Unsere Reise ging nach
2 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen zu Ende. Das "Abenteuer Wiedereinstieg" hat begonnen.

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Tequila, Guadalajara und Cordon bleu

Nachdem wir nun zwei Monate fast ununterbrochen am Meer gelebt hatten, wurde es langsam Zeit, sich (zumindest vorübergehend) davon zu verabschieden. Vor allem die südliche Hälfte der Baja California und auch die Pazifikküste Mexiko's haben uns sehr gut gefallen. Die Neugier auf das Hochland wurde aber immer grösser...

Von Puerto Vallarta aus fuhren wir also rund 200 km weiter südlich an die Boca Beach. Zweifelsohne ist dieser Campingplatz genial gelegen - unter hunderten von Palmen direkt am Meer kann man so richtig ausspannen. Doch leider hat auch dieser Platz seine besten Zeiten längst hinter sich... Alles ist ein bisschen am verlottern, gewisse Einrichtungen (z.Bsp. Waschmaschinen) gibt es gar nicht mehr. Das einzige was konstant geblieben ist, ist der hohe Preis... Überhaupt sind viele Campingplätze in einem schlechten Zustand. Seit die amerikanischen Camper nicht mehr nach Mexiko reisen, bleibt der grösste Teil der Gäste aus und so wirken viele Plätze heruntergekommen und vernachlässigt.

Nach einem gemütlichen Tag am Strand und in der Hängematte machten wir uns auf den Weg nach San Patricio - Melaque, nur ein paar Kilometer weiter. Dort bezogen wir einen Platz mitten im Dorf und direkt am Strand. Für uns der ideale Ort, um uns nun also vorübergehend vom Meer zu verabschieden. Zusammen mit Hilu und Sigo gönnten wir uns in einem Strand-Restaurant ein paar Margaritas, dies war der perfekte Ausklang.

Tatsächlich fuhren wir am nächsten Tag über Manzanillo und Colima zu unserem ersten Ziel im Landesinnern, dem aktiven Vulkan "Volcán de Colima". Einmal mehr ging es über abenteuerliche Wege zum ausgesuchten Campingplatz, doch sowohl unser Gefährt wie auch Pummel, der Mercedes-Truck von Hilu und Sigo, meisterten die Anfahrt. Später ging es zu viert mit Pummel sogar noch weiter dem Vulkan entgegen und wir hatten riesiges Glück. Der vor sich hin rauchende Vulkan spuckte gerade in dem Moment, als wir das Auto abgestellt hatten und ausgestiegen waren, eine gewaltige Asche- und Rauchwolke aus. Zu Fuss versuchten wir, noch näher an den Vulkan heranzukommen, was allerdings wohl eine mehrstündige Wanderung bedeutet hätte. So bestaunten wir den Vulkan noch ein wenig aus sicherer Distanz, doch der hatte sich schon wieder beruhigt.

Weiter ging es dann am folgenden Tag an die Laguna de Chapala, genauer gesagt nach Jocotepec. Der Ort und auch der von uns besuchte Campingplatz liegen direkt am grössten See Mexiko's. Leider mussten wir auch hier wieder feststellen, dass der grosse Platz mehr oder weniger vor sich hinvegetiert. Es waren zwar ein paar Angestellte vor Ort, die tonnenweise Laub zusammenwischten, doch die nötigen Renovationen werden wohl auch hier nicht erfolgen... Wirklich schön war allerdings das Plätzchen beim Leuchtturm. Besonders abends war die Stimmung dort einfach sensationell. Wir legten wieder einmal einen Waschtag ein und erledigten eine weitere Pendenz: Die Beschriftung unseres Campers auf der Front, in Ergänzung zum "Suiza" auf dem Heck.

Wäschemässig alles im sauberen Bereich und selber gut erholt fuhren wir weiter nach Guadalajara, heute die zweitgrösste Stadt Mexiko's. Eigentlich wollten wir den einzigen Campingplatz in Guadalajara anfahren, doch dieses Vorhaben stellte sich als Knacknuss heraus... Bewaffnet mit den Koordinaten sollte ja eigentlich nichts schiefgehen, wenn diese dann auch stimmen würden... Egal. Fakt ist, dass wir den Campingplatz mit Hilfe des Personals eines in der Nähe liegenden Restaurants gefunden haben und sozusagen als Dank dort ein super feines mexikanisches Abendessen mit Live-Musik genossen haben. Was will man mehr? :-)

Gleich am nächsten Tag gingen wir also zu viert auf Erkundungstour in die Stadt. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir ins Zentrum und stiegen bei der Kathedrale aus. Die schöne Kathedrale wird von vier Plätzen umgeben. Nur schon die Besichtigung dieser vier Plätze und der Kathedrale nehmen einiges an Zeit in Anspruch, dazu kommen natürlich diverse andere Gebäude sowie die Fussgängerzone, weitere Plätze und natürlich der unglaublich grosse Markt. Die Markthalle ist eine der grössten in Mexiko und es wird einfach alles angeboten. Unser erster Besuch von Guadalajara fiel auf einen Freitag und daher war auch am Abend einiges los. Auf den Plätzen um die Kathedrale fanden diverse Aufführungen statt. So bestaunten wir eine Kindertanzgruppe und lauschten einem klassischen Konzert, bevor wir uns dann auf den Rückweg machten.

