Unsere Reise ging nach
2 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen zu Ende. Das "Abenteuer Wiedereinstieg" hat begonnen.

Erhalte unseren Newsletter

Einsames Labrador, Grossstädte und Canadian Hockey

Eines der letzten grossen Abenteuer unserer Reise stand uns nun also bevor: der Trans-Labrador-Highway. Dafür nahmen wir die rund eineinhalbstündige Überfahrt von St. Barbe (Neufundland) nach Blanc Sablon (Québec), direkt an der Grenze zu Labrador, auf uns. Angi fühlte sich schlecht, weil die kleine Fähre hin und her schunkelte. Aber voraussichtlich war dies ja die letzte grössere Fahrt mit einer Fähre auf unserer Reise. Es regnete nicht wenig, Angi war es übel und so beschlossen wir nach unserer Ankunft in Blanc Sablon kurzerhand, die Nacht gleich beim Besucherzentrum zu verbringen.

Am nächsten Tag war immer noch ein "Sauwetter", doch das konnte uns nicht viel anhaben. Also los - Labrador wir kommen! Wir waren sehr gespannt auf diesen Teil der Provinz. Das Gebiet von Labrador ist etwa so gross wie Italien, wird jedoch von weniger als 30'000 Personen bewohnt, wovon etwa 30 % Ureinwohner (wie z.B. Inuit) sind.

 

Nach einem kleinen Einkauf passierten wir die Grenze von Québec zu Labrador und fuhren zum Point Amour Leuchtturm. Den hatten wir für uns alleine, denn es schüttete immer noch wie aus Kübeln. Um nicht total durchnässt zu werden, rannten wir vom Parkplatz zum Eingang und öffneten (schon ziemlich nass) die Eingangstüre. Zwei weibliche Angestellte, welche sich die ruhige Zeit mit Stricken vertrieben, waren erstaunt, dass sich bei diesem Wetter überhaupt jemand in "ihren Leuchtturm" verirrte. Sie begrüssten uns freundlich und wir waren wie erwartet die einzigen Besucher im Museum und im Turm. Insofern war es speziell, dass wir nebenbei den höchsten Leuchtturm von Neufundland und Labrador erklommen haben. Der Wind pfiff durch die Scheiben des Leuchtturms und der Nebel bescherte uns eine mystische Stimmung. Der kleine Ort in der Nähe, L'Anse Amour, konnte bei der letzten Zählung im Jahr 2006 übrigens 8 Einwohner aufweisen... :-)))

In West Saint Modeste fanden wir unsere nächste Bleibe. Bei diesem Wetter machte es einfach keinen Spass durch die neblige Gegend zu fahren. Als Stärkung und passend zum Wetter gab es wieder einmal ein Schweizer Fondue aus unseren wertvollsten Vorräten. Der nächste Tag versprach zum Glück Wetterbesserung. Davon überzeugten wir uns am Nachmittag auf einer kleinen Wanderung. Die Holzstege führten uns in die Höhe, wo sich ein herrlicher Ausblick bot.

Im kleinen Dörfchen Red Bay steuerten wir gleich das Besucherzentrum der "National Historic Site" an. Die Ausstellung zum Thema Walfischfang der Basken in dieser Region im 16. Jahrhundert war interessant. Mit einem kleinen Boot liessen wir uns auch zur nahe gelegenen Saddle Island fahren. Wir erhielten einen Beschrieb zu einigen Ausgrabungsstätten und gingen zu Fuss weiter auf Entdeckung. Leider brauchte man für die "Hinterlassenschaften" der früheren Bewohner seeeehr viel Vorstellungsvermögen! Ausser ein paar Grashügeln erkannten wir gar nichts - aber eben, darunter sollten sich Ausgrabungen befinden. Später holte uns das Boot wieder ab und wir fuhren weiter nach Port Hope Simpson. Dort hatten wir nämlich ausnahmsweise mal einen Abholtermin.

