden wir vom Betreiber des Campings Villa Serena freundlich empfangen. Die 298 Pesos pro Nacht (ca. 21 Franken) waren für uns okay. Kaum eingerichtet traf eine geführte Karavan-Tour ein. Meist Amerikaner mögen offenbar diese Art von Reise. Bei einem Anbieter werden diese organisierten Touren gebucht, gerne von älteren bis bald betagten Personen mit ihren übergrossen Reisemobilen. Je nach Können der Lenker dauerte das Rangieren halt ein bisschen länger... Egal, irgendwann waren alle parkiert, der aufgewirbelte Staub legte sich und so etwas wie Ruhe kehrte ein.

 

Am Valentinstag setzten wir uns in einen öffentlichen Bus und fuhren ins Zentrum von Cabo San Lucas. Eigentlich sollte diese Stadt in den USA liegen, alle "Ami-Läden" sind hier vertreten. Von McDonald's, Burger King, Subway... es sind alle da. Der Amerikaner soll sich ja schliesslich auch in den Ferien wie Zuhause fühlen. Es gibt sogar eigens Bankomaten für Pesos und gleich daneben für US-Dollars. Manchmal blieb uns wirklich nur ein Kopfschütteln übrig. Man spricht Englisch und an jeder Ecke wird versucht den "Gringos" die Dollarscheine hervorzulocken. Na ja, wir mussten uns somit fast zwangsläufig von den zahlreichen Tourenanbietern am Quai anquatschen lassen - von der Bootstour, Ausfahrt mit dem Quad, Jetskis, Parasailing, alles war zu haben. Wir schlenderten am Hafen entlang, genossen den Blick auf das Meer und erkundeten die kleinen Gässchen mit den etlichen Souvenirshops. Im kühlen Schatten entdecken wir schliesslich eine "Taco-Beiz", wo wir ein gutes und auch günstiges Mittagessen bekamen. Später am Nachmittag landeten wir noch in einer tollen Bar. Die Gespräche mit Antonio, dem Barmann, waren sehr sympathisch und die Getränke lecker. Leicht bes... chwipst liessen wir uns dann mit dem öffentlichen Bus nach Hause chauffieren. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit waren wir zurück und Angi legte sich "nur kurz" hin, damit sie drei Stunden später von Claudio wieder aufgeweckt werden konnte. Tja, das "Reiseleben" ist manchmal tatsächlich anstrengend ;-)

Als Ausgleich zu den Touristenmassen im Zentrum besuchten wir noch die Glasbläserei Vitrofusion. Es war sehr interessant, den Arbeitern bei der Herstellung ihrer Kunstwerke über ihre Schultern gucken zu dürfen. Als wir nur noch zu zweit in der Werkstätte waren, wurden wir eingeladen, die ganze Sache noch näher zu betrachten. Zu unserem Erstaunen lief das Ganze sehr ruhig ab, alles schien sehr eingespielt und konzentriert. Die hergestellten Stücke, zugegeben ziemlich farbig, mussten sich jedoch andere Käufer suchen. Die zerbrechliche Ware würde unsere Reise wohl kaum überleben.