Leider bekam Claudio am Tag nach der Stadtbesichtigung "Montezumas Rache" zu spüren. Mit Bauchschmerzen und Durchfall verbrachte er den grössten Teil des Tages im Bett oder auf unserem WC (zum Glück haben wir ja ein eigenes im Camper!). Natürlich war Claudio auch am nächsten Tag noch nicht fit. Hilu und Sigo verabschiedeten sich, sie machten sich auf den Weg nach San Miguel de Allende, wo wir uns bestimmt wieder treffen werden, da sie einen ganzen Monat dort bleiben.

Tags darauf fühlte sich Claudio dann soweit wieder gut und wir wagten es noch einmal in die Stadt. Wir schauten uns den Palacio de Gobierno genauer an und wurden belohnt. Das Gebäude alleine ist schon super schön, noch eindrucksvoller sind jedoch die Wandmalereien im Treppenhaus oder im Kongresssaal. Gemütlich spazierten wir auch noch zu der einen oder anderen Kirche, doch schon bald hatte Angi ein komisches Gerumpel im Bauch... Zum Glück traten wir sofort die Rückreise auf den Campingplatz an. Kaum im Camper angekommen, ging das Programm "Montezumas Rache" nämlich bei Angi los. Somit waren wir wieder für einen Tag schachmatt gesetzt :-)

Ausgesch... Nein, das schreibt man nicht. Einigermassen fit also nahmen wir noch einmal einen Anlauf und fuhren wieder mit dem Bus ins Zentrum. Mit einem Hop-on, Hop-off-Bus wollten wir auch die etwas weiter entfernten Teile der Stadt erkunden. Die erste Tour führte uns nach Zapopan, wo wir unter anderem die eindrückliche Basilika zu Gesicht bekamen. Die zweite Tour führte uns nach Tlaquepaque, welches für sein Kunsthandwerk bekannt ist. Leider war Angi halt doch noch nicht ganz auf dem Damm, die Mittagshitze machte ihr daher extrem zu schaffen und wir beschlossen, gemütlich etwas essen zu gehen und die restlichen zwei Touren sausen zu lassen. Eigentlich gar nicht nach Angi's Geschmack, aber wenn der Körper nicht mitmacht, soll man ja auch nichts erzwingen.

Trotz den "Zwangspausen" hat uns Guadalajara sehr gut gefallen. Im Zentrum bewegt man sich am einfachsten zu Fuss, wir haben uns kein einziges Mal unsicher gefühlt. Erwähnenswert ist vielleicht das absolut chaotische öffentliche Bussystem. Es verkehren Busse ohne Ende und sie sind sehr preiswert, allerdings ist nicht so ganz klar, welcher Bus denn nun wo fährt und welche Ziele er anfährt. Die Fahrt in die Stadt war kein Problem, aber die Fahrt aus der Stadt raus, zurück auf den Campingplatz - das ist ein anderes Thema. Wir schafften es erst beim dritten Anlauf, die richtige Kombination der verschiedenen Busse ausfindig zu machen und mussten zweimal ein Taxi nehmen. Doch wie wir gehört haben, ist dies auch bei den Einheimischen nicht anders :-) Im Übrigen ist eine Busfahrt in Guadalajara alleine schon ein Abenteuer. Die Busfahrer führen sich auf, als wären sie auf der Rennstrecke. Auch wenn für alle klar ist, dass sie maximal 100 Meter fahren können bis zum nächsten Abbremsen, treten sie wie die Irren aufs Gaspedal - um dann nach 50 Metern eine Vollbremsung zu machen. Für die Fahrgäste natürlich nicht gerade angenehm... Die oft aufgehängten Kreuze oder Jesus-Bilder sind hier nicht ganz fehl am Platz und ersetzen wohl die dringend benötigten Schutzengel...

Nach einer Woche in Guadalajara wurde es für uns Zeit, wieder weiterzuziehen. Wir wollten unbedingt der Herstellung des Tequilas noch auf den Grund gehen, lag doch die kleine Stadt Tequila gleich um die Ecke. So fuhren wir nach Etzatlán zu Delia's Trailer Park, wurden freundlich begrüsst und genossen den für einmal sehr gepflegten Campingplatz. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag damit, die zahlreichen Leguane auf dem Platz zu beobachten und Angi konnte sich nun vollständig erholen.