Die Tourismusbehörde von Labrador gibt Besuchern einige Tipps für das Bereisen von Labrador mit auf den Weg. Unter anderem machen sie darauf aufmerksam, dass der Trans-Labrador-Highway bei starkem Unwetter geschlossen werden kann und es auf der ganzen Strecke keinen Telefonempfang gibt. Dafür stellen sie Reisenden Satelliten-Telefone zum ausleihen zur Verfügung. Weil wir auf der über 900 Kilometer langen Strecke von Port Hope Simpson nach Labrador City durch das "Nichts" möglichst sicher unterwegs sein wollten, holten wir also ein Satelliten-Telefon bei einer Ausgabestelle ab. Als finanzielle Absicherung, sollten wir das Gerät nicht mehr zurückbringen oder es tatsächlich benützen müssen, diente unsere Kreditkarten-Information.

 

Im wenig aufregenden Port Hope Simpson fanden wir nach einer etwas längeren Suche schliesslich doch noch einen schönen Übernachtungsplatz direkt am Wasser. In einem kleinen Einkaufsladen erwischten wir sogar eine letzte Packung NeoCitran. Diese nützte (auch noch mit schon länger verfallenem Ablaufdatum) gegen Claudio's Erkältung. Das eher wechselhafte, nasskalte und trübe Wetter der letzten Tage hatte bei ihm Spuren hinterlassen. Aufgrund der Wetterprognosen wollten wir aber unbedingt am nächsten Tag starten und den ersten Teil des Trans-Labrador-Highways bei möglichst trockenem Wetter in Angriff nehmen.

 

Ab sofort waren wir also nur noch auf "gravel roads" (Schotterstrassen) unterwegs. Erstaunlicherweise waren diese gar nicht so mies wie erwartet. Vermutlich waren wir von den Strassen Zentralamerikas einiges mehr gewohnt und so erhielten die ersten 240 Kilometer Tagesstrecke die Bewertung "gut". Dafür brauchten wir auch nicht mehr als sechs Stunden. Der Höhepunkt auf der eintönigen Strecke war tatsächlich die Sichtung eines kleinen Kaninchens. Zuerst hoppelte uns dieses vor den Truck-Camper, danach schaute es uns patschnass aus einem Gebüsch zu.

Wir übernachteten an diesem Tag nur ca. 30 Meter neben dem Highway auf einem kleinen Abstellplatz. Ganz selten war nachts noch ein Fahrzeug unterwegs, sonst war von draussen, ausser ein paar Windgeräuschen und Regentropfen, rein gar nichts zu hören.

Die bisherige Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 40 Kilometern pro Stunde auf der Schotterstrasse konnten wir auf der nächsten Etappe von 170 Kilometern erhöhen. Auf den mittlerweile betonierten Fahrbahnen lagen dann plötzlich wieder ungewohnt schnelle 80 Stundenkilometer drin und wir hatten fast das Gefühl zu fliegen. Das Wetter klarte während des Tages auf und zeigte sich wieder von der schönen Seite. Na also, geht doch!

Nach rund 410 Kilometern entledigten wir uns in Happy Valley-Goose Bay der Tankinhalte des Campers und gaben unser Satelliten-Telefon ab. Denn dieses durften wir maximal für 72 Stunden ausleihen, sonst hätte es "Ärger" gegeben - respektive wurde angedroht, den Kaufpreis auf unserer Kreditkarte zu belasten. Lieber nicht.

Claudio machte immer noch seine Erkältung zu schaffen, ein kleines "Pizza-Buffet à discrétion" hob sein Befinden wenigstens ein bisschen. Das Dorf schien vielmehr eine Art "Versorgungsstation" mit Tankstellen, Einkaufsläden, Hotels, usw. zu sein - etwas anschauen oder unternehmen war hier Fehlanzeige. So fuhren wir hinaus nach North West River. Am nächsten Tag besuchten wir dort das interessante "Labrador Interpretation Centre". Es war kein anderer Besucher anwesend und eine Angestellte erklärte uns viel, seeeeehr viel. Irgendwann konnten wir sie in ihrer Euphorie bremsen und die Ausstellung für uns selber anschauen. Wir erfuhren, dass die Zelte am Strassenrand, welche wir bei der Hinfahrt gesehen hatten, tatsächlich bewohnt werden. Die "Alten" leben dort über den Sommer traditionell und geniessen die Ruhe, denn zu Hause wohnen in der Regel mehrere Generationen unter einem Dach.