Um dem sehr touristischen Cabo San Lucas zu entkommen fuhren wir mit dem Bus nach San José del Cabo, eine Ortschaft weiter in östlicher Richtung. Gerade noch rechtzeitig fragte ein Mexikaner nach unserem Ziel (die Altstadt) und so hielt der Busfahrer sein Gefährt kurzerhand direkt auf der Strasse an. Wir hatten die eigentliche Haltestelle verpasst und so wären wir viel zu weit gefahren. Manchmal ist eine Karte in den Händen und ein paar Fragezeichen im Gesicht einfach Gold wert :-D
Zu Fuss erkundeten wir die Altstadt, schlenderten in den kleinen Gässchen herum. Es war heiss (um 36 Grad) und so liessen wir den Tag gemütlich angehen. Andere Touristen waren nur vereinzelt da. Bereits vorher war uns die grosse Militärpräsenz aufgefallen, doch es kamen je länger je mehr Fahrzeuge angefahren. Was ist denn hier los? Auch die Einwohner und Ladenbesitzer wussten nicht Bescheid. Egal, wir gönnten uns ein wirklich feines Mittagessen in der Pizzeria La Dolce (dies musste auch wieder mal sein). Zu unserem grossen Erstaunen erhielten wir keine "undefinierbaren Teigkuchen" oder andere "sogenannten Pizzen". Nein, die waren wirklich seeeehr lecker und so verwöhnten wir uns darauf gleich noch mit zwei feinen Desserts. Nach dieser fänomenalen Stärkung sahen wir weiter dem Treiben auf der Plaza zu. Eine Hochzeitsgesellschaft erweckte Angi's Interesse und so sassen wir bald vor der naheliegenden Kirche. Zuerst betraten die Gäste die Kirche, dann eine Horde "Brautjungfern" mit ihren Begleitern und irgendwann dann das Brautpaar. Die Eingangstür wurde wohl wegen der Hitze offengelassen und so konnten wir sogar das Gelübde, inklusive "Ja-Wort", mitkriegen, respektive den anschliessenden frenetischen, minutenlangen Applaus. Die Mexikaner sind wohl auch in der Kirche ein "Feier-Völkchen" - muy simpático!
Das Rätsel um die Militärpräsenz hatte sich anschliessend auch noch gelüftet. Es handelte sich offenbar um eine Darbietung, um den Mexikanern ihr Militär schmackhaft zu machen und wohl auch um Nachwuchs zu rekrutieren. Die Präsentation wurde mit Militärmusik und offizieller Ansprache eröffnet. Ein paar Demonstrationen (von Diensthunden, Fahrzeugen, Waffen, usw.) rundeten die Sache ab. Es schien uns, dass sich das Interesse der Einheimischen jedoch in Grenzen hielt und eine gewisse Distanz zu spüren war. Egal, wir freuten uns über die Abwechslung und über die "moderne mexikanische Flugzeugflotte", welche wohl nur aus ein paar PC7 der Pilatus-Flugzeugwerke aus der Schweiz besteht.

Nach bald einem Monat haben wir uns mittlerweile schon ganz gut an Mexiko gewöhnt. Jedoch wird uns das wirkliche Mexiko wohl erst auf dem Festland erwarten. Zu gross sind hier auf der Baja California die Einflüsse der Amerikaner. Wir haben uns an die trockene Hitze, die freundlichen Menschen, die "Einfachheit" (z.Bsp. Duschen, WC's)  und den überall vorhandenen Staub gewöhnt. Die Baja gefällt uns sehr gut - das Leben meint es nach wie vor gut mit uns.

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Kommentare: 2
  • #1

    Isabelle (Dienstag, 04 März 2014 21:10)

    Wow, es ist immer wieder interessant, was ihr so alles erleben dürft und auch die Fotos sind genial. Bin sicher es bleibt so positiv. Ja nur nicht aus der Ruhe bringen, macht weiter so und geniesst es.
    Die Luzerner Fasnacht geht heute leider mit einem verregnetem Tag und wohl auch die ganze Nacht zu Ende. Naja schauen wir mal was die Basler Fasnacht nächste Woche für Wetter bringen wird. Machts gut und liebe Grüsse aus Emmenbridge

  • #2

    MamiPia (Mittwoch, 05 März 2014 11:32)

    Hallo ihr Lieben, mit grosser Freude habe ich heute euren neuen Blog gelesen und die Fotos bestaunt. Super gemacht. Bei den Aufnahmen sind mir so paar kleine Details aufgefallen, wie z. B.
    - T-Shirt von Claudio mit dem VW - Emblem: doch ein bisschen
    Heimweh nach deinem T.......
    - Eure Namen auf dem Armaturenbrett
    - Angi und Seehund: zwei knackige Füd....s
    - C&A Herz: süss
    - Internet-Adresse im Sand
    - weiter habt ihr euer "Lotterleben" gegen - die grosse Freiheit - getauscht....... geniesst sie in vollen Zügen, denn mit jedem neuen Tag schwindet sie und wird dem Arbeitsleben Platz machen müssen...........
    Liebe Grüsse und weiterhin gute Fahrt
    MamiPia