Gesund und gefrässig machten wir uns am nächsten Tag also auf den Weg nach Tequila. Unterwegs hielten wir noch in Magdalena, einem kleinen Dorf, wo wir durch den Markt schlenderten. In Tequila angekommen benötigten wir einiges an Zeit, um einen Parkplatz für unser Gefährt zu finden und besuchten dann die Destillerie José Cuervo. In einer kleinen Gruppe lotste uns die Führerin durch die verschiedenen Räume und erklärte den Vorgang für die Herstellung von Tequila. Die Räumlichkeiten waren sehr schön und auch der Rundgang selber wäre eigentlich interessant gewesen, hätte die Führerin nicht so einen Affenzahn drauf gehabt. Natürlich gab es unterwegs immer mal wieder etwas zum Probieren, von gegarten und zerkleinerten Agaven-Herzen über das Destillat bis hin zum fertigen Tequila. Zum Schluss gab es dann auch noch einen Margarita - salud!

Als nächstes folgten wir einem Tipp von anderen Reisenden und fuhren nach Atotonilco El Alto, östlich von Guadalajara. In dem kleinen Dorf Santa Elena suchten wir Charly's Restaurant. Von einem freundlichen Schweizer betrieben und sehr gutes Essen, das hatten wir bisher gehört und gelesen und hofften natürlich, genau das vorzufinden. Claudio's Vorfreude auf sein erstes Cordon bleu seit Beginn unserer Reise war gross... Tatsächlich erreichten wir das Restaurant am frühen Nachmittag und lernten Charly kennen. Wir wurden super freundlich empfangen und kurze Zeit später ging Claudio's Wunsch in Erfüllung... Ein Cordon bleu, oder besser gesagt, hier ein Cordon azul wurde serviert. Wie ein Stück Fleisch ein Leuchten in die Augen eines Mannes zaubern kann... :-) Doch auch Angi als Vegetarierin kam nicht zu kurz, auch für sie war innert Kürze ein Menü zusammengestellt und wir liessen es uns schmecken.

 

Im Verlauf unseres Aufenthalts bei Charly lernten wir auch seine Familie und einige seiner Freunde kennen. Einerseits war da Valentin, der Geschäftsführer der Getreidemühle in Atotonilco El Alto, andererseits Salvador, der Käser. So kam es, dass wir von Valentin, einem ebenfalls nach Mexiko ausgewanderten Schweizer, eingeladen wurden, die Mühle anschauen zu gehen. Das liessen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und besuchten ihn an seinem Arbeitsplatz. Einer seiner Mitarbeiter zeigte uns dann den Betrieb und erklärte uns die verschiedenen Prozesse. Sehr eindrücklich und unglaublich, was für die Herstellung von Mehl alles dahintersteckt. Valentin zeigte uns anschliessend das neue Labor, welches wohl über die modernsten Geräte in Mexiko verfügt.

 

Natürlich statteten wir auch der Käserei von Salvador einen Besuch ab. Er selber war leider zu diesem Zeitpunkt nicht da. Das hielt uns aber nicht davon ab, uns einmal quer durch sein Sortiment zu probieren... :-) Seine freundliche Angestellte schleppte alle möglichen Sorten von Käse heran und wir trauten unseren Augen kaum. Brie, Raclette, alles da! Salvador hat sein Handwerk übrigens unter anderem in der Schweiz gelernt. Wer kann da schon widerstehen... Mit fast zwei Kilo Käse verliessen wir den Laden wieder :-)

 

Insgesamt blieben wir ganze fünf Tage bei Charly und konnten die unglaublich grosse Gastfreundschaft geniessen. Für unseren Truck organisierte er kurzerhand noch den Öl- und Ölfilterwechsel, wir durften mit ihm und seiner Familie ein typisch mexikanisches Mittagessen geniessen und feststellen, dass einmal mehr ein Schweizer sein Paradies im Ausland gefunden hat. An dieser Stelle ist vielleicht auch noch zu erwähnen, dass Claudio in den fünf Tagen drei Cordon bleus und zwei Bratwürste, jeweils als Vorspeise, verdrückt hat (an zwei Tagen war das Restaurant geschlossen). Diese Bilanz spricht für sich... Das Essen ist sehr lecker und Charly ein super Typ. Herzlichen Dank für alles! Auch Valentin und Salvador ein grosses Dankeschön! Valentin für die ermöglichte Besichtigung der Getreidemühle und Salvador für den feinen Käse, der uns über ein paar Wochen begleiten wird.

Am 10. April 2014 gab es dann wieder einmal eine Gelegenheit für Claudio, einen Kuchen zu backen... Unser 1-jähriges Reisejubiläum! Auch Charly war kreativ tätig und dachte beim Brot backen an uns. So gab es ein Brot in Form einer 1 für uns!

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Kommentare: 3
  • #1

    charly (Sonntag, 20 April 2014 20:09)

    weiterhin viel glück und schöne abenteuer!

    saludos
    charly + team

  • #2

    Christoph (Dienstag, 22 April 2014 09:26)

    Haha, bei Claudio's Bilanz musste ich gerade laut los lachen :) Kann ich aber gut nachvollziehen...! :)

  • #3

    valentin huber (Mittwoch, 23 April 2014 17:39)

    die besten wuensche fuer Euere weiterreise
    valentin