Das Wetter verschlechterte sich wieder einmal mehr und so fuhren wir (bestückt mit einem neuen Leih-Satelliten-Telefon) die 300 Kilometer nach Churchill Falls fast in einem Zug. Per Zufall fanden wir dort einen Einkaufsladen. Dieser war gar nicht angeschrieben, wieso denn auch? Es wusste ja offensichtlich jeder (zumindest jeder Einwohner), wo sich dieser befindet. Wir Nicht-Einheimische fanden den Laden einfach mit einer Portion Glück und stillten dann dort unsere Gelüste mit Süssigkeiten. Ausser der kurzen Besichtigung der grossen Staumauer eines Stromkraftwerks gab es auch hier nicht viel zu sehen. Das Dorf Churchill Falls wird ausschliesslich von Mitarbeitern des dortigen Wasserkraftwerkes und deren Familien bewohnt. Alle Häuser und Gebäude gehören der Firma und wer nicht mehr dort arbeitet, muss Churchill Falls verlassen. Die Produkte im Einkaufsladen waren, trotz der grossen Abgeschiedenheit, gar nicht teuer. Wir erfuhren, dass der Stromhersteller auch hier seine Finger im Spiel hat. Die Güter werden durch die Firma transportiert und für die Einwohner von Churchill Falls zusätzlich subventioniert. Für uns war es sehr interessant, mit den Leuten dort über ihr Leben zu sprechen. Knappe 300 Kilometer sind es bis Happy Valley-Goose Bay in die eine Richtung, rund 250 Kilometer bis Labrador City in die andere Richtung. Und selbst dort ist nicht viel los... Kein Wunder, schicken die Eltern ihre Kinder in den Schulferien in jedes erdenkliche Frühlings-, Sommer-, Herbst- oder Winterlager, Sport- oder Musikcamp, usw.

 

Wir waren jedenfalls froh, unsere "Zelte" nach einer Nacht in Churchill Falls wieder abbrechen und weiterziehen zu können. Die Strecke bis nach Wabush, einer kleinen Stadt kurz vor Labrador City, brachten wir gut hinter uns und konnten das Satelliten-Telefon unbenutzt wieder abliefern. In Labrador City gönnten wir uns wieder mal ein feines Sandwich von Subway und ein bisschen "mehr Zivilisation" in Form eines Walmart-Besuchs. Das Wetter entwickelte sich von kalten 2 Grad am Morgen zu sonnigen 22 Grad am Nachmittag.

 

Zwischen Labrador City und Fermont verläuft die Grenze zu Québec, also war ab sofort Französisch sprechen angesagt. Leider erfuhren wir, dass das grosse Eisenerz-Bergwerk in der Stadt Fermont zu dieser Jahreszeit keine Betriebs-Besichtigungen mehr anbot. Kein Wunder, Touristen sahen wir nur noch ganz wenige. Wenigstens konnten wir uns von der Grösse eines riesigen Kippers selber überzeugen. Mann-o-Mann, schon nur die Räder sind einfach RIESIG!

So verliessen wir Fermont halt ohne eine Bergwerk-Besichtigung und fuhren weiter. Gegen Abend, das Wetter verschlechterte sich wieder einmal mehr, erreichten wir die riesige Staumauer des Wasserkraftwerks "Manic-5". Wir machten kurz ein paar Fotos vor der Mauer und suchten uns im Dunkeln einen Übernachtungsplatz. Diesen fanden wir auf einem Parkplatz eines Hotels mit Restaurant, zwischen ein paar Lastwagen parkiert. Gute Nacht - wir waren hundemüde...

Die restlichen rund 220 Kilometer bis nach Baie-Comeau am Sankt-Lorenz-Strom waren ein Klacks. Die Strasse war hier immer schön geteert und meistens in gutem Zustand. Nun hatten wir also den Trans-Labrador-Highway gut hinter uns gebracht. Einige Hundert Kilometer später wussten wir wieder einmal mehr, wie es sich anfühlt, wenn man fast alleine auf Schotterstrassen unterwegs war und nur alle paar Stunden wieder mal etwas aus der Zivilisation am Horizont auftauchte. Uns erging es dabei wie vielen anderen Reisenden, ausser dem Kaninchen auf der Strasse und einzelnen, ganz wenigen Vögeln hatten wir in dieser Gegend leider keine Tiere ausmachen können. Es war aber eine tolle Erfahrung, den Trans-Labrador-Highway gefahren zu sein und die Abgeschiedenheit der Bewohner von Labrador erlebt zu haben.

An der Küste angekommen hielten wir immer wieder Ausschau nach den Walen, welche sich hier im Sankt-Lorenz-Strom zu dieser Zeit tummeln sollten. Leider sahen wir keine einzige Flosse. Wir entschieden uns, ein bisschen der Küste entlang in nord-östliche Richtung zu fahren. Unterwegs - so der Plan - wollten wir an einer der etwa sechs Tankstellen Diesel auftreiben. Aber denkste!!! Wie "blutige Reiseanfänger" hatte es uns dann schliesslich eiskalt erwischt, denn keine der folgenden Tankstellen verkaufte Diesel. Oh oh...! Die Tankanzeige zeigte immer weniger noch vorhandene Kilometer an. Und so standen wir wieder an einer "hier-gibts-nur-Benzin-Tankstelle", entschieden uns stehen zu bleiben und irgendwie Diesel aufzutreiben. Auf gut Glück wollten wir nicht fahren, auch wenn es nur noch ein paar Kilometerchen zurück bis nach Baie-Comeau waren. Schliesslich hielt Claudio kurzerhand einen Lastwagen mitten auf der Strasse an. Der Québec-Französisch-Sprechende (diese "Sprache" hat mit dem "klassischen Französisch" übrigens nicht viel zu tun) half uns, nachdem er unser Anliegen dann im zweiten Anlauf auch verstanden hatte. Kurzerhand wurde aus dem grossen Dieseltank des Lastwagens mit einem Schlauchresten Diesel abgezapft und danach in unseren Kleinen eingefüllt. Der Trucker wollte von uns kein Geld annehmen. Schliesslich schafften wir es trotzdem und konnten ihm wenigstens 20 Kanadische Dollar in die Hände drücken. So günstig kamen wir vermutlich noch nie an 20 Liter Diesel :-D Trotzdem hätte diese "Notlage" nicht sein müssen. Tsss tsss... wie blutige Anfänger und das fast am Schluss unserer Reise. Aber eben - shit happens - auch bei uns...

Nach einer ruhigen Nacht nahe am Wasser und einem Resten-Zmorge in Form von verschiedensten Arten von tiefgefrorenem Brot fuhren wir zuerst Diesel tanken. Es war dann auch nicht erstaunlich, dass eine Menge Treibstoff im Tank Platz hatte. Auf unserer Weiterfahrt der Küste entlang wurden wir wieder von besserem Wetter begleitet. Der gestrige Ärger mit dem Diesel war längst verflogen und wir mussten immer wieder mal über unseren "Anfängerfehler" schmunzeln. 

In Tadoussac, einem ziemlich touristischen Dörfchen, erreichten wir einen herrlichen Aussichtspunkt hoch über dem Wasser. Dort hatten wir eine tolle Aussicht auf den Strom und somit war unser nächster Übernachtungsplatz auch schon gefunden.

Am nächsten Tag erkundeten wir Tadoussac. Dieses Dorf ist vor allem für seine Walbeobachtungstouren bekannt. Auf der Suche nach einem Parkplatz fuhren wir zum Hafen. Dort wurden wir gleich von einem Tourenanbieter angesprochen. Er offerierte uns für eine zwei- bis dreistündige Bootstour (auf einem 400 Personenschiff!) den "Studentenpreis" von sagenhaften 64 Dollar pro Person. Wir lehnten ab und fanden schliesslich doch noch einen grosszügigen Parkplatz für unser Gefährt. Auf einem schönen Weg spazierten wir in Richtung Küste zurück und beobachteten da die Wale aus der Ferne. Auch die Tourenanbieter beobachteten wir, wie sie jeweils die Tiere kaum nach dem Auftauchen wieder vertrieben. Das Dorf war bald erkundigt und wir sahen uns noch das 25 Kilometer entfernte L'Anse-de-Roche an. Der Aussichtspunkt direkt am Fluss Saguenay war schön gelegen und wir konnten das ganze Fjord überschauen. Wir genossen die 22 Grad Wärme und schauten einem vorbei schwimmenden Wal zu. Zurück in Tadoussac übernachteten wir nochmals bei unserem liebgewonnenen Aussichtspunkt - wir waren nicht alleine, andere Wohnmobile standen auch in der Nähe.

Bevor wir weiter in die Stadt Québec fuhren, mussten wir wieder einmal ein paar Annehmlichkeiten in Form von Strom, Wäscherei und WiFi für unseren Blog auftreiben. All das fanden wir schliesslich beim tollen Camping Levesque in Saint Siméon. Der Besitzer war bei unserem Eintreffen nicht da, die wenigen anderen Gäste meinten jedoch, dass wir uns einfach irgendwo hinstellen sollten. Der Besitzer kam dann irgendwann später und empfing uns freundlich. Mit dem ganzen "Luxus" genossen wir drei Tage mit Nichtstun, Bloggen, Lesen, Camper und Wäsche waschen, usw. Dieser Aufenthalt tat richtig gut, nachdem wir in den letzten Tagen, oder besser gesagt Wochen, viel unterwegs gewesen waren.

Als nächstes stand die Besichtigung von Québec City auf unserem Plan. Dank einem Tipp von anderen Reisenden fanden wir einen perfekt gelegenen Stellplatz mit einer sagenhaften Aussicht auf die Stadt. In Lévis konnten wir auf dem Parkplatz direkt neben dem Fährterminal 24 Stunden stehen bleiben, und das ganze für ganz kleine 6 Dollar. Der Parkplatzaufseher hatte kein Problem mit unserem Übernachtungsplatz, Hauptsache wir passten korrekt in einen Parkplatz hinein. Also ragte der Camper hinten auf den Rasen hinaus und wir hatten gleich auch eine herrliche Aussicht auf die Altstadt von Québec.

Mit der Fähre gleich nebenan fuhren wir am nächsten Tag gemütlich in die Altstadt. Nach ein paar Minuten Fahrt waren wir schon auf der anderen Seite des hier nur noch schmalen Sankt-Lorenz-Stroms. Wir schlenderten durch ein paar Gässchen, welche uns an "Zuhause" erinnerten - der französische Einfluss war hier gut zu spüren. Wir spazierten hoch zu einer Zitadelle, wo wir einen schönen Rundumblick hatten. Auf den Besuch der Festungsanlage verzichteten wir, schauten uns aber dafür das Parlamentsgebäude an. Die gesparten Eintrittsgelder investierten wir erfolgsversprechend in einer Bäckerei in leckere Pizza und ein feines Dessert (wieder mal Crèmeschnitten "wie Zuhause", mmmh fein...). In "vieux Québec" klapperten wir schliesslich noch ein paar Souvenirläden ab. Angi's "Favoritenpulli" kriegten wir für 40 Dollar, man hätte für das gleiche gute Stück auch glatt 60 Dollar ausgeben können. Wir nahmen es weiter gemütlich und die Fähre führte uns am Abend zurück auf die andere Seite zu unserem Parkplatz. Den Abend verbrachten wir mit lesen, Tagebuch schreiben, Akkus laden und wieder mit einem feinen Fondue - auch die "leckersten Resten" müssen schliesslich mal getilgt werden.

Ein Kreuzfahrtschiff verliess gestern die Stadt und eines kam heute hinzu - demzufolge hatte es wieder einige Leute. Am zweiten Tag besuchten wir eine unterirdische Fort-Anlage. Die Angestellte erfreute sich über unseren Nationalparkpass und wir wiederum hatten Freude am dadurch kostenlosen Eintritt. Nach der Untergrund-Tour hielten wir uns eine Weile in der Hotelhalle des Château Frontenac auf und beobachteten die Leute aus aller Welt. Ufff, die Verschnaufpause in den noblen und weichen Sesseln tat gut. Die Verlockung von Crèmeschnitten und Co. war auch an diesem Tag einfach zu gross und so landeten wir wieder in der schon bekannten Bäckerei. Eine Besichtigung der Altstadt zu Fuss mit einer Führerin rundete den tollen Besuch von Québec ab. Mittlerweile hatten wir uns auch schon an das "komische Französisch" und auch an die etwas "sonderbaren Québecer" gewöhnt.

Auf den nächsten Besuch freuten wir uns besonders. Marthe und Morris, welche wir das erste Mal mit ihrem Truck-Camper in New Brunswick getroffen hatten, hatten uns seinerzeit zu sich nach Pointe-Claire eingeladen. Die Stadt liegt westlich von Montréal, so dass wir auf der Hinfahrt gleich einen Abstecher auf den Mont Royal machten und uns so einen ersten Überblick über die Stadt verschaffen konnten. Diesem Hügel hat die Stadt übrigens ihren Namen zu verdanken. Abends trafen wir dann in Pointe-Claire ein und wurden herzlich von Marthe empfangen. Morris hatte noch geschäftlich zu tun. Bei einem gemütlichen Spaghetti-Nachtessen stellte sich heraus, dass wir beim Bürgermeister von Pointe-Claire und seiner Frau zu Besuch waren. Da waren wir total überrascht! Eigentlich hatten wir ja gedacht, dass Morris pensioniert ist. Doch tatsächlich ist er der Bürgermeister der über 30'000-Einwohner-Stadt. Später durften wir auch Morris begrüssen. Mit einem Schmunzeln erklärte er, dass er den Leuten nicht immer gleich sage, dass er dieses offizielle Amt ausübe. Okay, hätten wir es vorher gewusst, hätten wir uns tatsächlich vermutlich nicht getraut, einfach bei ihnen vorbeizuschauen. Die beiden gaben uns abends noch Tipps auf den Weg für den morgigen Besuch von Montréal, inklusiv einer Kurzführung durch das Stadthaus von Pointe-Claire, denn dort besorgte uns Morris kurzerhand noch ein paar Zug-Fahrpläne. Spätabends gingen wir ins Bett - ab in unseren Camper, welcher in der Einfahrt vom Wohnhaus stehen durfte und dort auch mit Strom versorgt wurde.

 

Nach einem Morgenessen brachte uns Marthe zum Bahnhof. Die Zugfahrt dauerte nicht lange, danach ging es mit dem Bus weiter in die Innenstadt von Montréal. Beim Bell Centre, dem Eishockeystadion, besorgten wir erstmal Tickets. Wir freuten uns jetzt schon auf das Spiel am Abend der Ottawa Senators gegen die Montréal Canadiens. Die noch verbleibenden Stunden schlenderten wir am alten Hafen umher. Erstaunlicherweise konnten wir dort auch mit "Zuhause" skypen. Dies auf dem von der Stadt zur Verfügung gestellten, öffentlichen WiFi.

 

Pünktlich zur Türöffnung waren wir abends vor dem Eishockeystadion und mussten zuerst einen Sicherheits-Checkpoint durchlaufen. Dort wurde uns mitgeteilt, dass unsere Spiegelreflex-Kamera für Aufnahmen nicht erlaubt sein soll. Okay... Also wurden wir freundlich durch eine Sicherheitsangestellte zu einer Garderobe begleitet. Dort gaben wir unsere Kamera halt ab. Da wir ja früh genug vor Spielbeginn in der Arena waren, hatten wir Zeit um den Souvenirshop und die Arena ausgiebig zu betrachten. Das Ding ist einfach wahnsinnig gross - bis man nur auf den Gängen einmal "rundherum" gelaufen ist, vergeht eine lange Zeit. Das Spiel war dann leider eher enttäuschend. Da es ein "Vor-Saison-Spiel" war, ging es theoretisch um nichts. Die Spieler gaben so offensichtlich nicht vollen Einsatz. Zurück nach Pointe-Claire fuhren wir dann wieder mit Bus und Bahn. Ziemlich spät fielen wir glücklich und müde ins Bett.

 

Der nächste Tag stand dann wieder ganz im Zeichen der "Grossstadt-Exkursion". Wir waren wieder stundenlang zu Fuss unterwegs, hatten viel gesehen und zum Glück spielte auch das Wetter prächtig mit.

Tags darauf bereiteten uns Marthe und Morris ein leckeres Frühstück zu. Wir unterhielten uns lange und so kamen wir erst gegen Mittag am Bahnhof von Pointe-Claire an. In Montréal brachte uns die Metro zum Olympia-Stadion, dort besuchten wir zuerst den Biodom und dann das Planetarium. Im Biodom gab es vom Puffin über den Otter, von Krokodilen über Pinguine, von Fröschen über Schlangen, vieles zu sehen. Viele Tiere durften wir auf unserer Reise schon in natura betrachten. Es war Wochenende und somit die Anlage sehr gut besucht - wir gönnten uns etwas abseits eine "kleine Auszeit" und stärkten uns mit Sandwiches. Später betrachteten wir die Ausstellung beim Planetarium, denn auch dort gab es einiges zu sehen. Gegen Abend schauten wir uns die künstlichen Sterne auf der riesigen Projektionsfläche im Planetarium an. Statt auf Stühlen durfte man sich dort auch auf grosse Kissen in der Mitte auf den Boden legen. Dies war so bequem, dass wir beinahe vor Müdigkeit eingeschlafen wären.

Erst nach 20 Uhr kamen wir Zuhause bei Marthe und Morris an. Ein Zettel hing dort an ihrer Türe - wir sollten doch hereinkommen und uns zu ihnen gesellen. Sehr gerne doch! Unsere Unterhaltungen waren immer sehr interessant und es war toll, Geschichten aus ihrem Leben und dem Leben als Bürgermeister zu erfahren.

Dieser Inukshuk ist nun in der Schweiz Zuhause
Dieser Inukshuk ist nun in der Schweiz Zuhause

Nach einer viel zu kurzen Nacht freuten wir uns auf das gemeinsame Morgenessen. Auf dem reichhaltig gedeckten Tisch stand zur Dekoration ein "Inukshuk" - ein Steinmännchen. Cool! Morris meinte noch, wir sollen ihn mal hochnehmen und am Boden nachschauen. Der "Inukshuk" sei von einem bekannten Künstler hergestellt und signiert worden. Okay, gesagt, getan. Die "berühmte Signatur" stellte sich als Widmung und Geschenk von Marthe und Morris heraus und so kamen wir in den Besitz des selbstgebastelten Steinmännchens. Klar, dass wir dieses tolle Erinnerungsstück irgendwie in die Schweiz mitnehmen müssen! Auf jeden Fall!
Nach dem Frühstück nahmen uns die beiden in ihrem Auto mit auf eine private Stadtrundfahrt durch Pointe-Claire. Marthe und Morris zeigten uns die berühmte Windmühle am Wasser (das Wahrzeichen von Pointe-Claire) und einige andere Schönheiten. Am Nachmittag besuchten wir noch ein "Ringette-Spiel" ihrer Enkeltochter. Das ganze fand wie bei einem Eishockeyspiel auf einer Eisfläche statt. Einen Puck gab es jedoch nicht, als Ersatz wurde mit einem Ring gespielt, welcher mit einem abgesägten Eishockey-Stock (also ohne Schaufel) bewegt wurde. Für uns war das ganze unbekannt. In Québec sei dies jedoch sehr populär, vor allem für Kinder und Jugendliche. Nach dem Spiel sahen wir gleich nebenan den ankommenden Flugzeugen beim Anflug auf den Flughafen zu. Auf dem Hügel standen viele "plane-spotter" und es wurde eifrig gefachsimpelt.

Der Höhepunkt des Tages war aber zweifellos das Eishockeyspiel von Morris. Mit seinen 79 Jahren jagt er immer noch dem Puck auf der Eisfläche im Team der Pointe-Claire Oldtimers nach. Wow - eine eindrückliche Leistung! Natürlich, wir zwei wollen im Alter auch so fit sein wie Morris, Kompliment! Und übrigens hätte Claudio mit seinen 41 Jahren auch schon im Team mitspielen dürfen - bei den Oldtimern sind schon Männer ab 35 Jahren willkommen. Das Trainings-Spiel war abwechslungsreich und spannend. Weiter erfuhren wir, dass die Pointe-Claire-Oldtimers schon seit etlichen Jahren in Kontakt mit einem Swissair-Eishockeyteam aus der Schweiz stehen und jedes Jahr Freundschaftsspiele austragen. Somit kannten natürlich Marthe und Morris das eine oder andere aus der Schweiz, inklusive Raclette und Fondue.

Zurück im Haus von Marthe und Morris liessen wir den Abend mit einem feinen Wein und ein paar Snacks ausklingen. Wir verstanden uns bestens und die Gesprächsthemen gingen nie aus. 

Die Zeit bei Marthe und Morris verging wie im Flug. Wir verbrachten ein paar tolle Tage und wurden herzlich aufgenommen. Schliesslich mussten wir aber "Auf Wiedersehen" sagen und waren uns bewusst, dass unsere Reise langsam aber sicher dem Ende zugeht.

Dear Marthe and Morris

Thank you so much for having us. We had a wonderful time and we really enjoyed our stay. It was just great to see the maire of Point-Claire playing icehockey! We admire you and we wish you both all the best. We are looking forward to welcoming you in Switzerland one day. Beautiful mountains, delicious wine, fantastic cheese and chocolate and much more is waiting for you :-)

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Gabi W. (Montag, 28 März 2016 13:08)

    Hallo, Ihr Zwei, just heute morgen dachte ich, dass es schade ist, von Euch keine Post mehr zu bekommen, weil Ihr jetzt keine Zeit mehr habt. Aber siehe da......
    Ja, der Wiedereinstieg ist sicher mühsam, aber wer den Mut zu einer solchen Reise hat, der wird auch "danach" wieder irgendwann zurecht kommen.
    1000 Dank wieder für Eure Unterhaltung, beste Wünsche für gute Jobs und viele, liebe Grüsse - herzlichst - GABI

  • #2

    Katharina Klett (Sonntag, 03 April 2016 20:49)

    Hallo ihr Zwei,
    vielen Dank für den tollen Reisebericht!
    Wenn wir im Ruhestand sind ( so langsam fangen wir an davon zu träumen ;) ! ) , wird diese Gegend sicher auf unserem Reiseplan stehen und da ist es wirklich interessant eure Erlebnisse zu lesen!
    Ganz liebe Grüße und zehrt von den letzten Jahren!
    Katharina und Hubert ( die mit dem kleinen roten Bus ;) )